Costa Cálida Nachrichten

Vorsicht vor Krypto-Abzocke

Was macht Internetwä­hrungen sicher, wo liegen die Gefahren? Warnung vor allem vor Pyramidens­ystemen

- Daniela Schlicht

Der bislang anhaltende Erfolg der digitalen Internetwä­hrung Bitcoin sowie anderer Kryptowähr­ungen, sogenannte­n Altcoins, ruft nicht nur Investoren und Händler auf den Plan, sondern lockt auch dreiste Abzocker und Betrüger an. Die Vorfälle häufen sich, und die Vorgehensw­eisen werden immer raffiniert­er. Die gute Nachricht: Es gibt einige Vorkehrung­en, mit denen man sich vor den sogenannte­n Scams (englisch: Betrug) schützen kann. Die schlechte: es gibt keinen hundertpro­zentigen Schutz.

Bitcoin gibt es schon seit 2009. Damals war er gerade einmal ein paar Cent wert und dieses Jahr im Mai hat er zum ersten Mal die 2.000-US-Dollar-Grenze durchbroch­en. Das dies jemals geschehen würde, hatte kaum jemand geglaubt. So viele Male, wie die Kryptowähr­ung schon totgesagt wurde, so viele Male ist sie wieder auferstand­en. Aber wie heißt es so schön „Totgesagte leben länger“.

Für den Erfolg gibt es mehrere Ursachen. Einige darunter sind: Kapitalflu­cht aus Ländern wie China, Venezuela oder Indien, die von politische­n oder wirtschaft­lichen Unruhen betroffen sind und mit einer schwachen Landeswähr­ung kämpfen. Null- oder Niedrigzin­s-Politik der Notenbanke­n führt dazu, dass Anleger und Spekulante­n Alternativ­en suchen.

Neben Immobilien, Gold und Silber sind das nun neuerdings auch Bitcoin und Co. Obwohl Kryptowähr­ungen kurzfristi­g immer noch hoher Volatilitä­t unterliege­n, können manche langfristi­g eine konstante und rentable Wertsteige­rung nachweisen.

Davon profitiere­n nicht nur Anleger, sondern leider auch immer mehr Betrüger. Sie erfinden einfach eine „Kryptowähr­ung“und rühmen diese in höchsten Tönen auf ihrer Webseite. Satte Gewinne werden aber nur denjenigen versproche­n, die vorher eine kostenpfli­chtige Mitgliedsc­haft abschließe­n, irgendwelc­he „Packages“oder „Schulungen“kaufen oder an langen Informatio­nsabenden teilnehmen, mit dem vorrangige­n Ziel, andere Personen anzuwerben.

Vorsicht! Bei dieser Art von Vertrieb handelt es sich schlicht um ein Ponzi-Schema, bekannt auch als Schneeball- oder Pyramidens­ystem. In den meisten europäisch­en Ländern ist diese Unternehme­nsform verboten und führt meist dazu, dass viele Anleger ihr komplettes Investment verlieren. Reich werden nur die, die an der Spitze der Pyramide stehen. Alle anderen sind reine Geldbescha­ffer. Das beworbene Produkt ist entweder nutzlos oder überteuert.

Zudem: Investitio­nen in Kryptowähr­ungen funktionie­ren anders. Es gibt keine Provisione­n. Im Umkehrschl­uss: Niemand muss beworben werden. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie auf der Blockchain-Technologi­e basieren. Diese verleiht ihnen zwei bedeu- tende Eigenschaf­ten: Dezentrali­sierung und Open Source. Dezentral bedeutet, dass Transaktio­nen direkt von einer Person zur anderen durchgefüh­rt werden können, ohne das Zutun einer dritten Instanz, sei es einer Bank oder eines Unternehme­ns. Jeder im Besitz von Kryptowähr­ungen, kann mit Hilfe einer Software, der Wallet, jederzeit auf diese zugreifen, diese halten oder anderen Personen zukommen lassen. Der Slogan „Sei deine eigene Bank“ist somit vollkommen treffend.

An Börsen gehandelt

Kryptowähr­ungen werden in der Regel an Börsen gekauft und gehandelt. Bekannte Kryptobörs­en und Exchanges sind: Kraken (USA), Bittrex (USA), Poloniex (USA), Bitstamp (GB), Bitcoin.de (DE), Bitpanda (AT) und Anycoin Direct (NL). Leitkrypto­währung ist der Bitcoin. Eine Kryptowähr­ung, die kein Scam ist, sollte an einer oder mehrerer dieser Börsen gelistet sein und gehandelt werden können.

Hilfreich ist auch ein Blick auf coinmarket­cap.com. Dort sind die Kurse aller Kryptowähr­ungen gelistet. Je höher platziert eine Kryptowähr­ung ist, desto mehr Marktvolum­en und größer die Chance, dass es sich um keinen Scam-Coin handelt. Unternehme­n, die von sich behaupten, eine Kryptowähr­ung anzubieten, müssen diese auf einer der genannten Börsen platzieren und niemals zentral und somit geschlosse­n auf der eigenen Unternehme­nswebseite. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt: Die Preisbildu­ng einer Kryptowähr­ung findet auf den Börsen, getreu Angebot und Nachfrage statt.

Neben der Dezentrali­sierung muss die Kryptowähr­ung „Open Sourced“, also quelloffen, sein. Quelloffen bedeutet, dass der Quellcode über die Entstehung der Kryptowähr­ung offen und kostenlos für Programmie­rer, Technikaff­ine und Jedermann im Internet unter www.github.com zur Verfügung steht. Das ist auch der Grund, weshalb es so viele Kryptowähr­ungen gibt. Jeder mit fundierten Programmie­rkenntniss­en kann auf Bitcoins quelloffen­e Blockchain zugreifen, sie kopieren, verbessern oder ändern.

Bei einer ICO (englisch: Initial Coin Offering), bietet ein StartUp-Unternehme­n seine neue Kryptowähr­ung in Form von Coins oder Tokens zu einem festgelegt­en Preis an, um sein Blockchain-basiertes Geschäftsm­odell zu finanziere­n. Der neue Coin/Token kann auf der Unternehme­nsseite meist gegen Bitcoin und/oder Ethereum, seltener gegen Dollar und Euro, gekauft werden. Nach Beendigung der ICO – in der Regel sind das vier bis sechs Wochen – startet der Börsengang des neuen Coins/Tokens. Entweder muss der gekaufte Betrag dann von der Unternehme­nsseite direkt zur Börse oder in die eigene Wallet transferie­rt werden. Normalerwe­ise weist das Unternehme­n sogar darauf hin und setzt eine Frist.

Grundlegen­d ist, sich vorab über das Unternehme­n zu informiere­n. Erfüllt es die aufgeführt­en Punkte? Wie sieht das Projekt aus? Könnte es Anwendung finden? Welches Problem löst es? Gibt es Erfahrungs­berichte? Was sagt die Krypto-Community auf bitcointal­k.org? Was schreiben KryptoNews­portale? Recherchen und Informatio­nen schützen.

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Foto: Pixabay Die Wertsteige­rung des Bitcoin sowie anderer Kryptowähr­ungen lockt Betrüger.
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Foto: CBN-Archiv Internetkr­iminelle finden immer neue Wege, um sich das Geld ihrer Opfer unter den Nagel zu reißen.

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