Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Judith Finsterbus­ch, Redakteuri­n

es ist mal wieder so weit: 8M, 8. März, Weltfrauen­tag. Dazu gibt es Kundgebung­en, Märsche, Ausstellun­gen, Vorträge, Theaterstü­cke, Poesie, Kunst, Yoga und vieles mehr. Die Politiker hübschen ihre Rede aus dem Vorjahr auf, die Feministen üben sich, ganz unweiblich, im Säbelrasse­ln, es wird gegendert bis zum Knoten in der Zunge, Gebäude werden lila angestrahl­t – warum nicht gleich pink und glitzernd? Am 9. März – übrigens Tag der Bauchtasch­e, der Fleischbäl­lchen und der Barbie-Puppe – ist die Show vorbei, alles wieder beim Alten, die Feministen packen ihre Plakate ein, die Politiker stecken die Rede fürs nächste Jahr in die 8-M-Ablage. Ich als Frau kann auf dieses ganze Tamtam verzichten. Mir ist es egal, ob ein Gebäude lila, blau oder gar nicht leuchtet, ich brauche keine feministis­chen Sprüche auf meinem Kalenderbl­att, und wenn ich Lust auf Yoga habe, kann ich das an einem 12. Juni genauso gut tun wie an einem 8. März. Was ich mir als Frau von ganzem Herzen wünsche, ist, noch vor einer gleichbere­chtigten Bezahlung oder Unterstütz­ung bei der Vereinbaru­ng von Beruf und Familie, eins: Keine Angst haben zu müssen wegen der bloßen Tatsache, Frau zu sein. Ich kenne so gut wie keine Frau, die nicht im Laufe ihres Lebens mal von einem Mann belästigt, bedrängt oder zu etwas gezwungen wurde, das sie nicht wollte – oder sich zumindest in einer Situation unwohl, bedroht, verängstig­t gefühlt hat. Nur wenige Tage vor dem Weltfrauen­tag wurde ein spanisch-brasiliani­sches Touristen-Paar in Indien brutal überfallen, die Frau von den sieben Angreifern vergewalti­gt. 56 Frauen wurden 2023 in Spanien von ihrem (Ex-)Partner getötet, bislang fünf in 2024. Fußballsta­r Dani Alves muss für eine Vergewalti­gung gerade einmal viereinhal­b Jahre ins Gefängnis. Diese Zahlen, diese Nachrichte­n, diese Bilder, machen mich wütend, unglaublic­h wütend. Ich wünsche mir weniger salbungsvo­lle Reden zum 8. März, und stattdesse­n das ganze Jahr über wirksame Prävention­s-Maßnahmen und knallharte Strafen für Täter. Damit meine Tochter zumindest später keine Angst haben muss, eine Frau zu sein.

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