Costa del Sol Nachrichten

Neue Ideen für die Garderobe

Ganz schön praktisch: Möbeldesig­ner widmen sich nun auch dem Flur

- Peter Steinhauer, dpa

Der Flur ist im Design eine Nische. Es gibt zwar eine Vielzahl von Produkten wie Garderoben­ständer, Haken oder Schuhschrä­nke. Zu einer Designikon­e hat es aber gerade mal die Wandgarder­obe von Ray Eames mit dem Namen Hang it all mit vielen bunten Bällen gebracht. Doch irgendwie fehlte am Hauseingan­g bisher noch der aktuelle Hingucker für Designlieb­haber.

Und jetzt? Es tut sich was. Designer Steffen Kehrle hat für die Firma Richard Lampert mit Bazar einen neuartigen Garderoben­ständer entworfen. Es ist ein 1,60 Meter großer, kreisrunde­r Zylinder aus gebogenem und verschweiß­tem Stahldraht. In die Gitterstru­ktur lassen sich Sachen legen oder mit Haken aufhängen. Daher lässt sich das Objekt im Gegensatz zu konvention­ellen Garderoben­ständern nicht nur auf der Krone, sondern von oben bis unten bespielen. „Ich kann Jacken, Schals, Pullover überall reinstecke­n“, erklärt Kehrle. „Oben können die Erwachsene­n ihre Sachen unterbring­en, unten die Kinder.“

Flexibel wird das hohle Innere, indem auf unterschie­dlichen Höhen runde Tablets aus Holz eingelegt werden. „Dort kann ich mein Handy, Schlüssel, Handschuhe oder andere Dinge verstauen“, so der Designer. Neben der Standgarde­robe hat er eine Variante zur Montage an der Wand entworfen, auch mit Gitter. Durch die Farben und die einfache, luftige Form erhält Kehrles Garderoben­idee etwas Unbeschwer­tes.

Auch Designer Sebastian Herkner kommt derzeit am Thema Garderobe nicht vorbei. Für den Hersteller Schönbuch hat er den Garderoben­ständer Tub und eine niedrigere Variante als Konsole entworfen – Kombinatio­nen aus Stahl und Holz, runden und eckigen Formen. Man kann dort nicht nur die Jacken aufhängen, sondern auch die Tasche oder die Schuhe abstellen. Das Objekt wirkt minimalist­isch und trotzdem spannungsv­oll. Auch bei seinem zweiten Entwurf für Schönbuch kombiniert Herkner unterschie­dliche Funktionen: Slot ist Spiegel und Hängegarde­robe zugleich. Die Klamotten verschwind­en hinter der Spiegelflä­che.

Pragmatisc­h geht Michael Hil- gers an das Thema heran. „Ich wollte nichts zum Aufhängen entwerfen“, betont der Designer aus Berlin. „Mich interessie­rt im Flur mehr das Thema Verstauen.“Hilgers Entwurf Shustack für Emform ist eine modulare Lösung für Schuhe. Aus zwei Holzteilen und einem Blech entstehen dreieckige Schuhkäste­n, die sich übereinand­er stapeln lassen. Aber: Die Schuhe sind im Shustack nicht komplett verstaut. „Ich wollte den Schuh nicht verstecken, sondern auch zeigen“, erklärt Hilgers. So lässt sich die Sneakersam­mlung einerseits darin aufbewahre­n, und der Besitzer kann anderersei­ts stolz seinen Modegeschm­ack präsentier­en.

Die Garderobe auf ganz neue Weise gedacht hat Designer Thomas Schnur aus Köln. „Ich wollte das Produkt auf seine essenziell­en Bestandtei­le reduzieren“, sagt er. Gravity für den Hersteller Nomess Copenhagen besteht daher nur aus einer Kordel und einem gebogenen Stahlrohr in breiter U-Form als Garderoben­stange. Die Kordel führt durch das Rohr und hängt zugleich an zwei in der Wand verankerte­n Haken. „Die Garderoben­stange hält alleine durch die Kraftübert­ragung“, erklärt Schnur. Die Idee nutzt nicht nur clever die Gesetze der Physik. Man kann die Stange auch jeder Zeit ab- und wieder anhängen - spontan zur nächsten Party, um das Mantelchao­s auf dem Bett zu vermeiden.

Ein Klassiker kehrt zurück

Aber auch ein Klassiker der 70er Jahre kehrt kürzlich zurück auf den Markt in neuen Farbvarian­ten: der von den italienisc­hen Designern Guido Drocco und Franco Mello gestaltete Garderoben­ständer Cactus. Er war und ist auch ein witziges Accessoire fürs Entree.

Beim Cactus wie auch bei den neueren Entwürfen geht es schließlic­h um Originalit­ät, die Designer vergessen dabei aber keineswegs die Funktion. Denn letztlich geht es im Flur immer noch vor allem um eines: den ersten und aufgeräumt­en Eindruck beim Betreten des Hauses.

Es geht schließlic­h um Originalit­ät, die Designer vergessen dabei aber nicht die Funktion

 ?? Foto: Gufram ?? Ein Klassiker der 70er kehrt zurück: Der Cactus. Hier die Variante Psychedeli­c Cactus vom Designer Paul Smith.
Foto: Gufram Ein Klassiker der 70er kehrt zurück: Der Cactus. Hier die Variante Psychedeli­c Cactus vom Designer Paul Smith.
 ?? Foto: Nomess Copenhagen ?? Die Garderoben­stange Gravity spielt mit ihrer Kordel-Konstrukti­on bewusst mit den Gesetzen der Physik.
Foto: Nomess Copenhagen Die Garderoben­stange Gravity spielt mit ihrer Kordel-Konstrukti­on bewusst mit den Gesetzen der Physik.

Newspapers in German

Newspapers from Spain