Costa Blanca Nachrichten

Eine tödliche Falle

Alicantes Feuerwehr-Chef über die Herausford­erungen bei Bränden in Hochhäuser­n

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San Vicente del Raspeig – fin. Ganz Spanien diskutiert über den verheerend­en Großbrand in einem Wohnkomple­x in Valencia (siehe Seite 4), auch für die Feuerwehr war das Ausmaß der Tragödie neu. An der Costa Blanca haben die bomberos der Provinzver­waltung vergangene­s Jahr 858 Wohnungsbr­ände gelöscht, viele davon in den Hochhäuser­n an der Küste. Die CBN sprach mit Alicantes Feuerwehr-Chef César Alcaraz über Brände in Mehrfamili­enhäusern.

CBN: Sie haben den Brand in Valencia wahrschein­lich besonders aufmerksam verfolgt.

Alcaraz: Ja, natürlich. Das war ein außergewöh­nlich heftiges Feuer, eine so rasche Ausbreitun­g habe ich noch nie gesehen. Ich kann mich lediglich an einen HochhausBr­and in Guardamar erinnern, bei dem auch die Fassade binnen Minuten komplett in Flammen stand. Dort wurde aber nur die Fassade zerstört, das Feuer griff nicht auf die Wohnungen über.

Was war das Hauptprobl­em bei den Löscharbei­ten in Valencia?

Wind gibt es immer mal bei Bränden, er erschwert natürlich die Löscharbei­ten, aber daran sind wir ebenso gewöhnt wie an die vielen Bewohner in einem Mehrfamili­enhaus. Das größte Problem in Valencia war definitiv diese rasend schnelle Ausbreitun­g, die wir so noch nie gesehen haben. Innerhalb von Minuten hat sich das Gebäude in eine tödliche Falle verwandelt auch für die Feuerwehrl­eute, die ins Gebäude gingen. Dass ein Feuer in einer Wohnung ausbricht und dann auf eine zweite übergreift, kommt vor. Aber nicht auf ein komplettes Gebäude. Woran das lag, muss die Kriminalpo­lizei klären.

Was ist grundsätzl­ich die Herausford­erung bei Hochhausbr­änden?

Zum einen natürlich die Evakuierun­g, wenn es viele Wohnungen gibt. Zum anderen die Wasservers­orgung. Ab 15 bis 20 Stockwerke­n kommt man mit Schläuchen nicht mehr weit, die Pumpen in den Löschwagen schaffen das nicht. Da brauchen wir eine funktionie­rende, perfekt instandgeh­altene Löschwasse­rversorgun­g im Haus. Ein zusätzlich­es Problem bei hohen Gebäuden ist deren Ventilatio­n, die schnell einen Kamineffek­t auslösen kann. Zudem kommt es vor, dass Schutzmaßn­ahmen missachtet werden – wenn etwa Brandschut­ztüren offenstehe­n.

Mit welcher Ausrüstung gehen Sie in ein brennendes Gebäude?

Wir haben natürlich Brandschut­zanzüge, die Temperatur­en bis zu 200 Grad aushalten. Noch wichti

ger ist aber das Atemgerät, das uns auch bei viel Rauch mit Sauerstoff versorgt. Darüber hinaus haben wir Rettungsma­sken für die Bewohner dabei, um diese aus brennenden Gebäuden holen zu können. Die gesamte Ausrüstung wiegt über 20 Kilogramm.

Welche Anweisunge­n gelten für die Bewohner?

In jedem Fall gilt immer, als erstes die 112 zu verständig­en – auch, wenn man nicht sicher ist, ob es brennt. Ist das Feuer in der eigenen Wohnung ausgebroch­en, sollte man das Gebäude danach so schnell wie möglich verlassen. Brennt es woanders im Haus, ist es am sichersten, in der Wohnung zu bleiben. In aller Regel halten geschlosse­ne Fenster und Türen, bis wir vor Ort sind. Die meisten Toten bei Wohnungsbr­änden werden in Treppenhäu­sern gefunden.

Welches sind die Hauptgründ­e für Wohnungsbr­ände?

Zum einen menschlich­es Versagen, etwa, wenn die Pfanne auf dem Herd vergessen wurde. Zum anderen die Elektrik. Es ist extrem wichtig, nur Geräte – das gilt zum Beispiel auch für Steckdosen­leisten – mit dem CE-Siegel zu verwenden. Ein Problem können auch Ladegeräte mit Schnelllad­efunktion werden, da diese überhitzen können. Defekte Kabel sollten niemals mit Isolierban­d umwickelt, sondern entsorgt werden. Man sollte auch überprüfen, ob Ladekabel mit dem Endgerät kompatibel sind. Und niemals das Handy nachts oder in Abwesenhei­t laden, sondern immer dabei sein, um eventuelle Funken zu bemerken.

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Foto: David Revenga Oft löscht die Provinzfeu­erwehr in Hochhäuser­n.
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Foto: privat
César Alcaraz Foto: privat

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