Historisches Wohnhaus abgerissen
Kommunalregierung der PP ignoriert Einwände und alternative Vorschläge von Bürgerplattform
Roquetas – jan. Die Casa de Anita Guerrero war das letzte noch vor Beginn des 20. Jahrhunderts errichtete Haus am Rathausplatz in Roquetas. Im Jahr 2016 kaufte es das Rathaus für 243.000 Euro auf, um darin ein Museum zur Lokalgeschichte zu errichten. Es dauerte indes bis März 2019, ehe die erforderlichen Umbauarbeiten ausgeschrieben wurden, die zwei Monate später dann für 630.000 Euro in Auftrag gegeben wurden.
Neubau statt Restaurierung
Doch nur kurz darauf wurde das Vorhaben gestoppt, weil der Zustand der Immobilie angeblich zu schlecht war. Ein neues Projekt wurde ausgearbeitet, das am gleichen Standort die Errichtung eines neuen Gebäudes vorsah, für das lediglich die Fassade der Casa de Anita Guerrero erhalten bleiben sollte. Die Arbeiten hierfür wurden schließlich Anfang September dieses Jahres in Auftrag gegeben.
Gegen das neue Projekt lief die aus mehreren Bürgerbewegungen bestehende Plattform Unidos por Turaniana Sturm. Nicht nur die Fassade des geschichtsträchtigen Gebäudes sei schützenswert, sondern auch zahlreiche Elemente in seinem Inneren, weshalb sie die Erhaltung und Restaurierung der Immobilie einforderte. Sogar ein alternatives, von einem Architektenbüro ausgearbeitetes Projekt, legte die Plattform vor, in dem für das geplante Museum ein Anbau im Hinterhof vorgesehen wurde.
Von der Kommunalregierung der PP erhielt Unidos por Turaniana indes nicht einmal eine Antwort. Dafür aber vom andalusischen Kulturministerium, das eine Prüfung des architektonischen und ethnologischen Wertes der Immobilie zugesagt hatte. Diese Prüfung hat die Kommunalregierung jedoch nicht abwarten wollen. Am vergangenen Donnerstag ließ sie stattdessen einen Bagger anrücken, um mit dem Abriss zu beginnen.
Die Eliminierung der Casa de Anita Guerrero aus dem Stadtbild ist auch von allen im Stadtrat vertretenen Oppositionsparteien kritisiert worden. Für sie ist es paradox, dass ein geschichtsträchtiges
Gebäude weichen musste, um einem neuen Platz zu machen, das ausgerechnet ein Museum zur Lokalgeschichte beherbergen soll. Bürgermeister Gabriel Amat werfen sie zudem sowohl fehlende Dialogbereitschaft als auch ein mangelndes Interesse am historischen Erbe von Roquetas vor.
Die Oppositionsparteien fragen sich auch, warum die vermeintlichen Defizite an der Bausubstanz, die gegen eine Erhaltung des Gebäudes sprachen, nicht schon bei der Ausarbeitung des ersten Projektes erkannt wurden. So nämlich mussten die Baupläne wieder einmal nachträglich geändert werden, was einmal mehr mit einer Kostenexplosion einhergegangen ist.
Kritik der Opposition: Museum zur Geschichte auf ihren Ruinen