Frühling mit Jupiter
Der Sternenhimmel im April – Astronomie. Raumfahrt. Kosmos.
Der Frühling kommt mit hellen, sonnigen Abendstunden. Die Umstellung der Uhren auf die Mitteleuropäische Sommerzeit MESZ am letzten Märzwochenende bereitet zwar vielen Menschen Probleme. Aber zumindest hat sie den Effekt, dass die Sonne eine Stunde länger scheint. Und obwohl die offizielle Begründung der Energieeinsparung seit langem umstritten ist, kann das Licht eine Stunde später eingeschaltet werden.
Energie sparen, um den Klimawandel zu bremsen, war auch wieder das Ziel der weltweiten Kampagne „Die Stunde der Erde (Earth Hour)“der Umweltbewegung Word Wildlife Fund WWF, die es erneut schaffte, dass demonstrativ berühmte Baudenkmäler rund um den Globus für eine Abendstunde in Dunkel getaucht wurden: der Eiffelturm, das Opernhaus von Sidney, das Empire State Building, der Kreml, das Brandenburger Tor – daneben sogar trotz Präsident Trumps Häme gegenüber Klimaschutz die Berliner US-Botschaft.
Egal wie man die Wirkung so spektakulärer Aktionen einschätzt, sie sind doch ein Beweis dafür, dass ein weltweites Bewusstsein für den Schutz des Planeten Erde geschaffen werden kann. Und es gibt immer mehr Resonanz, denn allein in Deutschland schalteten laut WWF 323 Städte für eine Stunde die Bestrahlung bekannter öffentlicher Gebäude aus, 80 Objekte mehr als im Jahr zuvor. Weltweit hätten sich 7.000 Städte in 184 Ländern beteiligt.
Zeit der Opposition
Die Astronomen werben seit Jahrzehnten dafür, der wachsenden Lichtkontamination Einhalt zu gebieten. In Spanien wurden auf den Inseln Teneriffa und La Palma rund um die Sternwarten seitens der Behörden Gemeinden Einschränkungen der öffentlichen Beleuchtung auferlegt. Sie werden ohne Murren befolgt, weil die Bewohner den Wert der international bekannten Observatorien schätzen.
Wer an der Costa Blanca sein bescheidenes Teleskop zum Sternenhimmel richtet, wäre auch dankbar, wenn die Lichtflut der Strandpromenaden eingedämmt werden könnte, um der Brillanz der Sterne mehr Geltung zu verschaffen. Diesen April wollen wir den Planeten Jupiter in seiner ganzen Schönheit sehen. Er kommt am 7. April in Opposition zur Sonne, steht ihr damit genau gegen- Der Himmel im April vor Mitternacht. Orientierungslinien beim Frühlingsdreieck und beim Großen Wagen. Der Planet Jupiter in der Jungfrau. Beim Blick nach Norden: Karte umdrehen. über, in einer Linie mit der Erde dazwischen. Der Abstand zu ihm beträgt 666 Millionen Kilometer, das Licht benötigt für die Strecke 37 Minuten, entsprechend auch die Signale, die beispielsweise von der NASA zu ihren Sonden im Orbit des Planeten unterwegs sind.
Jupiter ist gegenwärtig, weil die Venus für uns nicht sichtbar ist, das hellste Gestirn am Nachthimmel außer dem Mond. Der Riesenplanet benötigt fast zwölf Jahre, um die Sonne zu umrunden. Die Zeit der Opposition eignet sich sehr gut, um mit Teleskopen die Oberfläche des Planeten zu beobachten. Vor allem interessiert seit langem der „Große Rote Fleck“in der vielfarbig gestreiften Gasatmosphäre, der seit dem 19. Jahrhundert als ständiger Wirbelsturm gesehen wird mit Ausmaßen von 30.000 Kilometern.
Es muss eine unglaubliche Dynamik auf Jupiter in der Atmosphäre von Wasserstoff und Helium herrschen. Er dreht sich bei einem Äquatordurchmesser von 143.000 Kilometer – mehr als das Zehnfache der Erde – in nur knapp zehn Stunden einmal um sich selbst, die schnellste Rotation von allen Planeten. Durch die gewaltigen Fliehkräfte hat sich der Riese abgeplattet, der Poldurchmesser beträgt 134.000 Kilometer (143.000 am Äquator). Jupiter könnte mit seinen Maßen 1.300 Erdkugeln in sich aufnehmen.
