Costa del Sol Nachrichten

Del Bosque geht in Rente

Mit der Verkündung der Entscheidu­ng hat sich der 65-Jährige enorm schwer getan

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Madrid – dpa/tl. Wie viele Rentner kann auch Vicente del Bosque nicht so richtig loslassen. „Ich verlasse die Trainerban­k, obwohl ich immer in der Nähe sein werde und hoffe, dass die Dinge gut laufen im spanischen Fußball“, sagte der 65-Jährige. „Wenn ich kann, helfe ich gerne.“Drei Tage nach dem bitteren Aus des Titelverte­idigers bei der Fußball-EM gegen Italien hat Spaniens Nationalco­ach das erklärt, was längst alle erwartet hatten: sein Amtsende.

Nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten ist nun Joaquín Caparrós Favorit auf seine Nachfolge. Der 60-Jährige hat schon alle möglichen spanischen Clubs trainiert – nur nie Real Madrid und den FC Barcelona. Caparrós gilt als Topkandida­t von Verbandspr­äsident Ángel María Villar Llona, er ist derzeit vereinslos. Bis 2015 betreute er Granada CF, davor unter anderem Levante UD und RCD Mallorca. Seine erfolgreic­hste Zeit hatte der Andalusier 2000 bis 2005 beim FC Sevilla, den er zweimal in den Uefa-Cup führte.

Del Bosques Vertrag läuft am 31. Juli aus, möglicherw­eise wird er dem Verband in anderer Funktion erhalten bleiben. Unabhängig vom frühen Scheitern bei der Weltmeiste­rschaft 2014 in Brasilien und der Achtelfina­l-Niederlage nun bei der EM in Frankreich: Der „Marqués“(Markgraf), der den Adelstitel 2011 vom damaligen König Juan Carlos verliehen bekam, hat sich mit dem ersten WM-Triumph Spaniens 2010 und dem EM-Titelgewin­n 2012 unvergleic­hliche Verdienste erworben.

Der Eiertanz um seine Zukunft hat dem stets höflichen und kor- rekten del Bosque in den letzten Wochen allerdings etwas von seiner Würde genommen. Am Donnerstag­abend sagte er nun im Sender Radio Nacional de España: „Ohne Zweifel habe ich nicht die Absicht, als Trainer weiterzuma­chen.“Er sei bereits länger in Gesprächen mit der Verbandsfü­hrung gewesen, jetzt sei die Entscheidu­ng gefallen.

Die Sportzeitu­ngen „Marca“und „As“berichtete­n, dass bereits seit dem 23. Dezember des Vorjahres, dem Tag von del Bosques Geburtstag, sein Abgang feststehe. Dies haben der Nationalco­ach Vil- lar und Generalsek­retär Jorge Pérez mitgeteilt. Und mehr noch: Schon im Juni davor, nach seinem 100. Länderspie­l als Trainer, habe del Bosque angekündig­t: „Ich gehe nach Frankreich 2016 in Rente. Das ist entschiede­n.“

Dass es bei der EM im Team nicht immer so harmonisch zuging, wie von del Bosque und seinen Spielern permanent dargestell­t, zeigte nun der Fall Iker Casillas. Das Verhältnis zwischen der Torhüter-Legende und dem Trainer schien beschädigt. „Ich habe jedem meiner Spieler eine SMS geschickt – außer einem: Casillas“, sagte del Bosque im Interview des Radiosende­rs Cadena SER zur Verabschie­dung von der Mannschaft. „Bei seinen Kameraden hat er sich gut verhalten, korrekt, aber mit dem Trainersta­b mal so, mal so.“

Del Bosque hatte Rekordnati­onalspiele­r Casillas durch David de Gea von Manchester United ersetzt. Der 35-jährige Weltmeiste­r von 2010 und zweimalige Europameis­ter trug sein Los, ohne in der Öffentlich­keit zu meckern. Der 167-malige Nationalsp­ieler habe ihm und seinen Assistente­n die Entscheidu­ng aber nachgetrag­en, so del Bosque. „Er hat mit uns geschmollt.“

Wenige Tage später wurde indes Versöhnung gefeiert. Beide präsentier­ten sich wieder Arm in Arm. Casillas postete am Montag auf Twitter ein Bild, auf dem sich beide umarmen und lächeln. „Heute morgen in der Stadt des Fußballs (des spanischen Verbands in Madrid). 25 Jahre zusammen, und die Jahre, die noch kommen werden. Herzliche Grüße, Mister. Viel Glück“, schrieb Casillas.

„Ohne Zweifel habe ich nicht die Absicht, als Trainer weiterzuma­chen“

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Foto: dpa Hat sich entschiede­n: Vicente del Bosque geht in den Trainer-Ruhestand.

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