Neue Nummer eins bei Windkraft
Siemens übernimmt Gamesa – Die Spanier sind stark, wo es die Münchner nicht sind
München/Madrid – dpa/tl. Siemens setzt auf die Windkraft und schließt sich mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa zum weltweit größten Hersteller von Windkraftanlagen zusammen. Für gut eine Milliarde Euro übernimmt der Münchner Elektrokonzern 59 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen, in das er auch seine eigene Windkraft-Sparte einbringt. Siemens-Chef Joe Kaeser sagte am vergangenen Freitag, der Zusammenschluss werde die Windenergie billiger machen.
Siemens und Gamesa ergänzen sich: Die Deutschen sind vor allem bei Offshore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee und in Nordamerika stark, die Spanier bei Windanlagen an Land in China, Indien, Südamerika und Südeuropa. Zusammen erwirtschaften sie mit Windkraft 9,3 Milliarden Euro Umsatz und 839 Millionen Euro Gewinn. Die Auftragsbücher sind mit 20 Milliarden Euro gut gefüllt.
Beide Unternehmen hatten sich bereits im Februar auf die Zusammenlegung ihrer Windkraftaktivitäten geeinigt. Doch galt das komplizierte Beteiligungsgefleicht um Gamesa als Knackpunkt des Deals.
Auch als Siemens-Tochter soll Gamesa seinen Hauptsitz in Spanien behalten – konkret in Zamudio (Vizcaya) – und an der Börse in Madrid notiert bleiben. Die Geschäftsführung um Präsident Ignacio Martín bleibt ebenfalls im Amt.
Der Energiekonzern Iberdrola wird noch acht Prozent der Anteile halten, der Rest ist Streubesitz. Der Stromriese wird auch gleich der Hauptkunde des Unternehmens sein: Aufträge über 2,9 Milliarden Euro sind erteilt. Iberdrola-Chef Ignacio Sánchez Galán begrüßte den Deal: „Ich bin sehr froh, zur Bildung des weltweit größten WindkraftanlagenBauers beigetragen zu haben.“
Siemens erwartet aus dem Zusammenschluss einen Gewinnschub. Das größere Produktangebot umfasse alle Windklassen und Marktsegmente und entspreche den Kundenwünschen besser. Die Synergien sollen mittelfristig 230 Millionen Euro zum Betriebsergebnis beitragen. Kaeser sagte, Größeneffekte seien „ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für mehr Kosteneffizienz bei erneuerbaren Energien“. Die Kartell- und Aufsichtsbehörden müssen der Fusion noch zustimmen. Der Abschluss der Transaktion wird zwischen Januar und März 2017 erwartet.
Weltmarktführer bei Windkraftanlagen ist bisher der dänische Vestas-Konzern mit 8,4 Milliarden Euro Jahresumsatz. Zu den großen Konkurrenten zählt auch der USKonzern General Electric.
Auch als Siemens-Tochter soll Gamesa seinen Hauptsitz in Spanien behalten