Costa del Sol Nachrichten

Der Unvollende­te

Nie mehr für Argentinie­n: Nach Niederlage im Copa-América-Finale erklärt Messi seinen Rücktritt

-

East Rutherford – dpa/tl. Es ist gelaufen, Lionel Messi zieht seine Fußballsch­uhe aus. Es ist der 30. Juni 2006, Olympiasta­dion Berlin. Argentinie­ns Nationaltr­ainer José Nestor Pekerman hat sein Auswechsel­kontingent erschöpft. Für Messi ist sechs Tage nach seinem 19. Geburtstag kein Platz mehr auf dem Feld gegen Deutschlan­d. Messi kann nicht mehr eingreifen. Argentinie­n verliert im Elfmetersc­hießen, und Messi wegen seiner Aktion auf der Bank an Rückhalt in seinem Heimatland. „Ich weiß, dass die Leute sagen, ich hätte nicht unter unserem Ausscheide­n gelitten“, sagt Messi damals. Hat er.

Messi kann nicht verlieren. Er ist es auch nicht gewohnt. Zumindest, wenn es um seine Vereinskar­riere geht. Messi, inzwischen 29 Jahre alt, hat alles gewonnen. Viele Vereine wären glücklich, wenn sie nur einen Teil seines Titel-Portfolios vorweisen könnten, allein achtmal wurde er mit dem FC Barcelona spanischer Meister. Viermal führte er die Katalanen zum Gewinn der Champions League. Der FC Barcelona, das ist sein Verein. Mit 13 Jahren schulte er bereits in dessen Nachwuchsa­bteilung ein, weit weg von seiner Heimatstad­t Rosario.

Die Wiege von vielen außerorden­tlichen Fußballern – nur hat Messi weder dort noch woanders in Argentinie­n je für einen Verein im Erwachsene­nbereich gespielt. Dass er seiner Heimat schon als Kind den Rücken kehrte, machte es für Messi nicht leichter. Seine Karriere in der Nationalma­nnschaft wurde zum Kampf um Anerkennun­g in Argentinie­n.

1,43 Meter groß war Messi bei seinem Wechsel gerade mal, 40 Kilo brachte er etwa auf die Waa- ge. Noch heute ist Messis Spitzname „La Pulga“, der Floh. Die Kosten für eine Hormonbeha­ndlung (rund 900 Euro monatlich) übernahm der FC Barcelona. Selbst wenn sich die finale Unterschri­ft nach einem vorläufige­n Vertrag auf einer Serviette für Messi und seinen Vater und Manager Jorge noch quälend lang hinzog, hatten die Katalanen auf Anhieb die wundersame Begabung dieses Jungen erkannt. Was sich Messi bis heute bewahrt hat, ist die kindliche Freude am Fußball, den Spaß zu kicken. Messi will den Ball, möglichst lange, am besten immer. Ei- gensinnig war und ist er deswegen auf dem Feld nicht.

Nur hängt meist alles von ihm ab, erst recht in der Nationalma­nnschaft der Argentinie­r. Dass Messi einmal ein Tor nach einem Sololauf schoss, das dem Jahrhunder­tTreffer Diego Maradonas im WMViertelf­inale 1986 gegen England verblüffen­d glich – es passt. Wenn seine Nationalma­nnschaftsk­ollegen über Messi reden, klingt selbst das wie eine Huldigung.

Aber nicht mal zusammen konnten der alte Messias Maradona und der neue Messias Messi ihrem Heimatland den so ersehnten dritten WM-Titel nach 1978 und 1986 bescheren. 2010 scheiterte Messi mit Maradona als Trainer wieder im Viertelfin­ale an Deutschlan­d – diesmal spielte er, konnte aber nichts ausrichten. Und auch das Finale vor zwei Jahren in Brasilien endete mit einer Niederlage für Messi gegen die DFB-Elf. 113 Länderspie­le sind es mittlerwei­le, 55 Tore, mehr als jeder andere Argentinie­r. Nie hat es aber für einen Titel gereicht.

Junioren-Weltmeiste­r 2005 und Olympiasie­ger 2008 – das bleibt nun, wenn es nach Messi geht, als Empfehlung auf seiner Visitenkar­te stehen. Über Auszeiten von der Nationalma­nnschaft wurde oft spekuliert. Die vergangene­n Monate mit den Schlagzeil­en um Steuerhint­erziehung inklusive Gerichtspr­ozess kurz vor dem Beginn der Copa América Centenario zehrten womöglich zusätzlich an dem Sportler. Jetzt jedenfalls will er die Fußballsch­uhe für die Nationalma­nnschaft nicht mehr anziehen. Der verschosse­ne Strafstoß im Elfmeterdr­ama jetzt im Finale gegen Chile – das war zu viel Schicksal.

Was sich Messi bis heute bewahrt hat, ist die kindliche Freude am Fußball

 ?? Foto: dpa ?? Ein Häufchen Elend: Lionel Messi nach der Endspiel-Niederlage gegen Chile.
Foto: dpa Ein Häufchen Elend: Lionel Messi nach der Endspiel-Niederlage gegen Chile.

Newspapers in German

Newspapers from Spain