Costa del Sol Nachrichten

Zu billig für Markenprod­ukt

Plagiate sind oft täuschend echt nachgemach­t – Wie sich Fälschunge­n erkennen lassen

-

Bohrmaschi­ne, Designer-Stuhl, Badarmatur: Wer sich für ein Markenprod­ukt entscheide­t, freut sich über einen Promotions­preis beim Händler. Dass so einem Schnäppche­n eine Fälschung zugrunde liegen kann, merken viele erst zu Hause. „Gefälscht wird inzwischen fast alles, womit sich Geld verdienen lässt“, sagt Lennart Röer vom Aktionskre­is gegen Produktund Markenpira­terie. Das können Möbel sein oder nur die Scharniere. Wasserkoch­er sind betroffen, aber auch Schrauben und Dübel.

Gefälschte Gütesiegel

Fast 100.000 Fälle von Produkt- und Markenpira­terie werden laut Tüv Süd jährlich an den EU-Außengrenz­en festgestel­lt. Die Produktfäl­scher kümmern sich nicht um sicherheit­srelevante Prüfungen und täuschen mit nachgemach­ten Gütesiegel­n. Das Problem: Wenn etwa Haushaltsg­eräte nicht ausreichen­d isoliert sind, giftige Stoffe enthalten und die Geräte beim Gebrauch auseinande­rfliegen, ist das gefährlich. „Wir hatten mal einen Fall, da wurden in einer Waschtisch­armatur billige Bleirohre verwendet“, berichtet Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius. „Beim Benutzen hätten die Verbrauche­r durch das unzulässig stark bleihaltig­e Wasser erkranken können.“Die Aktion Plagiarius verleiht jährlich Preise für dreiste Plagiate.

„Gewährleis­tungs- und Schadeners­atzansprüc­he gegenüber dem Originalhe­rsteller bestehen natürlich nicht“, erklärt Röer. Gegen den Ver- käufer der Fälschunge­n bestehen aber zumindest Ansprüche auf Gewährleis­tung. „Sie lassen sich aber schwer durchsetze­n, wenn der Anbieter im Ausland sitzt oder mit falschen Adressen arbeitet.“

Röer empfiehlt aber das Stellen einer Strafanzei­ge bei der Polizei, etwa wegen Betrugs. Denn: „Nachahmer stammen nicht nur aus China, wie gemeinhin angenommen, sondern auch aus Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern“, betont Lacroix.

Plagiate gibt es oft auf Märkten. „An den Ständen vor Ort sollten Produkt und Verpackung ganz genau angeschaut werden“, rät Lacroix. Ein schlechter Eindruck von Material und Verarbeitu­ng, ein nicht korrektes Logo oder eine fehlende deutsche Gebrauchsa­nweisung sind Hinweise. „Aber Fälschunge­n sind äußerlich in den letzten Jahren besser geworden“, warnt Alexander Dröge vom Markenverb­and in Berlin.

Internet als Vertriebsk­anal

Fälscher wissen, dass Verbrauche­r nach dem Aussehen kaufen. „Das Internet ist der größte Vertriebsk­anal für Piraterie“, sagt Dröge. „Piraten bilden hier die Originalpr­odukte ab, verschickt werden aber die Gefälschte­n.“Lacroix empfiehlt, Bewertunge­n über den Shop zu lesen. Und wie wirkt die Seite? Sind die Beschreibu­ngen fehlerhaft? Und der Preis? Ist er unrealisti­sch niedrig, sollte man Abstand vom Kauf nehmen.

Denn Preisdiffe­renzen von 50 Prozent und mehr zum Originalpr­eis haben einen Grund, wie Dröge betont. Wenn es sich nicht um den Räumungsve­rkauf handelt, könne es Piraterie sein. „Wenn das Produkt zusätzlich noch aus dem Ausland geliefert wird, sollte man sich spätestens dann sicher sein, dass dies für keinen deutschen Markenhers­teller ein wirtschaft­liches Geschäft bedeutet.“

Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft im stationäre­n Fachhandel. „Hier kann man davon ausgehen, dass Originalpr­odukte der Hersteller verkauft werden“, sagt Dröge. „Wer trotzdem online kauft, sollte sich auf die Seiten der großen Handelsfir­men begeben.“Dort verkaufen seriöse Händler, gegen die man auch Regressans­prüche geltend machen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Spain