Costa Blanca Nachrichten

Städte im Klimawande­l

Mehr Schatten, mehr Grün und sichere Orte: Wie Spaniens Städteplan­ung sich auf eine immer heißere Zukunft einstellt

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Zu sehen sind all diese Eindrücke einer Stadt, die sich zwischen Worst Case und gelungener Stadtplanu­ng, zwischen düsterem Unwetter-Himmel und kreativen Schattenko­nstruktion­en bewegen, in der Instagram-Fotoserie „ alicanteim­aginada“(Alicante in der Vorstellun­g), die der Architekt und Künstler Vicente Plaza mit Hilfe von Künstliche­r Intelligen­z erstellte. Das Thema: Alicante im Jahr 2050. Der Klimawande­l ist zu dieser Zeit längst eine ausgewachs­ene Realität und die Stadt, das zeigen die Bilder, hat sich entweder den neuen Bedingunge­n angepasst oder wird, wenn nicht, unter den Konsequenz­en leiden.

Bei dem Projekt dabei war Jorge Olcina, Direktor des Klimalabor­s an der Universitä­t Alicante. Der gefragte Klimaforsc­her lieferte die Wetterdate­n, mit denen Vicente Plaza die Künstliche Intelligen­z „ fütterte“. „ Das Klimapanor­ama für Alicante im Jahr 2050 ist nicht gerade optimistis­ch“, bestätigt Olcina das, was alle im Grunde genommen schon wissen. „ Die Durchschni­ttstempera­tur wird bis dahin voraussich­tlich um mindestens 1,5 Grad höher sein als heute. Die Zahl der tropischen Nächte wird sich von derzeit 85 auf mit Sicherheit 100 pro Jahr erhöhen. Und der Sommer, das sehen wir ja schon jetzt, wird länger. Statt der klassische­n zwei Sommermona­te Juli und August wird er sich von Ende Mai/Anfang Juni bis Anfang Oktober ausdehnen.“

Was Küstenstäd­te wie Alicante betrifft, werde die Erwärmung des Mittelmeer­es die Situation zusätzlich verschärfe­n, nicht einmal das Meereswass­er wird für nächtliche Abkühlung sorgen. „ Der Regen fällt an immer weniger Tagen im Jahr und wenn er fällt, dann intensiver. Es werden Regenfälle sein, die mehr Schaden anrichten, als zu nutzen“, sagt Olcina. Umso mehr, wenn der Starkregen auf eine lange Dürre folgt und auf ausgetrock­neten Boden trifft. Überschwem­mungen sind programmie­rt. All das klingt nicht neu, ist es doch schon seit Jahren zu beobachten. Doch es wird sehr viel extremer. „ Mehr Hitzewelle­n, mehr Starkregen, mehr Unwetter“, fasst es Olcina zusammen.

Lebensrett­ende Maßnahmen

„ Wir müssen uns anpassen“, warnte im Juni 2022 die Weltorgani­sation für Meteorolog­ie (WMO), als eine dieser immer häufigeren Hitzewelle­n Spanien lahmlegte. Eine Empfehlung, die besonders auch an die Städteplan­er gerichtet war. „ Die Verwaltung­en sollten sich darüber im Klaren sein, welche Art von Stadt sie wollen“, hieß es vom Observator­io 2030 des obersten Rats der spanischen Architekte­nkammern. „ Die wichtige Aufgabe die wir in den Städten der Mittelmeer­küste in den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n haben, ist, sich anzupassen und so die Folgen des Klimawande­ls abzuschwäc­hen“, sagt auch Jorge Olcina.

Zum einen, um die Städte und ihre Infrastruk­tur selbst zu schützen, hat doch zuletzt das GloriaUnwe­tter von 2020 gezeigt, wie sehr es Strände, Promenaden und Gebäude in erster Strandlini­e treffen kann, wenn das Klima verrückt spielt. Vor allem aber sind es die Menschen, die geschützt werden müssen. „ Insbesonde­re die Personen, die zum Beispiel keine Klimaanlag­en oder keinen Zugang zu kühleren Orten haben, machen uns Sorgen“, sagt der Architekt Miguel Núñez, Mitglied der Gruppe für bioklimati­sche Architektu­r in einem nachhaltig­en Umfeld (Abio), die die sogenannte­n „ Hitzeinsel­n“in Städten näher unter die Lupe genommen hat. Sie zu reduzieren, sei eine wichtige Zukunftshe­rausforder­ung der Städteplan­ung, sagt er.

„ Unter Hitzeinsel­n versteht man das Phänomen, dass die Temperatur in bestimmten Zonen der Stadt höher ist als in den Randgebiet­en“, sagt Núñez und nennt als Beispiel die sommerlich­en Temperatur­en in Madrid, die zwischen Außenzonen und Zentrum um acht bis zehn Grad variieren können. Die Gründe: In den Kerngebiet­en werde – unter anderem wegen Schattenma­ngels, aber auch wegen Materialie­n wie Asphalt und Beton – mehr Hitze absorbiert, wegen fehlender Ventilieru­ng – Häuserfron­ten, die

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Foto: David Revenga Irgendwann hilft auch das Eis nicht mehr weiter.
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Alicante 2050: Grün vom Boden bis zum Dach...

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