Tricks der Krankenversicherungen
Deutsche soll mehr als doppelt so hohen DKV-Beitrag zahlen – doch Nina Lange wehrt sich
Elviria – dan. Obwohl das spanische Gesundheitswesen als eines der besten der Welt gilt, haben der starke Zustrom neuer Bürger an der Costa del Sol und der Mangel an medizinischem Personal Engpässe verursacht. Die langen Wartezeiten von drei Monaten bis hin zu einem Jahr für einen Termin beim Facharzt oder eine Behandlung haben viele Ausländer dazu veranlasst, eine private Krankenversicherung abzuschließen.
So auch die Berlinerin Nina Lange, die 2018 eine private Versicherung abschloss. Vor einem Jahr staunte sie nicht schlecht, als der Beitrag mit einer über 100-prozentigen Erhöhung von 85 Euro auf 177,80 Euro ohne Vorwarnung von ihrem Konto abgebucht wurde – der Anfang einer Odyssee, die einen Monat dauern sollte.
„ Als erste Reaktion habe ich die Zahlung bei der Bank zurückgehen lassen und meine Versicherungsmaklerin angerufen. Sie sagte mir, sie arbeite nicht mehr für die Gesellschaft und sie wolle mit Versicherungen auch nichts mehr zu tun haben“, erzählt Nina Lange.
Sie riet ihr nicht zu zahlen, denn die Krankenversicherung würde zwar sechs Monate lang Mahnungen schicken, aber wegen solch einer geringen Summe nicht vor Gericht gehen. Nina Lange wandte sich an den Kundendienst der DKV, wo es hieß, es sei alles korrekt und die Erhöhung sei ihr per E-Mail am 29. Oktober um 12.04 Uhr mitgeteilt worden. Eine Kündigung sei nur für das nächste Jahr möglich. Sollte sie nicht zahlen, würden gerichtliche Schritte eingeleitet werden. Nina Lange konnte in ihrem E-Mail-Ordner diese Mail nicht finden, aber die DKV bestand auf der fristgerechten Mitteilung. Nina Lange versuchte es bei der Zentrale in Madrid, aber da war das Telefon ständig besetzt.
Auch bei der Defensa del Cliente (Kundenschutz) der DKV erhielt sie die gleiche Antwort. Sie ging daraufhin in das für ihre Region zuständige Büro in Marbella, aber dort hieß es, sie sei keine Kundin in diesem Büro und ihre Versicherungsvertreterin sei nicht mehr für die DKV tätig. Sie fragte ihren Nachbarn, der Versicherungsmakler ist, um Rat und es stellte sich heraus, dass er auch für die DKV tätig ist. Er bot ihr an, als ihr Versicherungsvertreter tätig zu werden. „ So konnte er nachsehen was los ist. Ich sollte das „ Nombramiento“der DKV mitteilen. Von da an haben sich die Dinge bewegt“, so Lange.
Umgehend bekam sie ein Angebot von der Zentrale in Málaga über 91 Euro monatlich und auch das Büro in Marbella meldete sich mit einer Entschuldigung. Sie wüssten nicht, was da passiert sei, aber sie könnten ein neues Angebot machen. Nina Lange war misstrauisch, aber ihr neuer Vertreter sagte ihr, sie solle sich das Angebot schicken lassen. Sie erhielt ein Angebot für die gleiche Versicherung über 77 Euro monatlich, weniger als sie im Vorjahr gezahlt hatte, und entschied sich zu bleiben.
Ein deutsches Ehepaar hatte weniger Ausdauer. Sie hatten bei der Sanitas eine Versicherung abgeschlossen, bei der sie 80 Prozent der Arztkosten zurückerstattet bekommen. Das Paar zog jedoch vergangenen Mai nach Deutschland zurück und kündigte. In Deutschland merkten die beiden, dass trotzdem weiter abgebucht wurde. Sie baten Nina Lange, ob sie nicht einmal mit der Versicherung sprechen könnte. Dort hieß es, es sei keine Kündigung eingegangen. Sie müssten erneut kündigen und die Anmeldebestätigung aus Deutschland schicken, die das Paar bereits im Mai geschickt hatte; der nächste Monat müsse allerdings noch gezahlt werden. Außerdem war noch eine Arztrechnung von November nicht erstattet worden, obwohl das Paar die Rechnung fristgerecht eingereicht hatte.
Von Sanitas hieß es, wenn das Paar jetzt kündigen würde, werde diese Rechnung nicht mehr erstattet, obwohl der Arztbesuch lange vor der Kündigung stattgefunden hatte und Versicherungsschutz bestand. Dem Paar war es zu mühsam, von Deutschland aus um ihre Rechte zu kämpfen und das ist wohl auch die Masche dabei. Viele Ausländer können sich aufgrund der Sprachbarriere nicht wehren oder lassen sich durch die Androhung von gerichtlichen Schritten einschüchtern und zahlen lieber.
Plötzlich wurde ihr ein geringerer Beitrag als vorher angeboten