Im Namen des Dichters
Umbenennung von Flughafen Alicante-Elche in „Miguel Hernández“sorgt für gemischte Reaktionen
Valencia – sw. „Aeropuerto Alicante-Elche Miguel Hernández“wird der Name des internationalen Flughafens von der Costa Blanca lauten. Das verkündete am 30. Oktober in Valencia Spaniens Verkehrsminister José Luis Ábalos (PSOE) beim feierlichen Akt zum 110. Geburtstag von Miguel Hernández. Der in Orihuela geborene Schriftsteller wird in Spanien als „Universaldichter“geschätzt. Bei der Feier waren neben Landeschef Ximo Puig und Valencias Bürgermeister Joan Ribó Angehörige von Hernández zugegen. Ábalos meldete sich im Video-Stream zu Wort.
Madrid habe die Umbenennung des Flughafens von Alicante schon in die Wege geleitet, erklärte Sozialist Ábalos. Damit löse Spanien eine „Schuld“ein. „Kein Land, das was auf sich hält, kann einen seiner bedeutendsten Dichter zum Tod verurteilen und moralisch unversehrt davonkommen.“Hernández, im Bürgerkrieg ein republikanischer Kämpfer, war 1939 von Franco-Anhängern gefasst worden und starb 1942 in Haft in Alicante.
„Im 111. Jahr hätte gereicht“
Die Ankündigung in Valencia löste gemischte Reaktionen aus. Die Parteien der politischen Mitte begrüßten die Maßnahme, vor allem die beim feierlichen Akt durch Ábalos, Puig oder Elches Bürgermeister Carlos González stark vertretene PSOE. Doch auch die PP gratulierte aus Alicante oder Orihuela.
Das ist bemerkenswert. Die Konservativen tun sich schwer mit Hernández, dem Republikaner und Kommunisten. Noch im Februar löste Madrids PP-Regierung Unmut aus, als sie Verse des Dichters vom Stadtfriedhof entfernen ließ. Alicantes Bürgermeister Luis Barcala
(PP) halte die Umbenennung für ein gutes Symbol, forderte aber, Alicante prominent im Flughafennamen – auch im Kürzel ALC – beizubehalten. „Damit identifizieren den Flughafen alle Passagiere und Touristen“, so Barcala. Auch die PP von Orihuela lobte die Umbenennung. Durch Hernández erschiene auch seine Geburtsstadt im europaweit bekannten Flughafen.
Besonders euphorisch waren die Reaktionen im linken Spektrum, etwa in Kreisen von Unidas Podemos, deren Anhänger ein republikanisches Spanien anstreben. Rechte Kreise um die Partei Vox dagegen sehen in Hernández lediglich den Vertreter eines militärischen Lagers – des der Feinde.
Doch auch konstruktive Kritik fehlte nicht. PP-Ortschef Barcala kritisierte, dass Ábalos nicht auf die ausstehenden Investitionen im Verkehrswesen der Costa Blanca einging. Die Bahn-Anbindung des
Flughafens an Alicante und Elche ist seit Jahren seitens Madrid versprochen und unerfüllt, wie auch die AVE-Zugverbindung nach Elche, Orihuela und Murcia. „Für symbolische Gesten ist man dankbar, aber mehr für Investitionen“, sagte Barcala. Ähnliche Meinungen äußerten auch viele Bürger.
Zwar endete eine Online-Umfrage der „Información“kürzlich zugunsten der Umbenennung des Flughafens. Im Internet aber – ob auf der „Información“-Seite, oder auf Twitter – häufen sich die Einwände. Kritisiert wurde weniger Hernández als Namensgeber. Vielmehr wurden gesellschaftliche Werte, für die der Republikaner einstand, zum Anlass der Kritik genommen.
„Eine gute Widmung für Miguel Hernández wäre es gewesen, wenn Ábalos Zwangsräumungen von Wohnungen beenden würde“, twitterte Germán Pérez. „In der Schlange am Arbeitsamt redet man von nichts anderem als von dem neuen Flughafennamen“, spottete Vicente Renco. „Das hätte nächstes Jahr auch gereicht – dann wäre Hernández halt 111 geworden“, schrieb CN-Leserin Hannelore Rodríguez.
Für den Flughafen Alicante ist es nicht die erste Umbenennung, die Aufsehen erregt. 2013 kam im Namen Elche dazu. 50.000 Euro kostete der Aufwand – und brachte eine lokale Separatistenbewegung hervor. Denn der Vorort El Altet, wo der Flughafen steht, verschwand nach und nach aus dem Namen. Die Separatisten wollen den Bezirk aus Elche lösen und so erreichen, dass ganz Europa wieder weiß, wo es an der Costa Blanca landet. Nun etwa in „El Altet Miguel Hernández“?
Die letzte Umbenennung erweckte eine lokalen Separatistenbewegung