Kirche in konservativer Hand
Regierungskritiker Luis Argüello wird Vorsitzender der Bischofskonferenz
Madrid – sk. Mit klarer Mehrheit und gleich im ersten Wahlgang hat die spanische Bischofskonferenz Luis Argüello zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Erzbischof von Valladolid gilt als konservativ, soll weder der linkssozialistischen Regierung in Madrid noch dem liberalen Papst Franziskus nahestehen. Opferverbände und Menschen, die im Umfeld der katholischen Kirche sexuell missbraucht worden sind, stimmt die Wahl des obersten Kirchenfürsten in Spanien nicht unbedingt hoffnungsvoll für die kommenden vier Jahre.
Luis Javier Argüello García tritt die Nachfolge von Barcelonas
Kardinal Juan José Omella (77) an der Spitze der Conferencia Episcocal Española (CEE) an, der sich aus Altersgründen nicht mehr der Wahl stellen konnte.
Kritischer Kurs gegen Madrid
Der 70-Jährige ist kein Unbekannter. Bereits von 2018 bis 2022 heizte er als Sprecher der Bischofskonferenz der Regierung ordentlich ein und beschimpfte sie als „ Bedrohung für das Zusammenleben“. Donnerwetter gab es gegen viele wichtige Gesetze von PSOE und Podemos, von der Sterbehilfe über das Transgender-Gesetz bis hin zur Abtreibungsregelung. Vergeben und vergessen, möchte man meinen. Doch Argüellos Wahl fällt mitten in die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, was man wohl auch als Statement der Bischöfe gegen den päpstlichen Kurs hin zu einer Öffnung der Kirche interpretieren kann. Diese Missbrauchsfälle sah Argüello in der Vergangenheit auch als „ Angriffe gegen die Kirche“. Nun liegen der Kirche Berichte über diese Gräueltaten vor, einer vom Ombudsmann Ángel Gabilondo. Doch die Kirche erkennt eine große Zahl der Fälle nicht an. In einer Geste der Versöhnung hat Argüello sich nach der Wahl den demonstrierenden Opfern genähert und Gespräche mit ihnen aufgenommen.