Ein Leben für den Frieden
Norwegischer Friedensforscher Johan Galtung gestorben – L’Alfàs del Pi trauert um seinen Botschafter
L’Alfàs del Pi – fin/dpa. „ Die, die mich kennen, wissen, dass ich generell einen gewissen Optimismus verbreite“, sagte Johan Galtung 2020 in einem CBNInterview, befragt zur Corona-Pandemie. Am Samstag starb der norwegische Mathematiker, Soziologe und anerkannte Friedensforscher im Alter von 93 Jahren in seiner Heimatstadt Oslo. Nicht nur in Norwegen wird um ihn getrauert, auch in L’Alfàs del Pi, wo Galtung seit 1960 regelmäßig Zeit verbrachte und eine zweite Heimat gefunden hatte. „ Er war einer der besten Botschafter von L’Alfàs del Pi“, sagte Bürgermeister Vicente Arques am Wochenende.
Frieden und Streitschlichtung waren sein Spezialgebiet, Galtung galt als zentrale Figur bei der Gründung der Friedens- und Konfliktforschung, 1959 rief er in Oslo das Institut für Friedensforschung PRIO ins Leben. Später lehrte er unter anderem an der US-Universität Princeton. Der Norweger vermittelte unter anderem zwischen dem IS und dem Westen und befasste sich mit dem angespannten Verhältnis zwischen den USA und Afghanistan. „ Es gibt keine bösen Menschen, es gibt aber böse Ideen. Eine böse Idee ist, dass es böse Menschen gibt“, sagte er einmal.
International bekannt und geschätzt, kannte man ihn in L’Alfàs del Pi als bescheidenen, nahbaren Bürger. Gegenüber dem Norwegischen Kulturzentrum ist Johan
Galtung ein Park gewidmet, „ por la paz“, für den Frieden, heißt er passenderweise. Dort steht auch eine Skulptur des Künstlers Agustín Ibarrola, die den Opfern des Attentats in Oslo und Utoya 2011 gewidmet ist. „ Sein“L’Alfàs bezeichnete Galtung gern als „ Ort des Friedens und des Zusammenlebens“in Anlehnung an die unzähligen Kulturen und Nationalitäten, die sich hier vermischen. Kennengelernt hatte er die Kleinstadt damals, in den 60ern, als er einen norwegischen General an der Costa Blanca besuchte. Bürgermeister Arques erinnerte sich auch an einen Ausspruch, den Galtung gern wiederholte: „ Wir haben kein Geld und keine Bomben, aber sehr wohl die Kraft der guten Ideen.“Von der Kraft der guten Ideen zu überzeugen sei der einzige Weg, um Gewalt auszumerzen.
1987 wurde Galtung mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die Organisatoren würdigen ihn als „ Vater der Friedensforschung“. Auch in der Kommunikationswissenschaft hinterließ er prägende Spuren – dort beschäftigte er sich mit Nachrichtenfaktoren, also den Kriterien bei der Nachrichtenauswahl. Galtung verfasste mehr als 150 Bücher und mehr als 1.000 Artikel. PRIO würdigte ihn als Menschen mit außergewöhnlicher Energie und als inspirierenden Mentor. „ Galtung war mutig, wenn es darum ging, konkrete Vorhersagen über die Zukunft der Welt zu machen“, hieß es.