Feinde der Katzenfreunde
Engagierte deutsche Tierschützerin aus Monte Pego kämpft mit Gegenwind
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Pego – at. 136,48 Euro solle sie als Strafe zahlen, und zwar innerhalb von fünf Tagen, sonst werde ihr Auto beschlagnahmt, erfuhr die in Monte Pego lebende Deutsche Anni Pott eher zufällig und nur, weil die Postbotin ihr kürzlich das entsprechende Einschreiben der Steuerbehörde Suma persönlich vorbeibrachte. Adressiert war es an ihre alte Adresse, „ dabei bin ich schon seit vier Jahren unter einer neuen Adresse registriert“, so die Residentin.
Warum sie diese Summe zahlen sollte, war aus dem Schreiben nicht ersichtlich, und erst nach einem Hindernislauf durch Behörden erfuhr sie, worum es ging: Anni Pott fängt gemeinsam mit Freunden seit rund 14 Jahren Katzen in Monte Pego ein, um sie auf eigene Kosten sterilisieren und gegen Parasiten behandeln zu lassen und sie an Futterstellen gesund zu füttern. Was offenbar nicht bei allen Anwohnern auf Verständnis stößt, sodass sie vor zwei Jahren wegen des Fütterns angezeigt wurde. Mehrere Bußgeldbescheide waren bereits an ihre alte Adresse gegangen und daher niemals bei ihr angekommen – bis zum letzten der Suma. Da sie keins der Schreiben erhalten hatte und sich die rechtliche Lage mittlerweile geändert habe, konnte sie den Prozess mit Hilfe einer Rechtsberatung erst einmal aufhalten.
Jahrelanges Engagement
Dennoch: Die Anzeige brachte bei der Deutschen das Fass zum Überlaufen. „ Es ist ein Skandal, dass diese Möglichkeit der Denunzierung überhaupt in Spanien besteht beziehungsweise bestand“, sagt sie und erzählt ausführlich, wie sehr sie sich in den vergangenen Jahren für Straßenkatzen eingesetzt hat – durch handfestes Anpacken, aber auch finanziell. „ Im Laufe der letzten Jahre habe ich mehr als 6.000 Euro für Kastrationen, Sterilisationen und Tierarzt-Behandlungen ausgegeben.“Zwar zahle Pegos Rathaus seit einigen Jahren einmal im Jahr mehrere Wochen lang Sterilisationen, aber das Geld gehe zunächst an das Tierheim von Aprop – für sie bleibe dann nur noch Geld für wenige Behandlungen übrig.
Und das ist nicht alles. Zwei Jahre lang war Anni Pott Freiwillige bei Dénias Katzenschutzverein Aldea Felina, später opferte sie Zeit und Kraft, um es den Katzen in Pego, nach der Übernahme des Tierheims durch Aprop, besser gehen zu lassen. „ Das Katzenhaus befand sich damals in einem schrecklichen Zustand.“Anni Pott machte sauber, lackierte Böden, baute Schattendächer gegen Sonne sowie stabile
Plätze gegen Regen und kletterte selbst aufs Dach, um Leckstellen zu reparieren. „ Ich war dort praktisch zwei Jahre lang mit der Bohrmaschine unterwegs“, sagt sie.
Vergiftete Katzen
Als Dank für ihr Engagement „ musste ich viele Attacken über mich ergehen lassen“, erzählt die Deutsche. Und nun auch noch die Anzeige. „ Es gibt so viele Katzenhasser in Monte Pego.“Die offenbar vor nichts zurückschreckten. So seien kürzlich über 20 Katzen in ihrer vom Rathaus legalisierten Kolonie in der Calle Claveles verschwunden, „ drei vergiftete Katzen haben wir schon gefunden“und auch die Hauskatze der Nachbarin sei vergiftet worden. Anni Pott, die in dieser Woche Anzeige gegen Unbekannt erstattete, hat einen Verdacht und hofft auf rasche Aufklärung. Auf die Gefahr der Vergiftungen hatte sie schon vor einem Jahr bei der Ortspolizei hingewiesen.
Derweil wartet sie noch darauf, dass Pegos Rathaus ihr einen Ausweis ausstellt, der ihr offiziell bescheinigt, eine berechtigte Katzenfütterin zu sein – dies sei eine neue Maßnahme. „ Nur Füttern, ohne zu sterilisieren, das bedeutet den Tod“, betont die Tierschützerin und verweist auf eine aktuelle Kampagne des Rathauses, das mit Plakaten auf die Bedeutung der Sterilisationen bei Katzen hinweist.
Anni Pott kämpft unterdessen weiter an ihrer Front in Monte Pego, wo sie sich mit dem Unverständnis von Mitmenschen konfrontiert sieht und der Gedanke, „ welche Qualen meine armen Katzen erleiden müssen, weil die Menschen immer brutaler und respektloser werden“, sie nicht loslässt.