Baum mit klangvollem Namen
Jakaranda ist einer der bekanntesten Blüher der spanischen Küsten – Im Frühsommer hellviolette bis hellblaue Pracht
Sehr gut erinnere ich mich noch an meinen ersten Spanienbesuch im Frühsommer des Jahres 1954. Mit meinem Studienfreund machte ich in Andalusien auch in Sevilla Halt. Zu meinem großen Erstaunen entdeckte ich an einer Straße hellblau blühende, mittelgroße Bäume, ganz ohne Blätter. Auch ich als Botaniker kannte diese Bäume nicht. Auf Englisch fragten wir Passanten nach dem Namen dieser schönen Bäume.
Einer dieser Angesprochenen erzählte mir auf Spanisch, was ich nur sinngemäß verstand: „Man muss nicht alles, was man sieht und als schön empfindet, mit Namen benennen können. Freut euch, über die Blütenpracht dieser Bäume, das genügt!“Dann ging er weiter. Mein Freund schmunzelte, während ich noch darüber nachdachte.
Zuhause in Deutschland ließ mir diese Begegnung keine Ruhe. Nach einigem Suchen in entsprechender Bestimmungsliteratur fand ich schließlich den wissenschaftlichen Namen dieser Bäume, nämlich Jacaranda mimosifolia. In der Übersetzung bedeutet „mimosifolia“bekanntlich „mimosenblättrig“. Im Deutschen wird allerdings an Stelle des „c“in Jacaranda ein „k“geschrieben, also Jakaranda. Nach dieser kleinen Rückbesinnung nun zu einer genaueren Beschreibung dieser interessanten Bäume.
Zur Biologie
Einleitend zitiere ich den Landschaftsgärtnermeister Wulf Kurpjuweit: „Der Jakaranda ist mit sei- nen lichtblauen Blüten im Frühsommer wohl einer der bekanntesten Bäume der spanischen Küsten. Seine Heimat sind zwar die Trockengebiete zwischen Brasilien und Argentinien, dennoch gedeiht der Laub abwerfende Baum nur gut und blüht auch nur über einen längeren Zeitraum, wenn er im Sommer einmal monatlich durchdringend gewässert wird. Dafür ist natürlich gut dränierter Boden nötig. Schwere Lehmböden müssen entsprechend vorbereitet werden.“
Der Jakaranda hat große, lebhaft grüne Blätter, die also wie die Mimosenblätter doppelt gefiedert sind. Er ist ein sommergrüner Baum, der gelegentlich auch immergrün ist. Das hängt vermutlich mit den jeweiligen ökologischen Verhältnissen zusammen. Der Laubabwurf kann auch noch den gesamten Winter hindurch stattfinden.
Besonders auffallend sind die schönen, hellvioletten bis hellblauen Blüten, die sich in prächtigen Blütenständen entwickeln. Erst aus der Nähe erkennt man die eigentliche glockenförmige Struktur der Einzelblüten.
Eine weitere Besonderheit sind die eigenartigen, bräunlich gefärbten Kapselfrüchte des Baums. Diese haben in ihrer Form eine gewisse Ähnlichkeit mit kleinen, leder- artigen Satteltaschen. Nach dem Aufbrechen einer Frucht konnte ich die mittig angeordneten kleinen, dunklen Samen des Jakaranda erkennen.
Ein abschließendes Foto verdeutlicht die oft „staksige Wuchs- form“der Jakaranda-Bäume mit Blättern, Blüten und Früchten.
Zur Systematik
Der Jakaranda gehört zur großen Pflanzenfamilie der Trompetenbaumgewächse (Bignoniaceae). Die Gattung besteht aus etwa 50 verschiedenen Arten, von denen wenige auch weiße Blüten haben.
Der Jakaranda ist wie der von mir im September 2016 im Service-Teil der Costa Blanca Nachrichten in Wort und Bild vorgestellte Florettseidenbaum (CBN 1.709) in Spanien nicht ursprünglich. Er gehört somit zu den sogenannten invasiven Pflanzen, die irgendwann hier eingewandert sind und deren Heimat die tropischen und subtropischen Trockengebiete Südamerikas sind, wie bereits erwähnt. Offensichtlich sagen dem Jakaranda die hiesigen ökologischen Verhältnisse der Mittelmeerküste zu. Da diese Baumart frostempfindlich ist, gedeiht sie in Mittelund Nordeuropa im Freien nicht.
Daher wird verständlich, dass die kürzlich auch in Mittel- und Südspanien unüblichen Witterungsverhältnisse mit Eis und Schnee für alle Wärme liebenden Pflanzenarten lebensgefährlich sind, wenn sie über längere Zeit andauern würden. Gelegentlich werden Jakarandaschösslinge auch als Zimmerpflanzen angeboten.
In ihrer Heimat werden einige Jakarandaarten wegen ihres Holzes wirtschaftlich genutzt und als Nutzpflanzen angebaut. Manchmal wird der Jakaranda fälschlicherweise als Palisander bezeichnet. Das wertvolle Palisanderholz stammt jedoch von einer anderen brasilianischen Baumart, nämlich von einem Baum aus der Familie der Schmetterlingsblütler.
Als Fazit kann noch einmal betont werden, dass der Jakaranda außerhalb Südamerikas wegen seiner auffälligen Blütenpracht, die sich bereits im Frühsommer entfaltet, als beliebter Zierbaum genutzt wird. Somit genießt der Jakaranda auch an der gesamten Costa Blanca mit ihrem Hinterland eine besondere Wertschätzung. Diese Erkenntnis wurde ja seinerzeit auch mir gegenüber im spanischen Andalusien deutlich, wie ich eingangs bereits erwähnte: „Freut euch über die Blütenpracht dieser Bäume, das genügt“. Derjenige, der immer nur nach der Taxonomie oder nur nach dem Zweck der Organismen fragt, wird ihre Schönheit nur schwerlich wahrnehmen.