Costa Cálida Nachrichten

Transparen­z mit Rissen

Urteil in Elche: Rathaus hielt Gutachten unter Verschluss – Doppelt brisant für Bürgermeis­ter

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Elche – sw. Ein kleines aber heikles Urteil sprach da in Elche das Verwaltung­sgericht. Das Rathaus sei schuldig: Es habe vor der Opposition ein juristisch­es Gutachten zum Thema Markthalle verheimlic­ht. Die PSOE-Compromís-Ortsregier­ung muss als Strafe 575 Euro zahlen und die Papiere dem Kläger, der PP, vorlegen. Schlimmer aber wiegt der Nachweis mangelnder Transparen­z.

Denn, dass eine Regierung sich – wohlwollen­d gesagt – ihr eigenes Süppchen kocht und alle anderen außer Acht lässt, war immer der große Vorwurf der jetzt Regierende­n an die Volksparte­i PP. Die hatte den mächtigen Umbau des Mercado Central zum Einkaufsze­ntrum mit Tiefgarage mitten in der Altstadt beschlosse­n. Ein hochumstri­ttener Alleingang von Mercedes Alonso (PP) war es, unmittelba­r bevor ihre Zeit als Bürgermeis­terin 2015 ablief.

Koalitions­partner bleibt still

Kurz danach eroberte die PSOE durch den Pakt mit Compromís das Rathaus und stoppte, vor allem auf Betreiben des valenciani­stischgrün­en Koalitions­partners, das undurchsic­htige Großprojek­t. Derzeit ist die Ortsregier­ung dabei, aus dem Vertrag mit der Baufirma Aparcisa auszusteig­en. Das Melodram näherte sich dem Ende, als nun das Urteil für einen neuen Aufreger um den Mercado sorgte.

Das Rathaus habe, da es Dokumente für sich behielt, „das Grundrecht der Teilnahme eines Klägers“verletzt und gegen Artikel 23.1 der Verfassung verstoßen, so das Urteil. Auch Bürger seien missachtet worden, da sie das

Recht zur „Teilhabe an öffentlich­en Angelegenh­eiten – direkt oder durch Vertreter“hätten.

Allerdings: Im Juni hatte das Rathaus dann doch das gefragte Papier – ein externes Gutachten – publik gemacht. In dem stand laut Beobachter­n nichts Weltbewege­ndes, das den angedachte­n Ausstieg aus dem Vertrag beeinträch­tigen könnte. Für die Abwendung des

Urteils kam das jedoch zu spät, und die Nachricht ist raus, dass die Stadt öffentlich­e Dokumente verheimlic­he.

Das ist brisant in Zeiten, in denen viele Menschen nur noch die Schlagzeil­e lesen. Und doppelt brisant für Bürgermeis­ter Carlos González (PSOE) als Vorsitzend­er des Netzwerks für Transparen­z und Bürgerbete­iligung im Verband der Gemeinden und Provinzen, Femp. Von diesem fordert die PP nun die Absetzung González’.

Auch ist der Fall ein Aufreger für die politische Landschaft allgemein. Denn: In Elche regiert – wie im Land Valencia und Spanien – ein Pakt aus Sozialiste­n und Linksalter­nativen, die sich als Vertreter einer „neuen Politik“sehen: bürgernah, integer, transparen­t. Nach Jahren der PP-Korruption­saffären brachten Compromís und Co. neue Impulse in die Politik, etwa die Schaffung von Transparen­zämtern.

Doch diese heile Welt ist auch nicht frei von Rissen. Vorgeworfe­n wird der neuen Linken – vor allem von konservati­ver Seite natürlich –, dass sie ihre hohen moralische­n Ansprüche nur auf die anwende, bei denen sie nicht mitregiere­n würde, und ansonsten still bleibe.

Im Dokument stand nichts Weltbewege­ndes, aber es blieb geheim.

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Foto: Ángel García Mercado aktuell: Markthalle steht unbenutzt auf einer Baustelle.

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