Vorsicht vor Krypto-Abzocke
Was macht Internetwährungen sicher, wo liegen die Gefahren? Warnung vor allem vor Pyramidensystemen
Der bislang anhaltende Erfolg der digitalen Internetwährung Bitcoin sowie anderer Kryptowährungen, sogenannten Altcoins, ruft nicht nur Investoren und Händler auf den Plan, sondern lockt auch dreiste Abzocker und Betrüger an. Die Vorfälle häufen sich, und die Vorgehensweisen werden immer raffinierter. Die gute Nachricht: Es gibt einige Vorkehrungen, mit denen man sich vor den sogenannten Scams (englisch: Betrug) schützen kann. Die schlechte: es gibt keinen hundertprozentigen Schutz.
Bitcoin gibt es schon seit 2009. Damals war er gerade einmal ein paar Cent wert und dieses Jahr im Mai hat er zum ersten Mal die 2.000-US-Dollar-Grenze durchbrochen. Das dies jemals geschehen würde, hatte kaum jemand geglaubt. So viele Male, wie die Kryptowährung schon totgesagt wurde, so viele Male ist sie wieder auferstanden. Aber wie heißt es so schön „Totgesagte leben länger“.
Für den Erfolg gibt es mehrere Ursachen. Einige darunter sind: Kapitalflucht aus Ländern wie China, Venezuela oder Indien, die von politischen oder wirtschaftlichen Unruhen betroffen sind und mit einer schwachen Landeswährung kämpfen. Null- oder Niedrigzins-Politik der Notenbanken führt dazu, dass Anleger und Spekulanten Alternativen suchen.
Neben Immobilien, Gold und Silber sind das nun neuerdings auch Bitcoin und Co. Obwohl Kryptowährungen kurzfristig immer noch hoher Volatilität unterliegen, können manche langfristig eine konstante und rentable Wertsteigerung nachweisen.
Davon profitieren nicht nur Anleger, sondern leider auch immer mehr Betrüger. Sie erfinden einfach eine „Kryptowährung“und rühmen diese in höchsten Tönen auf ihrer Webseite. Satte Gewinne werden aber nur denjenigen versprochen, die vorher eine kostenpflichtige Mitgliedschaft abschließen, irgendwelche „Packages“oder „Schulungen“kaufen oder an langen Informationsabenden teilnehmen, mit dem vorrangigen Ziel, andere Personen anzuwerben.
Vorsicht! Bei dieser Art von Vertrieb handelt es sich schlicht um ein Ponzi-Schema, bekannt auch als Schneeball- oder Pyramidensystem. In den meisten europäischen Ländern ist diese Unternehmensform verboten und führt meist dazu, dass viele Anleger ihr komplettes Investment verlieren. Reich werden nur die, die an der Spitze der Pyramide stehen. Alle anderen sind reine Geldbeschaffer. Das beworbene Produkt ist entweder nutzlos oder überteuert.
Zudem: Investitionen in Kryptowährungen funktionieren anders. Es gibt keine Provisionen. Im Umkehrschluss: Niemand muss beworben werden. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie auf der Blockchain-Technologie basieren. Diese verleiht ihnen zwei bedeu- tende Eigenschaften: Dezentralisierung und Open Source. Dezentral bedeutet, dass Transaktionen direkt von einer Person zur anderen durchgeführt werden können, ohne das Zutun einer dritten Instanz, sei es einer Bank oder eines Unternehmens. Jeder im Besitz von Kryptowährungen, kann mit Hilfe einer Software, der Wallet, jederzeit auf diese zugreifen, diese halten oder anderen Personen zukommen lassen. Der Slogan „Sei deine eigene Bank“ist somit vollkommen treffend.
An Börsen gehandelt
Kryptowährungen werden in der Regel an Börsen gekauft und gehandelt. Bekannte Kryptobörsen und Exchanges sind: Kraken (USA), Bittrex (USA), Poloniex (USA), Bitstamp (GB), Bitcoin.de (DE), Bitpanda (AT) und Anycoin Direct (NL). Leitkryptowährung ist der Bitcoin. Eine Kryptowährung, die kein Scam ist, sollte an einer oder mehrerer dieser Börsen gelistet sein und gehandelt werden können.
Hilfreich ist auch ein Blick auf coinmarketcap.com. Dort sind die Kurse aller Kryptowährungen gelistet. Je höher platziert eine Kryptowährung ist, desto mehr Marktvolumen und größer die Chance, dass es sich um keinen Scam-Coin handelt. Unternehmen, die von sich behaupten, eine Kryptowährung anzubieten, müssen diese auf einer der genannten Börsen platzieren und niemals zentral und somit geschlossen auf der eigenen Unternehmenswebseite. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt: Die Preisbildung einer Kryptowährung findet auf den Börsen, getreu Angebot und Nachfrage statt.
Neben der Dezentralisierung muss die Kryptowährung „Open Sourced“, also quelloffen, sein. Quelloffen bedeutet, dass der Quellcode über die Entstehung der Kryptowährung offen und kostenlos für Programmierer, Technikaffine und Jedermann im Internet unter www.github.com zur Verfügung steht. Das ist auch der Grund, weshalb es so viele Kryptowährungen gibt. Jeder mit fundierten Programmierkenntnissen kann auf Bitcoins quelloffene Blockchain zugreifen, sie kopieren, verbessern oder ändern.
Bei einer ICO (englisch: Initial Coin Offering), bietet ein StartUp-Unternehmen seine neue Kryptowährung in Form von Coins oder Tokens zu einem festgelegten Preis an, um sein Blockchain-basiertes Geschäftsmodell zu finanzieren. Der neue Coin/Token kann auf der Unternehmensseite meist gegen Bitcoin und/oder Ethereum, seltener gegen Dollar und Euro, gekauft werden. Nach Beendigung der ICO – in der Regel sind das vier bis sechs Wochen – startet der Börsengang des neuen Coins/Tokens. Entweder muss der gekaufte Betrag dann von der Unternehmensseite direkt zur Börse oder in die eigene Wallet transferiert werden. Normalerweise weist das Unternehmen sogar darauf hin und setzt eine Frist.
Grundlegend ist, sich vorab über das Unternehmen zu informieren. Erfüllt es die aufgeführten Punkte? Wie sieht das Projekt aus? Könnte es Anwendung finden? Welches Problem löst es? Gibt es Erfahrungsberichte? Was sagt die Krypto-Community auf bitcointalk.org? Was schreiben KryptoNewsportale? Recherchen und Informationen schützen.