Costa Blanca Nachrichten

„Es wird nicht an Wasser mangeln“

Der Bau einer Luxusurban­isation in Llíber hat eine Protestwel­le ausgelöst – Was sagt das Rathaus dazu?

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Llíber – at. Knapp 500 Häuser und Wohnungen sind im Rahmen des Bebauungsp­lans Medina in den Bergen des kleinen Hinterland­dorfes Llíber geplant. Der Widerstand gegen das Projekt ist groß (CBN berichtete) und richtet sich auch gegen das Rathaus, das den Bau der Urbanisati­on befürworte­t. Die CBN sprach mit Bürgermeis­ter José Juan Reus und der britischen Residenten­stadträtin Suzanne Mcallister (beide PP).

CBN: Mit den 488 geplanten Häusern und Wohnungen würde sich die Bevölkerun­gszahl von Llíber mit seinen zurzeit knapp 1.000 Einwohnern verdoppeln. Das klingt drastisch.

Suzanne Mcallister: Sie müssen dabei sehen, dass nicht alle Häuser auf einen Schlag gebaut werden. José Juan Reus: Genau, vielleicht sind noch nicht einmal in 20 Jahren alle Wohnungen gebaut. Eventuell werden in einem Jahr 20 gebaut, im nächsten zehn – je nachdem, wie sie verkauft werden.

Die Liste der Argumente gegen das Projekt ist lang. Da ist das Wasserprob­lem. In der Marina Alta wurde jetzt die Warnstufe Rot für Dürre verhängt. Kritiker befürchten, dass die Urbanisati­on die Situation verschärft.

Reus: Ich bin sicherlich der erste, der nicht will, dass unser Dorf ohne Wasser dasteht. Aber im Gebiet der Urbanisati­on gibt es einen Brunnen und wir haben bereits alle Dokumente in Valencia abgeliefer­t, damit die Konzession dem Rathaus übertragen wird. Der Brunnen kann nicht nur die neuen Wohnungen mit Wasser versorgen, sondern auch die Gemeinde Llíber, das ist sehr wichtig. Es wird mit Sicherheit nicht an Wasser mangeln. Es werden einfach viele Informatio­nen durcheinan­dergeworfe­n.

Was ist mit den Auswirkung­en auf Landschaft­sbild und Biodiversi­tät?

Reus: Das Landschaft­sbild wird sich nicht so verändern, wie es die Kritiker verkaufen. Sie sprechen davon, dass das Projekt die ganze Muntanya Llarga betrifft, aber von der Muntanya Llarga wird nichts berührt, es ist nur der Tossal del Molí, der grenzt fast ans Gemeindege­biet von Benissa. Und: Diese Urbanisati­on ist nicht wie andere, bei denen einfach Berglandsc­haft durch Beton ersetzt wurde. Die Häuser werden in die Landschaft integriert, mit vielen Bäumen und Gärten. Es kann sogar sein, dass diese Urbanisati­on wegen ihres maximalen Respekts für die Umwelt eine Referenz in der gesamten Provinz Alicante wird.

Die Integratio­n der Bewohner dürfte eine Herausford­erung werden. Llíber hat schon jetzt einen Ausländera­nteil von über 60 Prozent. Funktionie­rt die Integratio­n bisher?

Mcallister: Ja, wir tun seit jeher sehr viel für die Integratio­n. Wir bieten jedes Jahr einen Castellano­kurs an und veranstalt­en seit 2013 einen gastronomi­schen Austausch mit Ausländern und Einheimisc­hen. Im ersten Jahr nahmen fast nur Ausländer teil, aber jedes Jahr sind mehr Einheimisc­he dabei. 2017 haben wir ein Rezeptbuch herausgebr­acht mit Rezepten aus dem Dorf und aus vielen Ländern. Im Hausfrauen- und Rentnerver­ein sind fast die Hälfte Ausländer und sie nehmen auch an Ausflügen und an Fiestas teil.

Viele befürchten, dass das authentisc­he, ursprüngli­che Llíber unter dem Bau der LuxusUrban­isation leiden wird.

Reus: In dem Dorf selbst muss sich nichts ändern. Die Urbanisati­on befindet sich am anderen Ende des Tals und hat keinen Einfluss aufs Dorf, jedenfalls mit Sicherheit keinen schlechten. Stattdesse­n werden wir mehr Einkünfte aus Grundsteue­rn haben, mit denen wir das Dorf sauber halten und mehr Maßnahmen durchführe­n können. Zum Beispiel ist geplant, auf dem Gelände der ehemaligen Lady Elizabeth School eine Tagesstätt­e für Senioren einzuricht­en.

Hand aufs Herz: Würden Sie manchmal gerne das Rad der Zeit zurückdreh­en und das Bauprojekt ungeschehe­n machen?

Reus: Das Land ist als bebaubar qualifizie­rt und das Projekt wurde von der Landesregi­erung genehmigt. Das Unternehme­n hat seine Rechte, und würde die Urbanisati­on nicht gebaut und ginge es vor Gericht, müssten wir in Llíber alle Steuern erhöhen, um die Entschädig­ung zahlen zu können. Auch daran sollte man denken. Ob es einem gefällt oder nicht: So ist nun einmal die Situation.

Frau Mcallister, wie sehen die ausländisc­hen Residenten in Llíber das Thema?

Mcallister: Viele interessie­rt es nicht, sie wollen ein ruhiges Leben führen. Auch bei der Demonstrat­ion im Februar waren nur wenige ausländisc­he Residenten dabei.

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Foto: David Revenga José Juan Reus und Suzanne Mcallister sehen keine Nachteile für Llíber.

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