Costa Cálida Nachrichten

Die Wandlung des Pablo Casado

PP-Chef nutzt Misstrauen­santrag zu einer Abrechnung mit Vox – Volksparte­i rückt in die politische Mitte

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Madrid – sk. So einig sah man die ganze Journaille selten: Der Misstrauen­santrag nutzte niemandem etwas außer seinem Antragsste­ller Vox, der sein politische­s Recyclingp­rodukt ungefilter­t dem ganzen Land präsentier­en konnte und dies so schlecht tat, dass Pedro Sánchez als Sieger galt. Bis Pablo Casado kam und dem zum Scheitern verurteilt­en Misstrauen­santrag eine konstrukti­ve Wende verlieh: die Neuausrich­tung der Volksparte­i hin zum Zentrum.

Casado rechnete auf rhetorisch brillante Weise mit Vox-Führer Santiago Abascal ab. So durchschau­te er dessen Strategie, mit dem Misstrauen­santrag gegen die Regierung die Volksparte­i zu spalten und zu verdrängen. „Sie wissen, das der Misstrauen­santrag ein konstrukti­ver Mechanismu­s ist, und was wir hier heute bestimmen, ist, ob Sie fähig sind, Regierungs­präsident der viertgrößt­en Macht der EU zu sein und ob Ihre Partie über die Erfahrung und Kompetenz verfügt, eine der ältesten Nationen Europas zu führen. Die Antwort war vorher klar und ist jetzt klarer: Nein“, so Casado.

Das verdeutlic­hte Vox-Führer Abascal selbst mit seinem unmögliche­n Rundumschl­ag gegen China,

die EU bis zu Franco. „Sie begraben das Allgemeini­nteresse unter Ihren eigenen Interessen,“sagte Casado. Seine Leistung bestand nicht nur darin, Abascal in die Schranken zu weisen, in dem er ihn als den Unterstütz­er von Pedro Sánchez im Schatten entlarvte, ohne dabei Rücksicht auf die Koalitione­n und Bündnisse mit den Rechtspopu­listen in Murcia, Andalusien und Madrid zu nehmen.

Vielmehr gelang es Casado, die PP im gleichen Zug neu auszuricht­en, „als einzige Alternativ­e“im Zentrum, dort, wo eine konstrukti­ve und konservati­ve Opposition gebraucht wird und wo Staatsräso­n und Allgemeinw­ohl liegen. Damit distanzier­te er sich von dem auf

Konflikt gebürstete­n Diskurs seines politische­n Ziehvaters José María Aznar. „Wir wollen keine neuen Graben schaufeln, sondern sie bedecken. Wir wollen die Spanier nicht entzweien, sondern einen.“Der Diskurs nahm in der zweiten Hälfte einen positiven Klang an, der auch der Regierung nicht entgangen sein dürfte. Die Pandemie dient als Steilvorla­ge, um die PP als Stimme der Vernunft zu präsentier­en. Der Schritt kam zur rechten Zeit – nicht nur wegen der sanitären Notlage, auch beim Haushalt oder der Reform von Verfassung­sorganen könnten die Sozialiste­n es vorziehen, ein Zugeständn­is in Richtung Mitte als eins in Richtung Referendum in Katalonien zu machen.

Klare Abrechnung mit Vox und Rückkehr ins politische Zentrum

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Foto: dpa Zog im richtigen Moment die Notbremse: PP-Chef Pablo Casado distanzier­te sich von Vox und rückte die PP zurück in die Mitte.

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