Mehr als Bienchen und Blümchen
Bei einer Tour durch die Sierra de Mariola sollte ein Abstecher ins Doku-Zentrum nicht fehlen
Banyeres de Mariola – ann. Der Duft von Kräutern und der unvergleichliche, kokosartige Geruch des Stechginsters erfüllen die Frühlingsluft. Bienen schwirren um die letzten verbliebenen Blüten der Mandelbäume und sammeln Pollen und Nektar, während die Schmetterlinge scheinbar einfach nur Spaß haben wollen und durch die Luft tanzen. Unter hohen Bäumen plätschert der Río Vinalopó dahin, der in der Sierra de Mariola seinen Geburtsort hat. Der Naturpark ist ohne Zweifel eines der schönsten Ausflugs- und Wandergebiete an der Costa Blanca.
Damit Besucher der zwischen Alcoy, Banyeres de Mariola, Agres, Bocairent und Muro gelegenen Sierra nicht hinterher sagen, sie hätten nur Bienchen und Blümchen gesehen, bietet sich ein Abstecher ins Mas d’Ull de Canals an. In dem ehemaligen Bauernhaus am Eingang des Naturparks bei Banyeres de Mariola ist heute ein Dokumentationszentrum eingerichtet, das restliche Anwesen dient als kommunale Herberge.
Obwohl nur ein Raum, gibt es im Doku-Zentrum einiges zu entdecken und zu erfahren. Zunächst einmal, wie es sich früher im Mas d’Ull de Canals lebte, als das Anwesen mit den Produkten aus der Natur ringsherum autark sein konnte und eine oder sogar mehrere Familien versorgte. Vom Weinkeller über die Küche und den Heuschober bis hin zum Schweinestall fand sich hier praktisch alles unter einem Dach, wie eine anschauliche Zeichnung des Landguts zeigt. Dass die Bauernfamilien bei weitem nicht die Ersten waren, die sich die natürlichen Ressourcen der Sierra zunutze machten, belegen archäologische Funde, die bis in die Jungsteinzeit zurückgehen. Nachbildungen dieser historischen Zeugnisse sind im Mas d’Ull ausgestellt und (auf Spanisch) erklärt.
Modelle geben Aufschluss über weitere natürliche und von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten im Naturpark, wie etwa Baumscheiben, Kapellen, verlassene Höfe und gemauerte Neveros, in denen in Vor-Kühlschrank-Zeiten Schnee gesammelt und zu Eis gepresst wurde, um Lebensmittel zu kühlen. Neben den nevateros hat die Sierra de Mariola auch noch andere Berufe hervorgebracht, die wegen des technologischen Fortschritts und der Landflucht heute meist nur noch in Märchen zu finden sind: carboneros
(Köhler), leñadores (Holzfäller) und pastores (Hirten). Ausgestattet mit diesen Hintergrundinformationen lässt sich bei einer Tour auf einem der unzähligen Wanderwege durch die Sierra doch gleich viel mehr entdecken als nur Bienen und Blümchen.