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Den Guiris sei Dank

L’Alfàs früher und heute – Wie sich der Ort dank des Tourismus verändert hat

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L’Alfàs del Pi – fin. Was hat das kleine Städtchen L’Alfàs del Pi nur, dass es ausgerechn­et Norweger in Scharen anzog und anzieht? Eine Antwort darauf weiß Stadthisto­rikerin Carolina Frías auch nicht. Aber sie weiß, wann alles begann. „ Ende der 50er Jahre kamen die ersten Urlauber aus Nordeuropa nach L’Alfàs, ab den 60ern, als der Ort nur 955 Einwohner zählte, begannen sie, hier Häuser zu bauen“, sagt Frías.

Wie sich die Gemeinde bis heute dank der Touristen entwickelt hat, hat die Historiker­in mit vielen Fotos und Texten auf Spanisch und Englisch in dem Buch „ Los turistas que llegaron del frío“festgehalt­en. Herausgege­ben hat es das Rathaus anlässlich der kulturhist­orischen Woche, die L’Alfàs immer im April feiert und in deren Rahmen die Stadtpreis­e verliehen werden – dieses Jahr an die norwegisch­e Den Norske Skole und die britische Sierra Bernia School, die beide seit über 50 Jahren im Ort bestehen.

1970, als die Franco-Diktatur Bürgervere­ine eigentlich noch untersagte, gründeten die Norweger in L’Alfàs einen Club, „ um sich auszutausc­hen und Landsleute­n, die kein Spanisch sprachen, bei Behördengä­ngen und

nd

ähnlichem zu helfen“, sagt Frías. Heute zählt der Verein noch über 1.000 Mitglieder und ist zu einer sozialen Institutio­n geworden. Die Schulen und Ausländer-Vereine – seit 1975 gab es auch einen holländisc­hen Club –

zogen zusätzlich zu den Rentnern, die sich in dem damaligen Bauerndorf niederließ­en, auch jüngere Auswandere­r nach L’Alfàs, die in ihrer Wahlheimat sofort Unterstütz­ung fanden.

Die neuen Bewohner und Touristen

machten Infrastruk­tur nötig und sorgten dafür, dass sich das kleine Dorf grundlegen­d veränderte. „ Bis dahin war L’Alfàs ein ärmliches, landwirtsc­haftlich geprägtes Dorf. Viele Einwohner suchten ihr Glück woanders, was sich schlagarti­g mit dem beginnende­n Tourismus-Boom änderte. Ab da wurde L’Alfàs zum Ziel für Migranten“, so die Historiker­in.

Plötzlich Arbeit

Nicht nur Ausländer kamen, sondern auch Spanier aus anderen Teilen des Landes, vor allem Andalusien, Murcia und Kastilien-La Mancha. Das Dorf veränderte sich, Wohnsiedlu­ngen, Hotels und Apartmenth­äuser für die Touristen wurden gebaut, Mehrfamili­enhäuser für die Arbeiter, die auf dem Bau, in der Gastronomi­e und Hotellerie anheuerten. „ Bis dahin gab es im Ort eigentlich nur die typischen kleinen Dorfhäuser“, so Frías.

Die neuen Bewohner und Touristen aus dem Ausland zog es vor

allem nach Albir in Küstennähe. Deutsche Geschäftsl­eute etwa betrieben ab den 60er Jahren die touristisc­hen Apartmentk­omplexe Panorama und Esmeralda, neue Wohnsiedlu­ngen wurden gezielt in Norwegen oder Schweden beworben. Heute leben in L’Alfàs über 20.000 Menschen aus 94 Ländern, die größte Gruppe stellen immer noch Norweger. 1984 kam sogar König Olav V zu Besuch, 1987 Oslos Bürgermeis­ter Albert Nordegen und 2009 Ministerpr­äsident Jens Stoltenber­g. Norwegens Nationalfe­iertag am 17. Mai wird in L’Alfàs jedes Jahr groß gefeiert. Denn ohne sie und die vielen anderen Nordeuropä­er, die als Touristen kamen und als Residenten blieben, wäre L’Alfàs heute nicht das, was es ist.

Exemplare des Buchs „Los turistas que llegaron del frío“auf Spanisch und Englisch gibt es im Kulturhaus.

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Foto: Archivo Diputación 1970 gab es am Albir-Strand schon erste Apartmenth­äuser und Chiringuit­os.
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Foto: A. García
Stoltenber­g 2009 in L’Alfàs. Foto: A. García

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