Erfolgsstory aus Hanf
Das Handwerk der Hanfverarbeitung in Callosa de Segura wird zum Kulturgut erklärt
Callosa de Segura – sg. Was man aus Hanf so alles machen kann. Mal abgesehen von Haschisch und Marihuana, lassen sich aus der ältesten Nutzpflanze der Welt Speiseöl und ätherische Öle gewinnen oder wie in Callosa de Segura Garne, Seile, Netze oder Schuhe. Hier ist die Tradition des Hanfanbaus und seiner Verarbeitung so tief verwurzelt, dass die Landesregierung von Valencia die Hanfkultur von Callosa de Segura in Kürze zum Gut von kulturellem Interesse, BIC, erklären und in das Verzeichnis der Kulturgüter von Valencia aufnehmen will.
Alle Hürden sind genommen, nachdem das Rathaus von Callosa den Prozess bereits im Mai angestoßen und einen ausführlichen Bericht vorgelegt hatte, der die Voraussetzungen erfüllte und das Landesministerium für Kultur überzeugte. Die Auszeichnung BIC bedeute auch, dass das Hanfhandwerk wissenschaftlich untersucht und dokumentiert, die Tradition erhalten und geschützt und an die nächste Generation weitergegeben wird.
Die Hanfverarbeitung habe der Bevölkerung in den Nachkriegsjahren das Überleben gesichert, hieß es, und sich später zu einer mächtigen Garn-, Seil-, Netz- und Textilindustrie entwickelt. Der Erfolg dauerte bis in die 1960er Jahre an, dann eroberten synthetische Fasern den Markt und die jahrhundertealte schwand.
Aber nicht ganz. Callosa de Segura hielt stand und wurde in den nächsten Jahrzehnten zum wichtigen Zentrum für die Verarbeitung von Hanffasern. Hanf aus anderen Teilen Spaniens wurde in die Stadt der Vega gebracht. Der Erfolg hat aber auch eine Kehrseite: In Callosa de Segura beschrieben Ärzte zum ersten Mal die Byssinose oder Hanfarbeiterlunge. Dabei handelt es sich um eine Lungenkrankheit, die durch das Einatmen von Hanfstäuben verursacht wird und Symptome wie Atemnot, Husten und Auswurf hervorruft.
Handwerkskunst ver
Noch heute ist Callosa ein führender Hersteller von Fäden, Seilen und Netzen – allerdings aus Kunststofffasern. Hanfprodukte werden aber weiterhin in der Hanfarbeitsschule in Callosa hergestellt.
Die Mitglieder stellen ihr handwerkliches Geschick unter Beweis, wenn sie die Hanffasern harken, zu Netzen verknüpfen, aus ihnen Seile und Taue flechten, Schuhsohle nähen und daraus die berühmten
Espadrilles anfertigen. Die Erklärung zum Kulturgut BIC würde nicht nur das Hanfhandwerk schützen, sondern außerdem auch die Schule, das Museum und die industrielle Architektur in Callosa de Segura.
Jedes Jahr am 14. August werden in Callosa Live-Vorführungen des Hanfhandwerks veranstaltet. Der Besucher erlebt mit, wie die Stängel der Pflanze geschält, geschabt und geharkt werden bis aus ihnen Naturfasern für die weitere Verarbeitung werden. Auch die Abfälle werden verwertet. Aus ihnen werden Schuhe genäht, von Espadrilles bis zu Stiefeln.
Aus Hanf werden in Callosa de Segura Seile, Taue, Netze und Schuhe