Ruhestand kann warten
Ehepaar Fries ist seit Spaniens Bio-Anfängen im Geschäft – Neuer Supermarkt in Calp
Calp – at. Ihr neuer Laden an der Küstenstraße in Calp stellt Ingo und Petra Fries vor neue Herausforderungen – obwohl sie eigentlich alte Hasen im Bio-Geschäft sind. Schon 1997, als Petra Fries in Spanien vergeblich Naturkosmetikprodukte suchte, begannen die beiden mit einem Großhandel für Naturkosmetik in Altea La Vella. 1999 sattelten sie, ebenfalls in Altea, auf einen Bioladen um, den sie bis zum Verkauf im Jahr 2021 erfolgreich betrieben.
„ Eigentlich wollten wir uns danach zur Ruhe setzen“, sagt Ingo Fries,
„ aber wir sind einfach zu umtriebig“.
Als der gebürtige Aschaffenburger dann das Lokal in Calp sah, in toller Lage und mit Parkplätzen vor der Tür, „ war ich sofort begeistert“. Im Januar eröffnete er das Geschäft „ Biocalpe“dort, wo früher „ Feinkost Calpe“konventionelle deutsche Waren anbot – ein Laden, der sich einen treuen Kundenstamm aufgebaut hatte, den es jetzt zu halten gilt. „ Man muss sich erst an das neue Angebot gewöhnen“, gibt einer der alten neuen Kunden zu und greift zu Dinkelbrot und Ostfriesentee.
Spanier holen auf
„Eigentlich wollten wir uns zur Ruhe setzen, aber wir sind zu umtriebig“
„ Einige Kunden sind noch skeptisch, aber die meisten sind zufrieden“, sagt Petra Fries und kassiert bei einer Spanierin, deren Einkaufstasche voll mit Bioprodukten ist. Zu finden ist in den gut sortieren Gängen im Grunde alles, was es auch in herkömmlichen Supermärkten gibt – eben nur in BioQualität. „ Dahinter steckt keine Ideologie“, betont Ingo Fries, „ sondern einfach der Wunsch, sich gesund zu ernähren und eine gesunde Natur zu hinterlassen“.
Ein Wunsch, der seit den Bioladen-Anfängen der beiden in Altea
bei immer mehr Menschen aufkommt – mit etwas Verspätung auch bei spanischen Kunden. 15 bis 20 Jahre später als in Deutschland, so Fries‘ Beobachtung, habe sich der Biosektor in Spanien etabliert. „ In unseren Laden in Altea kamen anfangs fast nur Ausländer, nach zehn Jahren auch Spanier, und am Ende machten sie 50 Prozent der Kundschaft aus“, sagt er.
Trotzdem: Die Produkte beziehe er zu 80 Prozent aus Deutschland. „ Die Auswahl ist größer und die Preise sind günstiger“, sagt er, versucht aber, wo es geht, auch spanische Produkte aufzunehmen – von Hülsenfrüchten über Honig bis hin zum bio-zertifizierten Obst und Gemüse sowie frischem Fleisch, welches jeden Donnerstag aus Katalonien geliefert werde. Jedenfalls das Hühner- und Rindfleisch, „ alles andere läuft auf Be
stellung“. Darüber hinaus sind zum Beispiel Biobrot, Babynahrung, Tiefkühlkost, Nahrungsergänzungsmittel und Naturkosmetik, Speiseöle, Kräutertees, Brotaufstriche, Weine – auch sulfatfrei –, Milchprodukte, Veganes und
Glutenfreies zu finden. Am meisten gefragt seien schon in Altea die Mehle und Cerealien gewesen, sagt Fries, der in Calp neben den 90 Prozent Bioprodukten auch einige, zum Beispiel Frischwurst und Käse, aus dem konventionellen Feinkostangebot seines Vorgängers anbietet – zur Freude der Stammkunden von früher.
Ingo Fries ist noch dabei, sich einen Kundenstamm in Calp aufzubauen, weiß aber auch, dass die Konkurrenz nicht schläft. Besonders die großen Discounter, in denen immer mehr Bioprodukte Einzug halten, dürften den Kleinen das Leben schwermachen. „ Sie bieten Kampfpreise“, sagt Fries, ist aber optimistisch, dass die Kunden den Unterschied zu schätzen wissen. „ Erst einmal ist mir Qualität wichtiger, aber trotzdem kann ich bei 95 Prozent meiner Produkte preislich mithalten.“Und: „ Bei mir ist die Auswahl größer, hier muss man nicht erst nach den Bioprodukten suchen“.