THEMA DER WOCHE: Wenn der Pass weg ist
Das Konsulat in Málaga leistet Hilfe beim Verlust von Reisedokumenten und anderen Notfällen
Das Konsulat in Málaga leistet Hilfe beim Verlust oder Diebstahl von Reisedokumenten und in anderen Notfällen. Das Team rund um den deutschen Konsul Peter Eck ist eingespielt und steht Betroffenen gerne und kompetent mit Rat und Tat zur Seite.
Wenn man an der Costa del Sol Ferien macht, möchte man eigentlich die Tage in der Sonne genießen. Doch immer wieder kommt es vor, dass die Urlaubsfreude getrübt wird, wenn der Personalausweis oder der Reisepass abhanden kommen. Wie verzweifelt deutsche Touristen im solch einem Fall sind, hat auch die CSN in den letzten Wochen erfahren. „Mir ist meine Brieftasche mit allen persönlichen Dokumenten gestohlen worden und ich fliege doch in ein paar Tagen schon wieder zurück nach Deutschland“, meldete sich eines mittags ein älterer Herr am Telefon, den die Redaktion an das Deutsche Konsulat in Málaga weitervermitteln konnte. Die Ausstellung von Reiseausweisen oder vorläufigen Reisepässen für deutsche Staatsangehörige gehört für die Mitarbeiter der konsularischen Vertretung zum Tagesgeschäft.
Eingespieltes Team
„Wir versuchen zu helfen, wo es geht. Wir sind ein eingespieltes Team mit hoher Fachkenntnis“, sagt Konsul Peter Eck, der allerdings gleich zu Beginn des Gesprächs klar macht, dass es das typische „Sommergeschäft“, so eigentlich gar nicht mehr gibt. „Der Tourismus in Andalusien verteilt sich auf das ganze Jahr, selbst in Sevilla gibt es im Winter nur einen Besucherrückgang um rund 20 Prozent“, berichtet Eck und rechnet hoch, dass in der Hochsaison von Mai bis Ende September in der Woche vielleicht fünf bis zehn Leute das Konsulat aufsuchen, die aufgrund eines Diebstahldelikts ein neues Ausweisdokument brauchen. Vielfach seien die Ausweise aber einfach nur verlegt worden.
Im gesamten Jahr 2015 musste das Konsulat in Málaga 370 Anträge zur Ausstellung von Reiseausweisen zur Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland bearbeiten. Die Zahl der Dokumentenausstellungen relativiere sich dabei ganz schnell, wenn man bedenke, dass vergangenes Jahr 1,5 Millionen Deutsche zu Gast in Andalusien waren und für 2016 sogar mit 1,8 Millionen Besuchern aus Alemania gerechnet werde, betont Eck. Trotzdem sei es wichtig, jeden einzelnen Fall mit der nötigen Gelassenheit zu behandeln. Besonders die beschäftigten Ortskräfte im Konsulat seien sehr sensibel im Umgang mit den Ratsuchenden und arbeiteten alle Anträge sach- lich und routiniert ab. Dies geschehe in der Regel montags bis freitags während der Dienstzeiten. Dazu gebe es einen zentralen Bereitschaftsdienst in Madrid, an den man sich in dringenden Notfällen, zum Beispiel bei einem schweren Unfall, wenden kann.
Routinefälle, wozu laut Peter Eck auch Diebstähle gehören, würden aber erst am nächsten Werktag in Angriff genommen. Aufgrund des Terminvergabesystems über das Internet empfiehlt der Konsul jenen Leuten, die kurzfristig ein neues Reisedokument brauchen, bereits um 8.30 Uhr im Konsulat zu sein, um sicher zu gehen, dass der Antrag auch im zeitlich notwendigen Rahmen bearbeitet werden kann.
Verlustprotokoll notwendig
„Wer seinen Pass oder Ausweis verliert oder verlegt, braucht auf jeden Fall ein Verlustprotokoll“,
Im gesamten vergangenen Jahr musste das Konsulat 270 Reiseausweise ausstellen
Fluggesellschaften angewiesen. Bei den Billigfluggesellschaften werde man grundsätzlich nur mitgenommen, wenn man einen gültigen Pass vorlegen könne, sagt Peter Eck.
