Aufgepasst! Sommerzeit!
Unheimliche Wetterphänomene verunsichern Urlauber an der Costa del Sol
Passend zum Sommerbeginn tauchen sie wieder auf – die düsteren Nebelschwaden, die urplötzlich vom Meer bis ins Hinterland der Costa del Sol ziehen. Die Temperatur kühlt dabei schlagartig um bis zu zehn Grad ab. Der Badespaß vieler Urlauber wird dadurch stark verringert. Auch Unfälle hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, nachdem plötzlich auftauchender Nebel auf der Autobahn die Sicht von mehreren 100 Metern auf knapp fünf Meter reduziert hatte.
Über die Gemeinde Torrox zog die erste große Nebelbank vor drei Wochen hinweg. Seitdem kommt es in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu dicken Nebelschwaden. Dabei nimmt die Intensität dieser Nebelbänke immer stärkere Formen an. „Der Grund für das häufige Auftreten von Nebelbänken in diesem Jahr sind die extremen Temperaturunterschiede im Vergleich zu den Vorjahren“, erklärt Harry Happe. Der Deutsche ist Hobbymeteorologe und betreibt seit 1996 eine Wetterstation in La Viñuela. „Die Temperatur des Meereswassers unterscheidet sich im Vergleich zu den Temperaturen der Vorjahre um etwa ein bis zwei Grad. Die Lufttemperatur ist dabei um ein Vielfaches höher“, fügt Happe hinzu. Dazu komme noch, dass es dieses Jahr sehr früh sehr heiß geworden sei.
Wie Nebel entsteht
Die urplötzlich autretenden Nebel bezeichnet man als sogenannte „Seenebel“. „Sie werden gebildet, wenn sich eine warme oder heiße Luftschicht über das verhältnismä- ßig kalte Meer schiebt“, sagt der Hobbymeteorologe. „Die warme Luftschicht nimmt über dem kalten Meerwasser sehr viel Feuchtigkeit auf und kühlt dadurch rasch ab. Ist der Sättigungspunkt in der Luftschicht irgendwann erreicht, beginnt ein Kondensationsprozess. Es bilden sich Wolken über dem Wasser – also nichts anderes als Nebel“, so Happe.
Dabei spielt die kalte Meeresströmung, die vom Atlantik über die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer gedrückt wird, eine entscheidende Rolle. Da, wo die Meeresströmung hin verläuft, ist die Wasseroberfläche sehr kühl. „Diese kalte Wasseroberfläche in Kombination mit der heißen Luftschicht begünstigt die Nebelbildung natürlich“, erklärt Happe. „Kommt die kalte Meeresströmung nah an die Küste heran, sehen wir den entstehenden Nebel, der sich dann auch rasch auf dem Festland ausbreitet. In der Regel hört er jedoch bereits nach einem Kilometer landeinwärts wieder auf“, sagt der HobbyMeteorologe.
Starke Unwetter an der Küste
Dass die Saison der Nebelbänke immer früher beginnt und die Nebel dazu immer extremer werden, liegt auch an der Erderwärmung. „Die anhaltend hohen Temperaturen und die Klimaerwärmung sorgen neben der häufigen Bildung von Nebeln aber auch für starke Unwetter“, so Happe. Durch die hohen Temperaturunterschiede bilden sich ab der dritten Augustwoche immer wieder starke Unwetter. „Man nennt diesen Zeitpunkt auch Gota Fría (dt.: Kalter Tropfen). Gewitter, heftiger Hagel und Starkregen können dabei ganze Küstengebiete zerstören. So wurden die Städte Almuñécar und Marbella beispielsweise schon einmal von schweren Unwettern zwischen August und September heimgesucht“, erklärt Happe. Die Erwärmung des Klimas um ein Grad habe für uns gigantische und zerstörerische Auswirkungen.