Unesco-Welterbe Ibiza
Die Balearen-Insel genießt seit 25 Jahren den Status für kulturelle und biologische Vielfalt
In diesem Jahr feiert die Insel Ibiza die Erklärung zum Welterbe der Unesco vor 25 Jahren. Nicht nur die Altstadt Dalt Vila, die Nekropole Puig des Molins, und die Reste der phönizischen Siedlung Sa Caleta, sondern auch die Neptungras-Wiesen (Posidonia) gehören zu diesem Patrimonio kultureller und biologischer Vielfalt. Insel und Hauptstadt werden Spanisch/ Katalanisch als Ibiza/Eivissa geführt. Dieser Sprachgebrauch bietet sich an, auch um die beiden Regierungsebenen auseinanderzuhalten. Das Rathaus bestimmt in Eivissa, der Consell über die ganze Insel Ibiza.
Spanien stellt mit 15 WelterbeStädten mehr als andere Länder, und diese Gruppe feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Es gibt also zwei Jubiläen, deshalb treffen sich am 11. Mai die 15 Vertreter in Eivissa. Sie entwickeln künftige Strategien, denn mit der Ehre ist auch große Verantwortung verbunden. Der Erhalt der historischen Anlagen erfordert Geld und das soll auch aus dem Tourismus kommen. Derzeit bewirbt die Gruppe zusammen mit den Parador-Hotels ihren kulturellen Reichtum in Kanada und den USA, da deren Urlauber besonders erpicht sind auf das Kulturerbe. Allein Andalusien ist mit Baeza, Úbeda und natürlich Córdoba ein Magnet für den Tourismus. Die Palmenhaine in Elche gehören ebenfalls zum UnescoWeltkulturerbe – aber Elche nicht zu den 15 Städten.
Abenteuerliche Spuren
Wer sich nicht nur für karibische Strände und hippe Discos, sondern für die abenteuerlichen Spuren der Geschichte interessiert, der findet auf Ibiza zahlreiche Zeugnisse. Die große Pityuse hat im Lauf der Jahrtausende einiges mitgemacht. Die ersten Siedler kamen 2.200 vor Christus von der Küste Alicantes. Die Insel ist bei klarem Wetter von dort schemenhaft zu erkennen, und nach und nach entwickelte sich ein reger Handel übers Mittelmeer. Dass die Inselbewohner Bleiminen nutzten und
Metall verarbeiteten, lockte möglicherweise die Phönizier an. Sie besiedelten Ibiza, das sie Ayboshim nannten, ab 654 vor Christus.
Sie stammten aus einem kleinen Gebiet, das den heutigen Süden Syriens, Libanon und Norden Israels umfasst, und gründeten überall im Mittelmeerraum Kolonien. Aus Cádiz und Alicante setzten sie nach Ibiza über und bevölkerten die Bucht von Eivissa und Sa Caleta. Die Ausgrabungen bei Sa Caleta im Südwesten zeigen noch heute die Grundrisse der
Siedlung und gehören zum Welterbe. In Eivissa legten die Phönizier den Grundstein auf dem Hügel, der heute Dalt Vila ausmacht, und einen Blick über den gesamten Hafen erlaubt.
Und die Insel blühte auf
550 vor Christus kamen die Punier aus der phönizischen Kolonie Karthago (Tunis). Deshalb werden sie auch Karthager genannt. Auch wenn die Begriffe Phönizier und Punier oft vermischt werden und sich durch die Kolonien eine ähnliche Kultur gebildet hat, stammten die Phönizier aus dem Nahen Osten und die Punier aus Nordafrika. Ihr Einfluss auf Ibosim, wie sie Ibiza nannten, währte länger und stärker.
Die Insel blühte unter den Puniern auf, die Bevölkerung nahm zu und in Eivissa entstand auf dem Puig des Molins eine riesige Nekropole. Fast 3.000 Grabnischen stammen aus dieser Zeit. Auch diese Anlage gehört nun zum Welterbe. Im Zweiten Punischen Krieg kam Hannibal mit seinen Kriegselefanten über die Alpen nach Spanien. Sein Sieg währte nicht lange. Im 3. Jahrhundert vor Christus übernahmen die Römer nach und nach die Herrschaft. Es war ein langsamer Wechsel, bei dem mehrere Kulturen gleichzeitig blühenden Handel trieben. Bis 74 nach Christus Ebusus (Ibiza) endgültig Teil des Römischen Reiches und 380 nach Christus christianisiert wurde.
Ruhe kehrte nicht ein. 426 verwüsteten die Vandalen die Insel, 533/34 konnten die Byzantiner sie vertreiben und übernahmen die Herrschaft. 711 eroberten die Mauren Ibiza und nannten es Yabisa. Zwischendurch, 859, plünderten die Wikinger die Insel. Später gehörte sie zum Kalifat von Córdoba, 1009 wurden die Balearen mit Dénia auf dem Festland unabhängiges Königreich.
Die Almoraviden verwandelten im
11. und 12. Jahrhundert das 60 Hektar große Feuchtgebiet der Feixes in Eivissa mit über- und unterirdischen Bewässerungsgräben, Schleusen, Wasserrädern, Becken und Zisternen in den Obst- und Gemüsegarten der Stadt. 164 Parzellen (feixes) mit ihren Bögen sind entstanden. Die Wasserversorgung reichte bis ins trockene Nachbargelände, das ebenfalls für die Landwirtschaft genutzt werden konnte – bis Ende der 1950er Jahre. Die Feixes stehen heute als Kulturerbe (BIC) unter Schutz, verkommen aber zusehend. Zum Unesco-Welterbe gehören sie noch nicht.
Zurück ins 13. Jahrhundert: 1235 übernahm Jaume I., der Eroberer, und König von Aragón, die Inseln im Zuge der Rückeroberung von den Mauren. Ibizas Bevölkerung wurde weitgehend ausgemerzt und durch katalanische Siedler ersetzt. Sein Sieg wird jedes Jahr am
8. August zu San Ciriaco mit einem großen Feuerwerk gefeiert.