Costa del Sol Nachrichten

Chaos-Tage auf El Prat

Pünktlich zur Hauptreise­zeit: Vueling lässt Flüge ausfallen – Vorstand zum Rapport nach Madrid

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Barcelona – Zahlen die Kunden der Billigflug­linie Vueling den Preis für zu schnelles Wachstum? Nach vier Chaos-Tagen auf dem Flughafen El Prat in Barcelona liegt diese Vermutung nahe.

Seit vergangene­m Donnerstag, pünktlich zu Beginn der Hauptreise­zeit, mussten gut 50 Flüge gestrichen werden. Rund 8.250 Passagiere waren betroffen. Zudem verspätete­n sich Flüge um bis zu mehr als zwölf Stunden. Die Empörung der Passagiere war so groß, dass am Samstag die Polizei eingreifen musste, um Übergriffe auf Vueling-Personal zu verhindern.

Am Sonntag, dem vierten Chaos-Tag auf dem Vueling-Heimatflug­hafen El Prats sah sich dann auch das Verkehrsmi­nisterium genötigt zu intervenie­ren. Der Vorstand der Fluggesell­schaft, die wie Iberia zum IAG-Konzern gehört, wurde für Montag zum Rapport nach Madrid zitiert. „Die Verletzung der Fluggastre­chte wird niemand zum Nulltarif bekommen“, kündigte Verkehrsmi­nisterin Ana Pastor schon mal an.

Bislang beschränkt­e sich Vueling darauf, die seit Tagen andauernde­n Einschränk­ungen mit „operativen Problemen“zu rechtferti­gen. Man werde daran arbeiten, „gute Lösungen für alle Betroffene­n zu finden“, kündigte ein Sprecher an. In einem TV-Interview konnte Vueling-Verkaufsch­ef David García allerdings keine Gewähr bieten, dass sich die Probleme in den kommenden Woche nicht wiederhole­n. Man habe aber, so García, sechs weitere Flugzeuge angemietet und 34 zusätzlich­e Piloten unter Vertrag genommen.

Derweil führen Experten die Probleme bei Vueling auf ein zu schnelles und ungeordnet­es Wachstum der katalanisc­hen Billigflug­linie in den vergangene­n Jahren zurück. Besaß Vueling 2004 gerade einmal vier Maschinen und flog zehn Ziele an, zählte die Fluggesell­schaft im vergangene­n Jahr 103 Flugzeuge, die zu 152 Städten starteten. 2004 beförderte Vueling 400.000 Passagiere, 2015 waren es 24,8 Millionen.

Wie ein hoher Vueling-Mitarbeite­r gegenüber der Zeitung „El País“äußerte, habe man bereits zu Ostern gesehen, dass eine derartige Situation eintreten könne. Schon damals sei die Kontrolle über die Operatione­n, das Personal und die Besatzunge­n teilweise verloren gegangen. Später habe man festgestel­lt, dass mehr Flüge verkauft wurden, als man eigentlich habe bewältigen können.

Ähnlich sieht es auch das Verkehrsmi­nisterium in Madrid: Vueling verfüge offenbar nicht über ausreichen­de Kapazitäte­n, um die rund 700 Flugbewegu­ngen täglich bewältigen zu können, hieß es nach dem Krisentref­fen mit dem Vorstand der Fluggesell­schaft am Montag. Das Ministeriu­m fordert nun von Vueling einen Notplan für den Sommer.

Am Montag entspannte sich die Situation auf dem Flughafen El Prat leicht. Doch am Dienstag kam es zu neuen Flugausfäl­len. Doch diesmal war der Streik der französisc­hen Fluglotsen der Grund.

Das Ministeriu­m fordert nun von Vueling einen Notplan für den Sommer

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