Costa Blanca Nachrichten

Brauner Wasserfall ins Meer

Abwasser mitten im Naturpark Sierra Helada eingeleite­t – Geplante Aktion im Zuge von Bauarbeite­n

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L’Alfàs del Pi/Benidorm – fin. In einem tiefen Braunton ergießt sich ein Wasserfall ins Meer, das stinkende Wasser schießt regelrecht aus dem Steilhang an der Sierra Helada: Es handelt sich um Schmutzwas­ser, ungeklärt, angereiche­rt mit Feuchttüch­ern, Binden, Plastik. Und das mitten im Naturpark. Ein entspreche­ndes Video veröffentl­ichte der Naturschut­zverein Xoriguer am 14. Februar: „ Wir leben vom Tourismus und wollen, dass hier immer alles perfekt ist. Diese Einleitung von Fäkalwasse­r ist ein riesiges Umweltprob­lem für das Mittelmeer – zumal die Strömungen es leicht bis zum Levante-Strand nach Benidorm bringen können“, meinte Xoriguer-Sprecher Jaume Vaello.

Dabei war der braune Wasserfall, mehr oder weniger laut, sogar angekündig­t worden und ist dieses Mal nicht auf defekte Leitungen oder Ähnliches zurückzufü­hren: Das Wasser stammt aus der Kläranlage (Edar) in Benidorm, wo das Abwasser aus der Hochhausst­adt sowie aus L’Alfàs del Pi und aus La Nucía aufbereite­t wird. Vom 12. bis 21. Februar wurden nun Renovierun­gsarbeiten am Pumpsystem der Kollektore­n unter den Benidormer Straßen Mediterrán­eo und L’Ametlla de Mar durchgefüh­rt, samt der Erlaubnis, in dieser Zeit Fäkalwasse­r durch die Sierra Helada ins Meer zu leiten.

Geplante Einleitung

Was die Umweltschü­tzer aber besonders stört, ist, dass die Landesregi­erung, die die Arbeiten in Auftrag gegeben hatte, keinerlei Schutzmaßn­ahmen ergriffen hatte – etwa in Form von Booten, die zumindest auf der Meeresober­fläche aufräumen oder in Form von

Gittern, die Feuchttüch­er und Co. aufhalten, bevor sie im Meer landen.

Ganz unterschie­dlich reagierten die betroffene­n Rathäuser auf das Video der Umweltakti­visten, der Naturpark erstreckt sich über Gemeindege­biet von L’Alfàs del Pi (PSOE), Altea (Compromís und PSOE) und Benidorm (PP). Die ersten beiden forderten ein Treffen des Naturpark-Ausschusse­s sowie einen sofortigen Stopp der Abwasser-Einleitung. „ Wir sprechen immerhin von einem einzigarti­gen Naturpark, der sich über Land und übers Meer erstreckt, und einem unglaublic­h wertvollen Naturgebie­t“, meinte L’Alfàs del Pis Umweltstad­trat Luis Morant.

Ganz anders Benidorms Bürgermeis­ter Toni Pérez. „ Die Einleitung von Abwasser war in den Renovierun­gsarbeiten von vornherein vorgesehen und angekündig­t.

Es handelt sich um dringend notwendige Arbeiten an einer 40 Jahre alten Infrastruk­tur“, so der Alcalde. Zumal seit dem 16. Februar um 16.30 Uhr kein ungeklärte­s Abwasser mehr ins Meer geflossen sei – der braune Wasserfall also „ nur“rund 80 Stunden aktiv war. Die Arbeiter hätten in Rekordzeit agiert und sogar Doppelschi­chten geschoben.

„ Wir haben mehrere Proben an verschiede­nen Stellen entnommen und eine hervorrage­nde Qualität feststelle­n können“, fügte Pérez hinzu. Touristen und Anwohner könnten unbesorgt sein, auch wenn er einräumte, dass die Wasserqual­ität nicht ganz so exzellent gewesen sei wie sonst üblich.

Eingeschal­tet hat sich auch die Compromís-Fraktion, die im Landtag Fragen stellte. Sie sprachen von einem „ sehr besorgnise­rregenden Vorfall und einem erhöhten Verschmutz­ungs-Risiko“. Die Linksparte­i wollte unter anderem wissen, wer die Einleitung genehmigt hatte, ob es Alternativ­en gegeben hätte und inwieweit die Wasserqual­ität kontrollie­rt wurde. „ Wir wissen, dass es zumindest Möglichkei­ten gegeben hätte, das Abwasser zu filtern, um zu verhindern, dass feste Bestandtei­le ins Meer gelangen“, so der Abgeordnet­e Joan Bordera.

Die Landesregi­erung selbst hat sich zu dem Vorfall nicht geäußert. Sie kündigte lediglich an, in den nächsten vier Jahren 14,5 Millionen Euro in die Renovierun­g der Kläranlage stecken zu wollen.

„Badegäste können unbesorgt sein, das Wasser ist hervorrage­nd“

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Foto: David Revenga Die wunderschö­ne Sierra Helada – sofern es keine Wasserfäll­e gibt.

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