Er besitzt eine Masse vom Zweieinhalbfachen aller anderen sieben Planeten zusammen. Die Anziehungskräfte, die er damit entwickelt, hält Zehntausende von Asteroiden, die zwischen ihm und dem Mars kreisen, zum Teil in der Balance, oder auch mehr oder weniger chaotischen Bahnen, die sie für die Erde gefährlichen machen können. Mit einem aufwändigen Beobachtungssystem versucht man sie von der Erde aus unter Kontrolle zu halten.
Spektakulär ist die Riesenfamilie der Monde des Jupiter, in der die meisten freilich weniger als zehn Kilometer messen. 63 wurden in den letzten Jahren katalogisiert, beginnend mit den vier größten, die Galileo Galilei 1610 mit einem primitiven Fernrohr entdeckte. Die vier galileischen Monde sind heute von Hobbyastronomen mit Ferngläsern oder Teleskopen neben dem strahlenden Planeten auszumachen, und ihre Bewegungen, Bedeckungen und Schattenwürfe gehören zu den interessantesten Beobachtungen.
So schnell wie Jupiter rotiert, so rasant sind auch die Umläufe der vier Galileischen Monde. Io als innerster Trabant rast in knapp zwei Tagen um den Gasriesen, Europa als kleinster der Vier braucht dreieinhalb Tage. Ganymed als größter Mond im Sonnensystem (mit 5.200 km Durchmesser sogar größer als der Planet Merkur) benötigt gut sieben Tage und Kallisto als äußerster der Vier und fast zwei Millionen Kilometer entfernt, schafft es in knapp 17 Tagen. Der Erdmond wirkt dagegen geradezu behäbig mit seien 28 Tagen bei unserem kleinen Planeten.
Die Monde Europa und Kallis- to sind für die Erforschung des Sonnensystems besonders interessant. Europa, benannt nach der phönizischen Prinzessin, die seinerzeit von dem berüchtigten Stier entführt wurde, hat 3.100 Kilometer Durchmesser und besitzt vermutlich unter einem zehn bis 15 km dicken Eispanzer einen Ozean, in dem Lebensformen existieren könnten. Kallisto zeigt auf der Oberfläche Krater an Krater, aber unter der vielleicht 100 Kilometer dicken, dunklen Kruste soll es einen Ozean von Salzwasser geben. Es wäre eine Sensation, wenn er wirklich gefunden würde.
Die Erforschung des JupiterSystems mit den aufregenden Monden ist vielleicht in diesem Jahrhundert, außer den geplanten Mars-Missionen, die wichtigste Aufgabe von Astronomie und Raumfahrt. Im Jahre 2003 wurde die NASA-Sonde Galileo, nachdem sie mehrere Jahre Jupiter und seine Monde erkundet hatte, durch einen Funkbefehl aus den USA in die Gashülle des Planeten geschickt, zum Absturz gebracht und damit zerstört. So wurde verhindert, dass „Galileo“auf den Mond Europa stürzte und ihn womöglich mit Metall und Instrumenten der Erde verseuchte. Gegenwärtig führt die NASA mit der JupiterSonde „Juno“, nach der Gattin des Göttervaters benannt, ein Forschungsgerät in weiten Ellipsen um den fernen Planeten, um durch präzise Messungen die innere Struktur, aber auch die Strahlungsgürtel genauer zu bestimmen.
Verblassen der Wintersterne
Jupiter erlebt seine Opposition am 7. April im Sternbild Jungfrau. Es sind die Nächte, wenn dort auch der Vollmond am 10./11. April der Spica, Hauptstern der Jungfrau, ziemlich nahekommt. Die weißbläuliche Spica („Kornähre“) gilt seit der Antike als der typische Frühlingsstern. So wird auch das Dreieck am Himmel, das Spica mit dem rötlichen Arktur im Bootes („Rinderhirt“) und dem Regulus im Löwen bildet, „Frühlingsdreieck“genannt. Das „Sommerdreieck“stellt dann ein paar Wochen später mit neuen Konstellationen den Schwerpunkt am Himmel dar.
Je mehr sich die hellen Abende durchsetzen, umso rascher verblassen die letzten Konturen der Wintersternbilder im Westen. Es ist der Abschied von Sirius im Großen Hund, Beteigeuze im Orion und den Zwillingen Kastor und Pollux, die mit den Wintersternbildern dominiert haben. Es ist Frühling,