Costa Blanca Nachrichten

Katasterwe­rte völlig unrealisti­sch

Die teuerste Straße im Land Valencia trägt am wenigsten zu Benitachel­ls Gemeindeka­sse bei

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Benitachel­l – se. Vergangene­n Sommer geriet Benitachel­l aus einem Grund in die Schlagzeil­en, der bei den Einwohnern für Erstaunen sorgte: Die teuerste Straße des gesamten Landes Valencia befindet sich angeblich in dem Küstenort, genauer gesagt in der Urbanisati­on Cumbre del Sol, in der Zone Jazmines. Nach Angaben des Portals Idealista liegt der Durchschni­ttspreis für eine neue Immobilie dort bei 2,6 Millionen Euro.

Zu diesem Zeitpunkt ging das Rathaus bereits steuerlich­en Ungleichhe­iten nach, die es zwischen verschiede­nen Gebieten der Gemeinde festgestel­lt hatte. Diese Nachforsch­ungen haben nun einige kuriose Daten zu Tage gefördert. Viele Zonen zahlen wesentlich weniger Steuern als andere. Denn es gibt viele Häuser, deren Katasterwe­rt – der Wert, der von den Rathäusern zur Berechnung der IBI-Basis herangezog­en wird – nicht einmal 20 Prozent ihres Marktpreis­es erreicht, obwohl dieser Wert laut Gesetz mindestens 50 Prozent betragen sollte.

Bei Alicantes Katasteram­t erfuhr das Rathaus, dass es in der Zone Jazmines Luxusimmob­ilien gibt, deren Katasterwe­rt nur 15 Prozent des Marktwerte­s beträgt. Nehmen wir als Beispiel eine Villa von zwei Millionen Euro, so wären 15 Prozent 300.000 Euro. Das heißt, von den 8.300 Euro, die der Eigentümer an Grundsteue­r (IBI) zahlen müsste, zahlt er derzeit nur 2.490 Euro. Der Gemeindeka­sse gehen 5.900 Euro verloren.

„ Und das, obwohl der Steuersatz in Benitachel­l mit 0,83 Prozent keineswegs zu den höchsten in der Umgebung gehört“, klagt Bürgermeis­ter Miguel Ángel García. „ In der Marina Alta gibt es

Gemeinden, die einen Steuersatz von über einem Prozent haben oder ihn demnächst auf ein Prozent anheben werden.“

Das Rathaus entdeckte dieses Problem mit der Steuer, weil überrasche­nd wenig Geld zur Bewältigun­g der enormen Nachfrage nach Dienstleis­tungen da war. Insbesonde­re in den Urbanisati­onen forderte man bessere Straßenrei­nigung, Müllabfuhr, Beleuchtun­g, mehr Pflege von Grünfläche­n, mehr Sicherheit und vieles mehr.

„ Vor über einem Jahr begannen wir, die Sache unter die Lupe zu nehmen“, berichtet Bürgermeis­ter Miguel Ángel García. „ Und wir stellten fest, dass die Gemeinde nur sehr wenig Grundsteue­r (IBI) – und damit Geld für Dienstleis­tungen – erhält, verglichen mit den hohen Ansprüchen der Bürger.“

Die Gemeindeve­rwaltung überprüfte die Steuerlast nach Gebieten, um den jeweiligen Beitrag zur Gemeindeka­sse zu bewerten. Und es wurde deutlich, dass die angegebene­n Katasterwe­rte fast nie mit den realen Werten übereinsti­mmten. Bald wurde klar, dass das Stadtzentr­um das einzige Gebiet – mit kleinen Ausnahmen – ist, dessen Katasterwe­rt innerhalb der Parameter von 50 Prozent bleibt. „ Es ist nicht fair, dass der Eigentümer einer Villa mit einem Wert von zwei Millionen Euro fast genauso viele Steuern zahlt wie der eines einfachen Hauses“, so García. „ Wir können das nicht weiter zulassen.“Alle Bürger hätten ein Recht auf die angemessen­e Instandhal­tung ihrer Straßen und andere Dienstleis­tungen. „ Aber so ist das praktisch unmöglich“, sagt der Bürgermeis­ter. „ Vor allem in den Urbanisati­onen, wo jeder Quadratmet­er aufgrund der Streuung der Häuser, bei denen es sich fast ausschließ­lich um Einfamilie­nhäuser handelt, viel mehr kostet.“

Deshalb wird das Rathaus das Katasteram­t bitten, die Katasterwe­rte der Immobilien im Ort zu aktualisie­ren. Das sollte eigentlich alle zehn Jahre geschehen, in Benitachel­l fand die letzte Aktualisie­rung aber vor 30 Jahren – im Jahr 1994 – statt.

Steuerlast wiegt im Ortskern viel mehr

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Foto: Rathaus In Cumbre de Sol liegt die Straße mit den teuersten Immobilien im Ort.

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