James Bond in Marbella
Der verstorbene Schauspieler Sean Connery verbrachte viele Jahre an der Costa del Sol – Ärger mit Marbellas „Goldfinger“
Am 31. Oktober starb, 90-jährig, der Schauspieler Sean Connery. Doch Legenden sterben bekanntlich nie. Der „beste James Bond aller Zeiten“, überzeugter schottischer Nationalist und Macho-Gentleman der ganz alten Schule, verbrachte viele Jahre seines Lebens in Marbella. Spanien lernte Sean Connery schon Anfang der 60er Jahre kennen, da steckte das Land noch tief in der Franco-Diktatur. Doch als Drehort für viele Spaghetti-Western war das landschaftlich abwechslungsreiche Land bereits offen. Das sprach sich auch bei den Produzenten der JamesBond-Reihe herum.
Und so kam es, dass die Strände am heutigen Naturpark von Cabo de Gata in Almería zum Szenenbild für den Bond-Streifen „Sag niemals nie“(1961) wurden. Im Film erkennbar sind unter anderem die Playas Palmer und Los Escullos, wo Bond aus dem Wasser steigt, aber auch der Eisenbahntunnel in Aguadulce.
Die Playa de Mónsul in Níjar, ebenfalls in Almería, wurde 1989 zum Drehort für einen anderen Klassiker: „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, wo Connery den Vater des Titelhelden (Harrison Ford) unter der Regie von Steven Spielberg spielte. Gedreht wurde auch in Guadix und Huétor in der Provinz Granada, in der „WesternFilmstadt“Taberna sowie in Almería selbst.
Neben den Bond-Filmen, „Indiana Jones“, „Highlander“oder „Jagd auf Roter Oktober“, wurde „Der Name der Rose“(1986) zu einem der größten Erfolge des 1930 in Fountainbrigde bei Edinburgh geborenen Thomas Sean Connery. Einige Außenszenen mit dem Protagonisten des Films wurden rund um die Burg von Molina de Aragón gedreht.
Doch Connerys bevorzugter Ort in Spanien lag an der
Costa de Sol. Marbella war Ende der 1970er Jahre ein Inbegriff für den internationalen Jet Set der Stars und Sternchen. Dreh- und Angelpunkt rauschender Feste, diskreter Arrangements und Bühne für die „Reichen und Schönen“war das 5-Sterne-Resort Marbella Club des deutschen Immobilienmagnaten Prinz Alfons von Hohenlohe-Langenburg an der Playa Casablanca, der „Goldmeile“zwischen Marbella Stadt und dem Luxusjachthafen Puerto Banús. Hier durfte auch der „Spion ihrer Majestät“nicht fehlen. Etwas abseits vom Starrummel, auf einem hügeligen Anwesen, bezog Sean Connery mit seiner Frau Micheline Roquebrune Ende der 70er die „Finca Malibú“, die zunächst ein Refugium der Erholung von den zahlreichen Dreharbeiten des Weltstars war. Der passionierte und nach Überlieferungen sehr gute Golfspieler frequentierte vor allem die Golfplätze Las Brisas, Aloha und Los Naranjos. Legendäre
Partys sind überliefert, wobei Connery private Treffen in seiner Villa bevorzugte und - ganz gegen die Gepflogenheiten dieser Zeit - kaum Alkohol getrunken haben soll. Man mag sich die Szenerien vorstellen, wenn der Bösewicht
aus „Goldfinger“, der deutsche Knattermime Gert Fröbe, der mit Connery befreundet war, in Marbella auftauchte.
Mitte der 90er Jahre verdunkelte sich die strahlende Pracht Marbellas und Connery wurde nicht nur Zeuge der schon legendären Korruption in Andalusien, sondern durch den „Goldfinger Marbellas“, Bürgermeister Jesús Gil, mit in die Abgründe aus Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch hineingezogen. Alles begann 1995, als erst in Spanien und dann in der britischen Yellow Press Fotos von Connery beim Golfspielen auftauchten, die Bürgermeister Gil zu Werbezwecken für seine Kampagne zur Wiederwahl benutzte, ohne den eher öffentlichkeitsscheuen Schotten um Erlaubnis gefragt zu haben. Hinzu kamen Pressegerüchte über eine außereheliche Affäre, die Connery in Erklärungsnot brachten. Das Ehepaar machte etwas, was Bond nur selten tat: Sie flohen 1999 endgültig aus Spanien und siedelten sich weit weg auf den Bahamas an. „These people are not going to see me in my underpants, I am leaving Marbella“, soll er zum Abschied gesagt haben. „Diese Leute werden mich nicht in meinen Unterhosen sehen, ich verlasse Marbella.“
Doch damit war die spanische Epoche Sean Connerys noch nicht beendet, denn die Polizei wollte doch, dass Connery die Hosen runterlässt und ermittelte seit Anfang der 2000er Jahre unter den Fallnamen „Goldfinger“und „Malaya“auch gegen die Connerys in zwei der unzähligen Immobilien-Skandale
Marbellas. Auf dem früheren Anwesen der Finca Malibú wurden 72 Ferienwohnungen hochgezogen, wobei die Bebauungspläne gefälscht und die Genehmigungen ergaunert worden sein sollen.
Ihre „goldenen“Finger hatten – wie so oft – Juan Antonio Roca und Julian Muñoz im Spiel. Der Erste war lange Baustadtrat, der andere kurzzeitig Bürgermeister von Marbella und beide „nebenbei“weit vernetzte Geschäftsleute, die in dutzenden Korruptionsfällen vor Gericht kamen und bis 2016 je rund zehn Jahre Haft absaßen. Wahrlich eine Liga ganz außergewöhnlicher Gentlemen.
Die Connerys, vor allem die Ehefrau des Stars, wurden dabei unter anderem mit Vorwürfen der Geldwäsche und Dokumentenfälschung rund um den Verkauf des Anwesens konfrontiert. 2013 titelte die Zeitung „ABC“: „Sean Connery von spanischer Justiz gesucht“. Er sollte binnen sechs Monaten in einem Korruptionsskandal und wegen des Vorwurfes der Steuerhinterziehung aussagen, weigerte sich aber von der Karibik aus, mit der spanischen Justiz zu kooperieren.
Mit einer eidesstattlichen Erklärung, wonach er die beiden Hauptverdächtigen nicht kenne und „Goldfinger“Jesús Gil nur einmal bei einer Veranstaltung getroffen habe, war die Sache für den „Unantastbaren“Connery erledigt. Noch 2015 forderte die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft in Málaga zweieinhalb Jahre Haft und knapp 23 Millionen Euro Strafe von Connerys Ehefrau Micheline Roquebrune wegen Steuerhinterziehung, zwei Millionen Euro Nachzahlungen forderte zudem das Rathaus von Marbella.
„Diese Leute werden mich nicht in meinen Unterhosen sehen, ich verlasse Marbella.“