Ein bisschen mehr Verantwortung
Tierheim La Nucía versorgt über 200 Hunde und Katzen – Neues Gesetz bringt auch Hürden
La Nucía – fin. Seit 18 Jahren leitet Belén Nuñez das Tierheim in La Nucía, als sie anfing, war die Situation schlimm, heute jedoch ist sie keinen Deut besser. „ Damals gab es kaum Informationen, die Leute wurden nicht aufgeklärt über den richtigen Umgang mit Tieren. Aber heute? Heute gibt es mehr Information denn je“, sagt die Spanierin. 120 Hunde wohnen aktuell in den Zwingern, außerdem etwa 100 Katzen – über 200 hungrige Mäuler, die es jeden Tag zu stopfen gilt, plus Tierarztkosten, Reinigung und Personal.
Und immer wieder ganz besondere Fälle, aktuell etwa die fünfjährige Mischlingshündin Briana, die völlig verängstigt ins Tierheim kam, ohne dass jemand ihre Geschichte kannte. „ Sie ließ sich nicht anfassen und hatte auch Angst vor den anderen Hunden“, erzählt Nuñez. Die Situation änderte sich schlagartig, als PodencoMischling Sky, ebenfalls ein Angsthund, ins Tierheim kam. „ Die beiden waren sofort ein Herz und eine Seele, sie haben sich gegenseitig Halt gegeben und waren unzertrennlich“, so die Spanierin.
Für Briana schien es nach einigen Monaten ein Happy End zu geben, sie wurde adoptiert. Doch das Glück währte nicht lange, Briana büxte aus, war tagelang nicht auffindbar, bis einer der ehrenamtlichen Helfer aus dem Tierheim auf die Idee kam, zusammen mit Sky nach ihr zu suchen. Kaum hatte Briana ihren Gefährten gerochen, tauchte sie auf. Zwei Mal ging das so, dann landete Briana wieder im Tierheim, und für Nuñez steht fest, dass die beiden nur noch zusammen vermittelt werden.
220 Euro kostet die Adoption eines Hundes in La Nucía, manch einem Interessenten erscheint das viel, doch Nuñez zählt auf: „ Die Hunde fressen, manch einer hat eine Operation hinter sich, alle werden gechipt, entwurmt, geimpft. Die Adoptionsgebühr deckt nur einen Bruchteil der Kosten.“Mit dem neuen Tierschutzgesetz kommt eine weitere Auflage hinzu: Hunde dürfen nur noch kastriert vermittelt werden. „ Es gibt bei den Tierärzten Wartezeiten für die Sterilisation. Wenn dann nach einem Monat der Termin gekommen ist, ist die Hündin vielleicht gerade läufig. Dann muss man wieder auf einen neuen Termin warten, und so gehen schnell Monate ins Land, die nicht jeder bereit ist zu warten“, sagt die Tierheim-Leiterin.
Ehrenamtliche gesucht
So oder so: Ohne ehrenamtliche Helfer wäre die Tierheim-Arbeit gar nicht zu bewältigen. Eine von ihnen ist die Deutsche Steffi Huber, die seit viereinhalb Jahren jeden Samstag mit den Hunden spazieren geht, damit sie an Halsband und Leine gewöhnt werden und neue Umgebungen und Eindrücke kennenlernen. „ Tiere geben einem so viel mehr zurück als Menschen“, meint die Münchnerin. Mit Tierheimleiterin Nuñez teilt sie einen großen Wunsch: mehr Verantwortungsbewusstsein, sowohl bei den unzähligen Ehrenamtlichen, die sich immer mal melden, dann aber nach einem getanen „ Arbeitstag“nicht mehr auftauchen, als auch bei den Familien, die Hunde adoptieren wollen. „ Es braucht mitunter viel Zeit und Geduld, um einen Tierheimhund an sein neues Zuhause zu gewöhnen“, sagt Huber und schüttelt den Kopf, als Nuñez von einem adoptierten Hund erzählt, der nach wenigen Tagen zurückgegeben wurde, weil er ins Haus gepinkelt hatte oder einem weiteren, der im Heim landete, weil die Besitzerin schwanger wurde. „ Viele Tiere sind traumatisiert, und oft wissen wir nicht einmal, was ihnen angetan wurde. Wer ein Tier aufnimmt, muss sich der Verantwortung bewusst sein“, sagt Nuñez.