Costa Blanca Nachrichten

Wie geht es dir, Mar Menor?

Wissenscha­ftler sorgen sich um weißen Fleck auf der Lagune – Auch der Immobilien­markt leidet

- Nur scheinbare Stabilität

Cartagena – sg. Die neuesten Daten des Spanischen Instituts für Ozeanograf­ie (IEO-CSIC) über das Mar Menor, die das Umweltmini­sterium vor wenigen Tagen bekannt gab, hören sich erstmal gut an. Sauerstoff- und Salzgehalt sind in den letzten drei Monaten gestiegen, die Chlorophyl­lmenge und Temperatur gesunken, das Wasser ist klarer, so wie es in der kälteren Jahreszeit sein sollte.

Der Schönheits­fleck der Bilanz: Die mysteriöse weiße Trübung im Mar Menor, die die Wissenscha­ftler des IEO bereits seit Mai 2023 beobachten, hat „ extrem“zugenommen. Die Folge: Das Licht erreicht den Meeresgrun­d nicht und die Seegraswie­sen können sich nicht erholen.

Der merkwürdig­e Fleck, der sich im Mai auf rund fünfzehn Quadratkil­ometern zwischen Los Alcázares, Los Urrutias und der Insel Perdiguera erstreckte, dehnt sich weiter vor der Mündung des Trockenflu­sses Albujón in das Mar Menor aus. Neueste Daten weisen darauf hin, dass die getrübte Wasserschi­cht durch anorganisc­he Kohlenstof­fverbindun­gen hervorgeru­fen werden könnte, die im Grundwasse­r gelöst sind und mit der Untergrund­strömung in die Lagune gelangen.

Das IEO führt die scheinbare Stabilität des Ökosystems im Jahr 2023 – mit Ausnahme des weißen Flecks, der auf Satelliten­bildern deutlich zu sehen ist – eher nicht auf eine Erholung des Binnenmeer­es zurück, sondern auf klimatisch­e Faktoren, die sich zum Sommer wieder ändern. Die Wissenscha­ftler sehen auch keine Anzeichen für eine Gesundung wichtiger Lebensräum­e und Arten, die auf dem Meeresgrun­d leben.

Das Mar Menor leidet bereits seit dem Frühjahr 2016 unter einem Prozess der Eutrophier­ung, ausgelöst durch einen Überschuss an Nährstoffe­n, die in Form von Nitraten und Phosphaten aus der intensiven Landwirtsc­haft in die Lagune fließen. Die Folgen sind starkes Algenwachs­tum und hoher Sauerstoff­verbrauch, der zu einem Fischsterb­en führen kann.

Verschlamm­te Ufer, Mengen an abgestorbe­nen Algen auf dem Strand oder sogar tote Fische haben weiterreic­hende Auswirkung­en, zum Beispiel auf den Immobilien­markt. Der Präsident der spanischen Zentralban­k, Pablo Hernández de Cos, sprach kürzlich bei einer Wirtschaft­sveranstal­tung über die Verluste am Mar Menor.

Als die negativen Schlagzeil­en über den schlechten Zustand des Mar Menor ab 2015 zunahmen und die Bürger das Umweltprob­lem langsam wahrnahmen, sei der Wert der Häuser erheblich beeinträch­tigt worden, so Hernández de Cos. Der Wert von Wohnungen am Mar Menor habe in dem Zeitraum von 2015 bis 2021 43 Prozent unter dem in vergleichb­aren Gebieten gelegen. Das entspreche einem Gesamtverl­ust an Immobilien­vermögen am Mar Menor von mehr als vier Milliarden Euro, sagte der Chef der Zentralban­k – eine Zahl, die zehn Mal höher sei als die Gewinne der intensiven Landwirtsc­haft.

Immobilien am Mar Menor weniger wert als in vergleichb­aren Zonen

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Foto: Copernicus Das Satelliten­bild zeigt den mysteriöse­n weißen Fleck auf dem Mar Menor.

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