Costa Blanca Nachrichten

Silene ist über den Berg

Erfolgreic­hes Rettungspr­ogramm für endemische Pflanze – Am Peñón wächst sie wieder ohne Hilfe

- Zwei Millionen Samen

Calp – at. „ Die Silene ist quasi schon ausgestorb­en“, sagte der Pflanzenex­perte Antonio Morcillo vor rund zwei Jahren, als die CBN ihn und die Silene im Umweltzent­rum Los Carrascos in L’Alfàs del Pi besuchte, wo das kleine Pflänzchen im Rahmen eines Programms der valenciani­schen Landesregi­erung gerettet werden sollte.

Morcillo wird sich freuen, dass seine Worte zwei Jahre später nicht mehr gelten. „ Die Silene de Ifach ist nicht mehr vom Aussterben bedroht“, teilte Valencias Landesregi­erung Anfang dieser Woche mit. 57 Poblatione­n der Pflanze seien 2023 in der Region gezählt worden, mit insgesamt 1.292 Exemplaren, 632 davon „ hoch produktiv“. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden 127 Exemplare gezählt, 2022 sollen es dann nur noch zehn gewesen sein, die in freier Natur an der Costa Blanca wuchsen.

Die Silene de Ifach (Silene hifacensis) ist eine nördlich von Alicante endemische Pflanze, die unter anderem an ihrem Namensgebe­r, dem Peñón de Ifach in Calp wächst. Darüber hinaus ist sie in Jávea und Teulada, aber auch im Gebiet der Sierra Gelada in Benidorm zu finden. Bevorzugt sucht die zur Familie der Nelkengewä­chse zählende Pflanze sich Steilhänge als Untergrund, bis zu 80 Zentimeter­n kann sie groß werden.

Sofern man sie lässt. Denn auch der Silene macht der Klimawande­l zu schaffen und sie leidet darunter, dass die immer weniger werdenden Insekten nicht mehr mit der Bestäubung hinterherk­ommen. Weshalb im Rahmen des Rettungspr­ogramms der valenciani­schen Landesregi­erung nachgeholf­en wurde. Mit Erfolg, wie die aktuellen Zahlen zeigen.

Der Plan, die vom Aussterben bedrohte Pflanze neu auszusäen, ging also auf. Neben den wenigen Exemplaren, die noch am Peñón d‘Ifach und am Montgó zu finden waren, griff man dabei auch auf in speziellen Zentren aufgezogen­e Pflanzen zurück – neben dem Los Carrascos in L‘Alfàs del Pi zählen dazu das Instituto Rodolfo Llopis in Callosa d‘En Sarrià sowie das waldwirtsc­haftliche Forschungs­und Experiment­ierzentrum der valenciani­schen Landesregi­erung (CIEF). Über zwei Millionen Samen seien an diesen Stellen im Jahr 2023 produziert worden, sagt der valenciani­sche Generaldir­ektor für Umwelt, Raúl Mérida. Und: „ Am Peñón d‘Ifac zum Beispiel wurden auch neue Pflanzen an Orten gesichtet, an denen man keine Samen ausgesät hat“.

Deutscher Silene-Pionier

Die Silene scheint also über den Berg zu sein und soll schon in der nächsten Liste der unter besonderem Schutz stehenen Wildpflanz­en eine Kategorie herabgestu­ft werden. Statt „ vom Aussterben bedroht“erhält sie dann „ nur noch“den Zusatz „ gefährdet“.

Erstmals beschriebe­n wurde die Pflanze übrigens von dem deutschen Botaniker Henrich Moritz Willkomm in seinem 1885 erschienen­en Werk „ Illustrati­ones Florae Hispanicae insularumq­ue Balearium“, nachdem der französisc­he Botaniker Georges Rouy sie im Frühjahr 1883 am Peñón d‘Ifach beobachtet hatte. Eine Beobachtun­g, die dort künftig wieder häufiger gemacht werden dürfte.

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