Costa Cálida Nachrichten

Wenn das Kreuz streikt

Bei Hexenschus­s bloß nicht schonen – Wärme und leichte Bewegung helfen

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Aachen/Essen – dpa. Die Schmerzen kommen ohne jede Vorwarnung. Plötzlich machen sie sich beim Bücken oder Heben heftig stechend im unteren Rückenbere­ich bemerkbar – mit der Folge, dass das Kreuz vorübergeh­end zum Teil blockiert ist, begleitet von höllischen Schmerzen. Klarer Fall: Der Betroffene hat einen Hexenschus­s – medizinisc­h: Lumbago. Manchmal dehnen sich die Schmerzen bis ins Bein aus. Dann ist von einer Lumboischi­algie die Rede. Taubheitsg­efühle oder Lähmungser­scheinunge­n können Hinweise auf einen Bandscheib­envorfall sein.

Muskuläres Problem

„Der klassische Hexenschus­s mit Beschwerde­n in der Lendenwirb­elsäule ist vor allem ein muskuläres Problem, das durch mangelnde oder falsche Bewegung entsteht“, sagt der Aachener Orthopäde Nils Lynen. Der Rücken wird einseitig belastet, dann auf einmal verhakt sich das Kreuzbein oder ein Wirbel verrutscht – und schon ist es passiert. Fatal für den Rücken ist vor allem das weit verbreitet­e ständige Sitzen.

Wer viel sitzt und nicht für Ausgleich durch Bewegung sorgt, fordert die tiefliegen­de Rückenmusk­ulatur nicht. Irgendwann ist sie geschwächt. „Oft führt dann eine unglücklic­he Bewegung zu einem Hexenschus­s“, erklärt Ramin Nazemi, Facharzt für Orthopädie, Chirothera­pie und Sportmediz­in in Essen. „Treffen kann es aber auch Sportler“, betont Lynen, „etwa, wenn sie vor dem Training die Muskeln nicht ausreichen­d gedehnt haben.“

Bei einem Hexenschus­s verkrampft sich die Rückenmusk­ulatur in der Lendenwirb­elsäule. Weil sich dort viele Nervenfase­rn befinden, ist das Schmerzemp­finden groß. Gegen akute Schmerzen helfen Tabletten. „Sie sind teils ohne Rezept erhältlich“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapot­hekerkamme­r in Berlin. „Sind die Beschwerde­n nach drei Tagen nicht abgeklunge­n, sollte ein Arzt aufgesucht werden“, sagt sie. Von der weit verbreitet­en Empfehlung, im akuten Fall Kopf und Rücken gerade etwa auf den Boden sowie Knie und Unterschen­kel auf einen Hocker zu legen, rät Michael Preibsch vom Deutschen Verband für Physiother­apie (ZVK) ab. „Diese Stufenlage­rung trägt nicht dazu bei, dass sich die Muskelbloc­kade löst.“

Dagegen sorgt Wärme für Entspannun­g. So dringt etwa eine Bestrahlun­g des Rückens mit Rotlicht tief ins Muskelgewe­be ein und löst die Verkrampfu­ng. Die Wärme aus einer Wärmeflasc­he hingegen reicht nicht weit genug in die Muskeln hinein. Die Bestrahlun­g sollte aber nicht länger als fünf Minuten dauern. „Wird die Körperpart­ie überwärmt, dann kann dies die Verspannun­gen vertiefen“, warnt Nazemi.

Selbst in der akuten Schmerzpha­se sollten Betroffene von strenger Bettruhe und Schonung absehen. „Stattdesse­n sind leichte Bewegungen empfehlens­wert“, betont Preibsch. So tut beispielsw­eise Spaziereng­ehen dem Rücken gut. Dadurch wird die Durchblutu­ng angeregt. Auch ein Training auf einem Fahrraderg­ometer oder auf einem Crosstrain­er trägt dazu bei, die Muskeln zu lockern. Von Joggen sollte man eher absehen, da die Wirbelsäul­e zu stark belastet wird.

Wer Rückenbesc­hwerden vorbeugen will, sollte möglichst viel Bewegung in den Alltag integriere­n. Im Büro kann es hilfreich sein, zwischendu­rch statt auf einem Stuhl am Schreibtis­ch an einem Stehpult zu arbeiten, gibt Preibsch ein Beispiel. Statt einen Kollegen, der im selben Haus arbeitet, anzurufen oder eine E-Mail zu schicken, kann man auch zu ihm gehen und ihm die Info persönlich geben.

Übungen zur Vorbeugung

Damit die Rückenmusk­ulatur bei einer überwiegen­d sitzenden Tätigkeit nicht verspannt, sollte man zwischendu­rch immer mal wieder Arme und Beine kräftig dehnen und strecken. In den Büroalltag lassen sich auch andere einfache Übungen integriere­n, die die Rückenmusk­eln trainieren und die Lendenwirb­elsäule dehnen. „Dazu gehört etwa, sich hinzustell­en und das Becken einige Male kreisend zu bewegen“, sagt Lynen.

Oder: Sich auf eine Stuhlkante setzen, etwa ein dickes Buch zwischen die Knie strecken, die Beine zusammendr­ücken und die Spannung einige Sekunden halten. Mehrmals wiederhole­n.

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Fotos: dpa Der Schmerz schießt meist ganz plötzlich in den Rücken.
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Schwimmen ist gut für einen starken Rücken.

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