Kanaldeckel wird zum Albtraum
Deutsches Ehepaar kämpft seit 2013 um den Erhalt der Wohnbarkeitsbescheinigung
Mijas – lk. Nachts wälzt sich Bernd Hogen im Schlaf und träumt von einem Kanaldeckel. Und zwar von einem ganz bestimmten direkt vor seiner Nase, der ihm und seiner Frau Monika seit drei Jahren Sorgenfalten ins Gesicht zeichnet. 2012 erfüllte sich das Ehepaar aus Frankfurt seinen Traum und baute sich ein Haus auf einem großzügigen Grundstück in der Urbanisation Riviera del Sol. Seinen Urlaub nutzte Bernd dazu, am Haus weiterzubauen. Als es endlich fertiggestellt war, ging es darum, eine sogenannte Wohnbarkeitsbescheinigung (cédula de habitabilidad) zu beantragen.
Das Energieunternehmen Endesa hat ihnen alle nötigen Unterlagen gegeben, das Wasserunternehmen Acosol hingegen nicht, denn der Kanaldeckel, der mit den Abflussrohren des Hauses verbunden ist, liegt auf einer Fläche, die die Nachbarin für sich beansprucht. Und das, obwohl dieses Stück Land eine öffentliche Grünzone ist, zu der theoretisch jeder Zugang haben müsste. Die Hogens brauchen von Acosol ein Doku- ment, das zeigt, dass ihr Abwasser dort abfließt, sonst bekommen sie keine Wohnbarkeitsbescheinigung. Seit 2013 rennen die Hogens jedes Mal, wenn sie im Urlaub sind, zum Bauamt in Mijas, um eine Lösung zu finden. „Die Sachbearbeiter im Bauamt wechseln alle Nase lang und können uns keine klaren Aus- künfte geben“, klagt Bernd Hogen. Längst hat er seinem Freund Detlef Burghardt eine Vollmacht gegeben, damit er sich hinter den Fall klemmt, wenn die Hogens in Deutschland sind. „Ich weiß gar nicht, wie oft wir nun schon hier im Bauamt waren“, seufzt Burghardt und deutet auf eine dicke Mappe mit Dokumenten. Er zuckt niedergeschlagen mit den Schultern: „Wir haben schon mit dem Präsidenten der Urbanisation und mit den Verantwortlichen von Acosol gesprochen. Aber es tut sich einfach nichts.“
Im Bauamt starrt der Sachbearbeiter Zlatko Trenk auf die Pläne und Briefe, die ihm Burghardt vorgelegt hat. Er verschwindet im Hinterzimmer und kommt mit fragender Mine zurück. Zum x-ten Mal trägt Burghardt also Hogens Anliegen in ein Formular ein. Mit bebender Stimme sagt er. „Mir tuen die Hogens wirklich leid. Die haben so einen Ärger mit den Nachbarn. Eine Nachbarin arbeitet als Anwältin im Bauamt und hat dementsprechend Einfluss darauf, dass die Mauer stehen bleibt“. Ein dänischer Nachbar habe Bernd Hogen 150 Euro abgeknöpft, damit er das Abwasserrohr verlegen konnte, dabei handle es sich ja um ein Zone, die für die Öffentlichkeit zugänglich sein müsste. Der Kanaldeckel wird wohl noch für einige Wochen und Monate Stoff für zahlreiche Albträume geben.