Werkstatt der Palmenkunst
Grüne Gewächse so weit das Auge reicht – Elche begeistert mit Parks und einzigartiger Palmsonntagstradition
Nur wenige Minuten von der Autobahn entfernt, begrüßen Besucher bereits die ersten Palmen auf dem Weg nach Elche. Entlang einer großen Allee reihen sich die tropischen Pflanzen auf beiden Seiten nebeneinander auf. In Elche gibt es den größten Palmeral Europas, schätzungsweise über 200.000 Palmen wachsen in der Stadt. Die meisten davon stehen in öffentlichen oder privaten Palmenparks.
Einer der kleineren Parks ist der Parque Rey Jaime I. Er ist benannt nach dem König, der die Stadt 1265 von den Mauren eroberte und die Palmenparks, die zuvor hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wurden, als Erholungsräume ausbaute. Fast direkt gegenüber befindet sich die Werkstatt der Familie Serrano Valero. Hier werden traditionell jedes Jahr in den Wochen vor Palmsonntag die palmas blancas verkauft. Dabei handelt es sich um speziell präparierte Palmenblätter, die eine weiß-gelbe Farben haben und jedes Jahr von Hand in kunstvolle Formen geflochten werden. Am Palmsonntag werden die palmas dann in der Kirche gesegnet und sollen Schutz spenden bis zum nächsten Jahr.
Geflecht aus weißen Palmen
In dieser von außen unscheinbar wirkenden Garage wird noch richtige Handwerkskunst betrieben. Jedes Jahr zu dieser Zeit werden die in Elche einzigartigen palmas blancas hier weiterverarbeitet und zu kunstvollen länglichen oder geflochten Palmensträußen zusammengefügt. Drei Frauen arbeiten gerade fleißig im hinteren Teil der Werkstatt. Zwei von ihnen stehen an einem großen, kunstvoll gestalteten Geflecht aus weißen Palmenblättern. Diese spezielle Palmenart, mit denen die Frauen arbeiten, gibt es so nur in Elche. Die Blätter haben, bis sie in dieser Werkstatt landen, einen langen Weg hinter sich. Sie werden während ihres Wachstums mit dunklen Kunststoffen abgedeckt, damit sie keine Photosynthese durchführen können und ihre gelb-weiße Farbe erhalten bleibt. Die Arbeit an den Palmen ist sehr hart und wird traditionell von Männern übernommen. Sie klettern zur Ernte im September mit einem speziellen Seil auf die Palmen hoch. Danach werden die Blätter nach Größe und Qualität ausgewählt, gereinigt, in speziellen Pools gebleicht und gelagert – bis sie in Werkstätten wie der Serrano Valero weiterverarbeitet werden.
Ein großes Gesteck aus hellen Palmenblättern ist auf einem Holzbalken im hinteren Teil der Werkstatt abgelegt. Auf jeder Seite arbeitet gerade eine der Frauen. In dem kleinen, durch eine Glasscheibe abgetrennten Nebenraum, sitzt eine weitere Dame, die gerade damit beschäftigt ist blumenähnliche Muster in die Palmenblätter zu schneiden. Immer mal wieder steht sie auf und bringt die fertigen Ornamente zu den anderen beiden, die diese in das Gesamtkunstwerk einarbeiten. Die verschiedenen Formen gehen auf die kreativen Ideen der Künstlerinnen zurück. Die Blätter werden geflochten, zusammengefügt und zu Motiven wie Sternen, Ketten, Kreuzen oder Blumen gefaltet oder genäht.
Von draußen scheint die Sonne in den kleinen Raum. Warme Luft weht durch die geöffnete Garage herein. Es riecht nach diesen ganz besonderen Palmenblättern. Die Werkstatt ist voll davon. An den Wänden hängen verschiedene Fotografien: Nahaufnahmen der Flechtkunst, aber auch Bilder der palmereros, der Männer, die auf die Palmen klettern. In durchsichtigen Plastiktüten reihen sich die Palmenkunstwerke auf den Tischen und entlang der Wände auf. Einige palmas sind groß, schlicht und länglich, andere ganz klein und kunstvoll verziert. Dabei sticht das Werk im hinteren Teil der Werkstatt, an dem gerade gearbeitet wird, besonders heraus.
Hier flechtet Paquí Serrano gerade hoch konzentriert weitere fein durchtrennte Palmblätter ins Gesteck hinein. „ Für uns ist das eine Familientradition“, erzählt sie. „ Das Handwerk wird seit vielen Generationen innerhalb der Familie weitergeben. Ich habe es von meinen Eltern beigebracht bekommen und sie von ihren“. Traditionell übernehmen die Frauen die Flechtkunst, während die Männer auf die Palmen klettern. Sie erzählt, dass mittlerweile jeder das Flechten der Palmenblätter in einem öffentlichen Kurs lernen kann. „ Aber das ist nicht das Gleiche“. Es steckt viel Herzblut in ihrer Arbeit.
Sie sei bereits seit heute früh in der Werkstatt und bleibe wahrscheinlich noch bis Mitternacht. „ Manchmal nehmen wir die Gestecke auch noch mit nach Hause und machen sie dort fertig“, sagt sie,
„Ich habe das Handwerk von meinen Eltern beigebracht bekommen und sie von ihren“