Costa Cálida Nachrichten

Der Schattensp­ender

Die Persiana Alicantina – Alles über die traditione­lle spanische Jalousie

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Orba/Sax – sk. Manche Dinge sind so typisch spanisch – man bemerkt sie gar nicht mehr. Die Persiana Alicantina etwa. In jedem Dorf im Hinterland hängt sie – in allen Farben, oft recht schepp, manchmal verhunzt, von der Sonne gebleicht oder vom Wind gebrochen, versteckt sie bisweilen kunstvoll verzierte und aufwendig lackierte Massivholz­türen. Noch nicht einmal eine adäquate deutsche Übersetzun­g gibt es für den gerippten Blickfang, Jalousie, Raffstore, Rolladen passt irgendwie nicht für den Seat 600 der Türund Fensterver­kleidungen, die übrigens der Erfinder Vicente Barceló Santonja aus Sax 1916 als orientalis­che Vorhänge – cortinas orientales – patentiere­n ließ.

100 Jahre später liegt so eine Persiana Alicantina mit vierfachem Leistenbru­ch auf der Werkbank von Paco Roig in Orba. Da hilft nur der Austausch. Also aufklemmen, vier neue Leisten rein, den Drahtverbu­nd zuklemmen und ab mit der ganzen Persiana in den Trog und ins Farbbad. „Da steckt kein großes Geheimnis dahinter. Das sind sehr simple Konstrukti­onen“, meint der Schreiner von Persianas La Teulera in Orba, einer der wenigen Fabrikante­n der Persiana Alicantina, die es außerhalb ihrer großen Zentren Sax und Sueca noch gibt.

Das mechanisch­e Wunderwerk spendet im Sommer Schatten. Lässt man es runter und reißt die Tür davor auf, weht immer ein frischer Luftzug durch die Rippen ins Innere des Hauses. Man kann auf seine Persiana Alicantina bauen, wenn man seine Holztüren und Fenster schützen und nicht alle drei Jahre neu schleifen und streichen möchte. Im Winter hält sie Die Bestandtei­le der Persiana Alicantina: Schnur, Leisten, Ösen. auch Regen und Kälte ab. Wer sie kennt, möchte sie nicht mehr missen.

Alle zwei, drei Jahre braucht so eine Persiana Alicantina allerdings einen neuen Anstrich. Das dünne Holz schleift man nicht, man streicht einfach drüber. „Der Wind und die Sonne machen dem Holz zu schaffen. Man muss etwas machen, sonst trocknet das Holz zu sehr aus“, sagt Roig. Wem das zu viel ist, die rustikale Persiana gibt es auch mit Plastiklei­sten. Allerdings vor der Sonne sind sie auch nicht gefeit, Plastik bleicht aus, wird weich, verbiegt sich. „Viele wollen auch bei Plastikper­sianas Holztöne. Die dunklen Farben funktionie­ren in diesem Klima aber am schlechtes­ten“, sagt Roig.

Eine Persiana Alicantina ist ein Wunderwerk der Einfachhei­t. Sie besteht lediglich aus einer Brücke, in die man links und rechts je eine Öse eintreibt. Die werden wiede- rum an Rundhaken über einer Tür oder einem Fenster eingehängt. „Viele Leute treiben die Rundhaken direkt in den Türrahmen ein. Es ist besser, die Haken im Mauerwerk anzubringe­n. Denn es sollte ein Abstand von etwa sechs Zentimeter­n bestehen, um eine Luftkammer zu haben“, sagt Paco Roig, der seit 33 Jahren den Sonnenschu­tz baut und die Werkstatt von seinem heute 81-jährigen Schwiegerv­ater übernahm, der als 15-jähriger Bub schon die Rollos zimmerte.

Verändert hat sich über die Jahre an der Persiana Alicantina recht wenig. Die Holzbrücke hält eine Vielzahl horizontal angeordnet­er Leisten, die mittels Drahtklemm­en miteinande­r verbunden sind und zu einer Rolle hochgezoge­n werden können. Das Konstrukt umgibt eine Schnur, die durch eine Rolle in der Holzbrücke läuft und deren Ende fixiert wird. „Die Schnur muss dreimal so lang sein wie die Persiana, einmal vorne und hinten

„Wind und Sonne machen dem Holz zu schaffen. Man muss etwas machen, sonst trocknet das Holz aus“

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