Miguel Martí ist Jesus Christus
Der Kinderarzt über „La Pasión“: „Für mich ist diese Darstellung sehr emotional“
Ondara – ab. Am Abend vor seinem Tod feiert er noch das Abendmahl mit seinen zwölf Jüngern, das Kreuz zu seiner Todesstätte aber muss Jesus selbst tragen. Seit bereits 30 Jahren stellt „ La Pasión“, der Leidensweg Jesu bis zu seiner Kreuzigung, den Auftakt für Ondaras Karwoche dar. Die Aufführung zieht Jahr für Jahr unzählige Zuschauer in ihren Bann.
Seit 2018 verkörpert Miguel Martí Jesus Christus. Der 37-jährige Kinderarzt an der Universitätsklinik La Fe in Valencia wird auch am Samstag, 23. März, wieder in diese Rolle schlüpfen. „ Für mich ist diese Darstellung sehr emotional“, verriet er der CBN. „ Die Darbietung hat etwas Spirituelles. Wir alle, die wir daran beteiligt sind, spielen unsere Rolle mit großem Respekt.“Ihn erfülle es mit enormem Stolz, Teil dieser Aufführung zu sein. „ Wir geben alle unser Bestes“, sagt der aus Ondara stammende Mediziner. Kein Jahr lässt er es sich entgehen, zur Karwoche in seinen Heimatort zurückzukehren.
Das Besondere an dieser Veranstaltung sei, „ dass wir sozusagen das ganze Publikum mit einbeziehen, indem es uns von Szene zu Szene an die unterschiedlichen Orte des Geschehens folgt, und sich teilweise mit einbringen kann wie etwa bei Szenen, in denen das Volk eine Rolle auf Jesu Leidensweg spielt, und somit Teil der Leidensgeschichte ist.“
50 Hauptdarsteller und etwa 30 Nebendarsteller wirken in dem Schauspiel mit, das um 22.30 Uhr mit dem Abendmahl im Inneren des Prado nahe der Stierkampfarena beginnt. Die darauf folgenden sechs Szenen werden unter freiem Himmel aufgeführt. So zum Beispiel das Gebet von Jesus Christus im Garten Getsemani außerhalb des Prado, wo ihm der Satan erscheint. Von da geht es zur Stierkampfarena, wo Jesus Christus vom hohen jüdischen Rat verhört und wegen Gotteslästerung in Ketten gelegt wird.
Publikum agiert als Volk
Auf der Plaçeta Escoles folgt die Anhörung vor dem Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem, und von dort geht es zur Plaza Mayor, wo am Hofe von Herodes ein Fest gefeiert wird. „ In dieser Szene haben die Schülerinnen und Schüler der örtlichen Tanzschule von Gata de Gorgos ihren Auftritt“, will Miguel Martí nicht unerwähnt lassen.
Von der Plaza Mayor bewegt sich die Menge wieder zurück zur Plaçeta Escoles, wo Jesus Christus zum Tode verurteilt wird. Pilatus übergibt Jesus den römischen Soldaten. Das versammelte Volk, also das Publikum, verlangt entschieden den Tod Jesu, Pilatus gibt dem Verlangen der Massen nach und erteilt den Befehl zur Kreuzigung. „ Die letzte Szene, bei der Jesus gekreuzigt wird, findet am Prado statt“, berichtet Martí. Dabei werde er mit den Armen am Kreuz befestigt. „ Es soll alles so authentisch wie möglich wirken“, erzählt Martí. Deshalb werde er schon vor Beginn der Aufführung von einer Make-up-Artistin geschminkt. Auch die blutigen Wunden der Folter fehlen dabei nicht.