Für diejenigen, die einen sogenannten Reiseausweis benötigen, der ausschließlich zur Rückkehr von Spanien nach Deutschland gültig ist, versucht das Konsulat, die Zeitspanne zwischen Antragstellung und Ausstellung des Dokuments möglichst gering zu halten. Wenn der Antrag vor 9 Uhr gestellt wird und sich die Identität des Antragstellers ohne Verzögerung klären lässt, wird der Reiseausweis in der Regel noch am selben Tag ausgestellt. Dieser ist maximal einen Monat lang gültig und kostet 25 Euro. „Sobald wir die Bestätigung von den jeweiligen Einwohnermeldeämtern in Deutschland haben, können wir aktiv werden und die gewünschten Dokumente ausstellen“, erklärt Eck. Die Ausstellung hängt auf alle Fälle von der Mitwirkung der entsprechenden deutschen Bürgerämter zusammen. Personen, die auf der Durchreise sind und zum Beispiel weiter nach Marokko wollen, brauchen im Fall eines Passverlustes einen vorläufigen Reisepass, der maximal ein Jahr gültig ist und 35 Euro kostet. Bei Ausstellung eines vorläufigen Reisepasses muss der Grund dargelegt werden, dies kann nur in Ausnahmefällen erfolgen. Die Vorlage einer Geburtsurkunde ist unerlässlich.
Hilfe zur Selbsthilfe bietet das Konsulat an, wenn deutschen Landsleuten neben dem Pass auch Kreditkarten oder Bargeld abhanden gekommen sind. „Wir sind keine Bank“, sagt Peter Eck, „aber wir erklären den Leuten, wie sie sich zum Beispiel über Western Union schnell und unbürokratisch Geld aus Deutschland überweisen lassen können. Auch die Hotels, in denen die Personen untergebracht seien, böten oftmals an, Beträge auf deren Konten transferieren zu lassen.
Kommt es denn auch im Konsulat von Málaga vor, dass man angelogen wird? „Es gab schon Fälle, da wurde behauptet, man habe keine Verwandten oder Freunde, die einem helfen könnten“, sagt der erfahrene Diplomat. „Da wir jeden Fall ganz genau überprüfen, werden fast immer Angehörige lokalisiert, die Geld überweisen können. Es kommt schon vor, dass einige dieser Menschen bereits in Deutschland einen Betreuer haben und wir dann die Heimbringung organisieren müssen.“
Hilfe von Sozialbehörden
Eine Lanze bricht Peter Eck für die hiesigen Sozialbehörden. Diese kümmerten sich verstärkt auch um „psychisch auffällige“Personen, „die hier nicht zurechtkommen“. Besonders in der Provinzhauptstadt Málaga seien die Kontakte hervorragend. Das Sozialamt sorge dafür, dass notleidende Deutsche von Tafeln mit Essen versorgt werden oder eine Obdachlosenunterkunft zur Verfügung gestellt bekommen. Als der Diplomat von 1998 bis 2002 an der Deutschen Botschaft in Lissabon war, hätten dort im Sommer täglich zwei hilflose Deutsche vor der Tür gestanden. „Hier in Málaga sind es vielleicht im Jahr 200 Leute, für die wir dann irgendwann die Heimreise organisieren müssen“, so Eck. Oftmals kämen diese Personen one-way mit dem Flieger, weil der Strand in Málaga so schön ist und schlügen sich mit Gelegenheitsarbeiten, Erntehilfe auf dem Feld oder Betteln durch und stünden dann plötzlich ohne Geld da. Meist lehnten die Gestrandeten eine Heimkehr nach Deutschland ab und kehrten in einigen Fällen wieder zurück, nachdem das Konsulat für sie die Rückreise nach Deutschland in die Wege geleitet hat. „Da können auch wir dann nicht mehr helfen“, sagt der Konsul und freut sich, „dass die Zahl der schwierigen Fälle in Relation zur Anzahl der an der Sonnenküste lebenden oder verweilenden Deutschen nicht so hoch ist, wie in anderen Ländern außerhalb Europas“.
In Grenzen hält sich auch die Zahl der Deutschen, die in Spanien mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Auch wenn das Konsulat keine Rechtsberatung anbieten und le- diglich auf die auf seiner Homepage veröffentlichte Liste deutschsprachiger Anwälte verweisen kann, wird es – das Einverständnis des mutmaßlichen Straftäters vorausgesetzt – innerhalb von drei Tagen über eine eventuelle Untersuchungshaft informiert. Nach der Kontaktaufnahme durch Mitarbeiter des Konsulats werden dann, wenn es vom Inhaftierten gewünscht ist, Angehörige informiert.
Kontakt zu Pfarrern
Auch die Pfarrer der deutschen Kirchengemeinden sowie ein deutscher Geistlicher aus Málaga werden bei Bedarf über das Konsulat in die Haftanstalten zu den Deutschen hinter Gittern geschickt. Selbst aktiv greift die deutsche Diplomatie nur ein, wenn jemand während der Haftunterbringung oder im Verlauf des Prozesses als Deutscher diskriminiert wird.
An den Wochenenden ist man auf die Kulanz der Fluggesellschaften angewiesen