Lieber Koch als Rechtsanwalt
Fernando Alcalá hat sich nach seiner akademischen Ausbildung für die Karriere am Herd entschieden
Marbella – df. Die Plaza de los Naranjos vor dem Rathaus ist wahrscheinlich der schönste Platz Marbellas. Im Sommer ist er der Hotspot für die Touristen, die gerne in einem der Terrassenrestaurants Platz nehmen. Auch wenn diese nicht unbedingt eine kulinarische Verheißung sind.
Umso erstaunlicher ist es, dass Fernando Alcalá Garaizabal mit gerade einmal 25 Jahren seine brillante Karriere als Rechtsanwalt vorübergehend an den Nagel gehängt und mitten in der Altstadt in seinem Restaurant Kava seine Leidenschaft für das Kochen zum Beruf gemacht hat. „Am Herd kann ich kreativ sein und das tun, was mir am meisten Spaß macht“, sagt der Sohn eines bekannten Notars aus Marbella und einer baskischen Mutter. Andalusische Gerichte mit Einflüssen aus Spaniens Norden sowie Geschmacksspitzen aus Lateinamerika und Asien bringt Alcalá auf den Tisch seines Restaurants, das genau genommen an der Plaza Fernando Alcalá neben der Ermita de Santiago liegt. Seinem Großvater gleichen Namens wurde nämlich das kleine Seitenplätzchen mit plätscherndem Brunnen gewidmet. Dieser war der erste in Marbella geborene Rechtsanwalt, Universitätsprofessor und außerdem erster offizieller Chronist der Stadt.
„Es ist für mich eine Ehre, hier arbeiten zu dürfen“, sagt der junge Koch. Sein Restaurant befindet sich in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1863, das seiner Familie gehört. Nach seiner Schulzeit an der Deutschen Schule in der Provinz Málaga, akademischem Abschluss an der Universität CEU San Pablo in Madrid, ErasmusAustausch in Deutschland und Master in Finanzrecht in Zürich, brachte ihn ein Praktikum bei Meisterkoch José Mari Arzak da-
„Ich versuche, den Leuten etwas Besonderes zu bieten“
zu, die Anwaltsrobe gegen den Kochkittel einzutauchen, zu reisen und mit Geschmäckern zu experimentieren.
Während er früher einfache Gerichte und auch mal einen Milchreis für seine Freunde an der Hochschule in Madrid kochte, bietet Fernando Alcalá den Gästen seines Lokals raffinierte Kreationen wie Enten-Dim Sum, Riesengarnelen mit Kirschen und Tartar und Ceviche in verschiedenen Variationen. „Ich versuche, den Leuten etwas Besonderes zu bieten“, sagt der Herdzauberer, der seine Entscheidung für die Küche keine Sekunde bereut hat.