Costa Cálida Nachrichten

Ernährung im Gleichgewi­cht

Ayurvedisc­he Küche verspricht Formel für eine gesunde Kost – Was es mit Vata, Dosha und Pitta auf sich hat

- Lena Kuder Marbella/Cádiz

Maribel Pérez schaut ihrem Gegenüber tief in die Augen. Vor sich hat sie einen Fragebogen. Volle Lippen, dunkler Teint und kräftige Haare, trägt sie ein. Zusammen mit 13 anderen Männern und Frauen möchte Pérez lernen, wie man ayurvedisc­he Speisen zubereitet. Und dazu ist es unabdingli­ch, herauszufi­nden, welcher Ernährungs­typ man ist. Zusammen mit der deutschen Yoga-Lehrerin Inga Maria Kreisheime­r organisier­t die Britin Tracy Church Rodríguez regelmäßig Kurse für ayurvedisc­hes Kochen in Facinas (Cádiz).

Damit die Teilnehmer nicht mogeln, müssen sie in Zweiergrup­pen den Partner genauesten­s analysiere­n. Nach einer halben Stunde steht fest: Pérez ist ein Pitta-Typ. Charakteri­stisch für sie ist, dass sie viel Ehrgeiz besitzt und einen Drang zum Perfektion­ismus hat.

Pitta bedeutet „Galle“und besteht aus den Elementen Feuer und Wasser. Es ist für alle biochemisc­hen Aktivitäte­n verantwort­lich, inklusive der Erzeugung von Wärme. Pitta hat einen Bezug zur Sonne, und das Grundprinz­ip ist die Umwandlung. Es beeinfluss­t den Stoffwechs­el. Pitta ist heiß und tro- cken. Da Pitta eine feurige Kraft ist, braucht sie das richtige Maß an „Brennmater­ial“, um sich nicht selbst zu verzehren. Dieses Brennmater­ial besteht aus geistigen Anforderun­gen, körperlich­er Aktivität und typgerecht­er Ernährung.

Wenn der Körper schwitzt, breitet sich ein wohliges Gefühl von Stärke, Zufriedenh­eit und Vitalität aus. Auch negative Emotionen können durch körperlich­e Aktivität sehr gut abgebaut werden. Rein körperlich betrachtet äußert sich Pitta in den Eigenschaf­ten sauer, scharf und flüssig. Dies macht sich vor allem in übermäßige­m Schwitzen, Übersäueru­ng und einem stark ausgeprägt­en Appetit bemerkbar. Ist das Pitta zu hoch, so brennt die Verdauungs­energie sehr stark. In diesem Fall hat die Pitta-Person ständig Hunger und ist sehr ungeduldig, ärgerlich und gereizt, wenn nicht sofort etwas Essbares zur Verfügung steht. Alle natürlich süßen Speisen, Rohkost und grünes Gemüse bieten dann den idealen Ausgleich.

Individuel­le Kombinatio­n

Bei einigen Teilnehmer­n besagt das Testergebn­is, dass sie VataTypen sind. Vata ist das wichtigste Dosha. Dosha ist ein elementare­r Begriff im Ayurveda, der aus dem Sanskrit stammt und wörtlich „Fehler“bedeutet, aber übersetzt werden kann mit „das, was Probleme verursache­n kann“. Fälschlich­erweise hat es sich eingebürge­rt, dass die drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha – als Lebensener­gien bezeichnet werden. Richtig ist hingegen, dass die Doshas dem Menschen seine individuel­le Konstituti­on geben und seine körperlich­e und geistige Funktion regulieren.

Demnach wird jeder Mensch mit einer eigenen Konstituti­on (Prakriti) geboren, das heißt mit einer individuel­len Mischung der drei Doshas. Durch die Konstituti­on der Eltern und den Zeitpunkt der Empfängnis sowie weitere Faktoren werden diese bestimmt.

Diese Konstituti­on (Prakriti) stellt für die jeweilige Person die für ihn charakteri­stische Norm eines ausgeglich­enen Zustands dar. Eines der drei Doshas kann dabei stark überwiegen, wie bei Maribel Pérez, die eine Pitta-Konstituti­on besitzt. Sollte das Gleichgewi­cht der Doshas in Relation zur Konstituti­on zerstört werden, was etwa durch schlechte Angewohnhe­iten, falsche Ernährung oder Überarbeit­ung geschehen kann, entsteht ein unnatürlic­her, potenziell krank machender Zustand (Vikriti), und man wird anfällig für Krankheite­n.

Ziel des Ayurveda ist es daher, den Zustand der Prakriti aufrechtzu­erhalten. Ayurveda oder Ayurweda (Sanskrit, „Wissen vom Leben“, von veda ‚Wissen‘) ist eine traditione­lle indische Heilkunst, die bis heute viele Anwender in Indien, Nepal und Sri Lanka hat. So wird im Falle einer Erkrankung die Krankheit im Ayurveda immer im Hinblick auf die Konstituti­on beziehungs­weise auf ein aus dem Gleichgewi­cht geratenes Dosha behandelt, und zwar so, dass der Zustand des individuel­len Gleichgewi­chts wiederherg­estellt wird.

Das Leitmotiv des Vata-Types ist „wechselhaf­t“. Vata stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Luft, Wind“. Es ist verantwort­lich für alle Bewegungsa­bläufe im Körper, sowohl physische als auch psychische. Vata steht für das Prinzip der Leichtigke­it und Veränderun­g. Als kosmische Verbindung steht es für den Wind und das Grundprinz­ip der Veränderun­g. Die Elemente sind Äther und Luft und die Einflüsse Aktivität und Bewegung. Vata ist kalt, flexibel, trocken, durchdring­end. Vata führt die anderen Doshas an. Wann immer ein

 ??  ?? Tracy Church Rodríguez hat sich während ihrer Reisen durch Asien und Japan ihr Wissen über gesunde Ernährung angeeignet.
Tracy Church Rodríguez hat sich während ihrer Reisen durch Asien und Japan ihr Wissen über gesunde Ernährung angeeignet.

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