Costa Blanca Nachrichten

Führersche­in ade?

Über 70-Jährige werden zu medizinisc­h-psychologi­schen Untersuchu­ngen geschickt

- Peter Türk Oliva

Dankenswer­terweise veröffentl­ichten Sie kürzlich unter anderem Maßnahmen bezüglich des Führersche­ins. Insofern ein heißes Thema, weil man gerade im ländlichen Bereich sehr auf dieses Dokument angewiesen ist. Besonders betroffen sind nun die über 70-jährigen Damen und Herren, da man diese zu einer medizinisc­h-psychologi­schen Untersuchu­ng schickt, und zwar alle zwei Jahre!

Erlauben Sie mir bitte, nachfolgen­d meine Altersgeno­ssen zu trösten und aufzukläre­n, was hier wirklich passiert. Ich war nämlich gestern dort! Bei Análisis Oliva. Bleiben Sie locker!

Die Leute dort sind außerorden­tlich freundlich und machen einen guten Job. Nach einer Fragenlist­e werden Sie zunächst nach möglichen verkehrsge­fährdenden Krankheite­n befragt, namentlich Sachen wie Epilepsie, Alkoholism­us usw. und schlauerwe­ise in diesem Zusammenha­ng auch nach Art und Zahl der Medikament­e, die Sie ständig einnehmen. Das war wohl der psychologi­sche Teil der Sache. Jedenfalls eine äußerst faire Befragung. Da kann ich wirklich im eigenen Interesse nichts beanstande­n. Man konnte sogar den am Ende ausgefüllt­en Fragebogen einsehen.

Sicher dachten Sie nach Bekanntwer­den der Testpflich­t an den drastische­n MPU, genannt Deppentest, in Deutschlan­d. Hiervon sind wir meilenweit entfernt! Ich selbst wollte 1959 eine Sondergene­hmigung für den Führersche­in, weil ich noch nicht 18 alt war, insofern kenne ich diese Prozedur recht gut, die damals neu eingeführt wurde. Seither hasse ich diese scheinheil­igen Psychologe­n! Ich war übrigens nach Erhalt des Lappens stolz wie Bolle! Ich benötigte damals zwei Fahrstunde­n und zahlte, glaube ich, um die 100 DM. Tempi passati!

Nach der Befragung sitzen Sie vor einem Gerät, dessen Funktion ein Sechsjähri­ger beherrscht, allerdings aber recht pfiffig Ihr Reaktions- und Koordinati­onsvermöge­n testet. Nicht auf Leistungsg­eschwindig­keit, sondern kann er’s oder kann er’s nicht. Wenn Sie hier durchfalle­n, ist es wirklich besser, den Führersche­in abzugeben. Danach folgt, hier durch eine Ärztin, der medizinisc­he Teil mit einer Messung des Blutdrucks und des Hör- und Sehvermöge­ns.

Sie müssen zum Beispiel aus einiger Entfernung, gegebenenf­alls mit Ihrer Brille, die Buchstaben erkennen, die in verschiede­nen Größen dargestell­t sind. Sie kennen das sicher alle. Natürlich beurteilt Sie die Ärztin, ob Sie zum Beispiel dement sind und in welchem Grad.

Ja, das war es dann! Dies dauerte samt der Bürokratie und einer Fotoaufnah­me eine 3/4 Stunde.

Kostete 40 Euro, in zwei Jahren sehen wir uns wieder!

Ärgerlich bei der Sache ist, dass wir, die die Siebziger überschrit­ten haben, zwar – speziell in Spanien – sehr gut behandelt werden, aber dennoch spürbar als Opa. Macht mitunter Spaß, auch wenn mir im Supermarkt die Dame an der Kasse beim Einpacken hilft. In Deutschlan­d Fehlanzeig­e, so auch bei dem deutschen Lidl hierzuland­e. Andere Länder andere Sitten! Der bedauernsw­erte Jo Biden, ein hervorrage­nder und ausgefuchs­ter Politiker und als Präsident bestens geeignet, wird jedoch auch behandelt als würde er sich bei der Olympiaman­nschaft als Sportler bewerben. Mit ist es jedoch lieber, er verhindert den 3. Weltkrieg! Also wir Ü-70er haben durchaus noch unsere Qualitäten!

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