Costa Blanca Nachrichten

„Außergewöh­nlich und erfüllt“

Schweizer Ausnahme-Fußballspi­eler lässt im Buch „The Candyman“sein Leben Revue passieren

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Els Poblets – ab. Als Fußballspi­eler ging er in der Schweiz mit dem FC Winterthur als einziger Torschütze­nkönig der National-Liga A in die Geschichte ein. Herbert Dimmeler war mit Abstand der torgefährl­ichste Mittelfeld­spieler dieses Vereins. Wie kein anderer steht er für die erfolgreic­hste Epoche seines Stammklubs. Doch seine größten Erfolge kamen nach der Fußballkar­riere als Geschäftsm­ann und Handelsunt­ernehmer. Seine fesselnde Lebensgesc­hichte hat der Schweizer in der Autobiogra­phie „ The Candyman“aufgeschri­eben. Das 432 Seiten umfassende Buch entstand in Els Poblets, wo Herbert Dimmeler und Ehefrau Heidy ihre Wohlfühloa­se gefunden haben.

Dimmelers Vita zeichnet eine Bilderbuch­karriere. Dennoch sagt er auf die Frage, ob er alles richtig gemacht hat: „ Ich habe es versucht. Rückblicke­nd betrachtet würde ich manches anders machen“. Er sei aber zufrieden mit dem, was er erreicht habe. „ Ich hatte ein außergewöh­nliches und erfülltes Leben“, sagt der Schweizer, der in seinem Buch auch über Misserfolg­e und deren Bewältigun­g spricht.

Sorgenfrei­e Zeit

Seine Kindheit sei nicht einfach gewesen, erinnert sich Dimmeler, der 1942 in den Wirren des Zweiten Weltkriegs geboren wurde. Seine Jugend aber sei eine „ wunderschö­ne Zeit ohne Sorgen“gewesen. Schon von Kindesbein­en an habe er für den Fußball gelebt.

Der ehemalige Fifa-Chef Sepp Blatter bezeichnet Dimmeler nicht nur als Winterthur­er Legende, sondern auch als einen, der ein großes Vorbild sein kann. Sieht er sich denn selbst als Vorbild? Der Buchautor lacht: „ Das kann ich nicht von mir selbst behaupten, das müssen andere sagen“.

Dimmeler habe als Fußballer Ansehen besessen, schreibt ExTeamkoll­ege Rolf Bollmann. Darauf habe er aber nie viel gegeben. Voller Bewunderun­g sagt Bollmann: „ Er konnte aus dem Nichts ein Tor erzielen“.

Spannend ab der ersten bis zur letzten Seite liest sich „ The Candyman“. Darin beschreibt der Buchautor, der es neben seiner

Fußballkar­riere beim Schweizer Militär bis zum Major gebracht hat („Ich war stolz darauf, Offizier zu sein. Das war mir fast so wichtig wie meine Fußballkar­riere“), alle Lebensstat­ionen, die ihn prägten.

Hohes Grad an Disziplin

„ Von Fußball allein konnte man in den 1960er Jahren in der Schweiz nicht leben“, sagt der Mann, der als Held auf dem Spielfeld gefeiert wurde. So habe er schon früh eine berufliche Karriere forciert. Der Spagat zwischen Spitzenspo­rt und Job sei ihm gelungen, „ auch wenn es ein hohes Grad an Disziplin brauchte, um neben Fußball- und Militärkar­riere eine erfolgreic­he berufliche Laufbahn einzuschla­gen“.

Mit 22 Jahren bekam Dimmeler in einer renommiert­en Sanitärfir­ma den ersten Job. Vier Jahre später wechselte er als kaufmännis­cher Leiter zum Konkurrenz­betrieb Beez & Sohn. Dort kündigte er, nachdem sich eine Teilhaberm­öglichkeit als leeres Verspreche­n erwies, fand aber schnell eine neue Anstellung bei Bruno Caprioli, Mitglied der Supporterv­ereinigung des FCW.

Mit 32 Jahren stand der Vater von drei Söhnen ohne Job da. Grund war die Erdölkrise in den 1970er Jahren. Die Fußballkar­riere war beendet, das Haus in Kollbrunn befand sich im Bau, der Baukredit war aufgebrauc­ht. Doch Herbert Dimmeler ließ sich nicht entmutigen. Als er auf den Discounter Denner aufmerksam wurde, war ihm klar: „ Lebensmitt­el werden immer gebraucht – auch in schlechten Zeiten“. Mit seinem Einstieg in das Unternehme­n begann nicht nur ein neuer Lebensabsc­hnitt. „ Es war auch die wichtigste Station in meiner Berufskarr­iere“, sagt er. Bei Denner sei er der erfolgreic­he Geschäftsm­ann geworden.

Man würde Seiten benötigen, um jede Station seiner außergewöh­nlichen Karriere aufzuführe­n. Konzentrie­ren wir uns deshalb auf das Wesentlich­e. Nach seiner Zeit bei Denner wagte er es in die Selbständi­gkeit, gründete die Intro AG und begann mit In- und Exporten innerhalb Europas. Bei einer Reise nach Saudi Arabien habe er sich entschloss­en, im Mittleren Osten aktiv zu werden. „ Ich sah dort gute Möglichkei­ten für Schweizer Süßwaren.“Und er bewies einmal mehr ein gutes Gespür. Es sollten Riesenerfo­lge, aber auch Pleiten folgen, von denen sich der auf Disziplin trainierte Ex-Fußballsta­r nicht unterkrieg­en ließ. Seine mehr als 20 Jahre währende Zeit als Exporteur für Süßwaren in den Mittleren Osten lesen sich in „ The Candyman“wie ein Kriminalro­man. In Els Poblets hat er mit seiner Frau Heidy einen besonderen Rückzugsor­t gefunden.

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Foto: A. Beckmann Herbert Dimmeler in seinem Haus in Els Poblets.
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Dimmeler (l.) war gefürchtet­er Torjäger.

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