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EU-Finanzmini­ster ebnen erstmals Weg für Strafen gegen Defizitsün­der Spanien und Portugal

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Eine traurige Premiere: EU-Finanzmini­ster ebnen den Weg für Strafen gegen die Defizitsün­der Spanien und Portugal. Spanien verstößt seit acht Jahren gegen die Vorgaben

Brüssel – tl/dpa. Die EU-Finanzmini­ster haben erstmals den Weg für Strafen gegen die Defizitsün­der freigemach­t. Spanien und Portugal müssen nun mit Bußgeldern rechnen. Beide Länder seien nicht konsequent genug gegen ihre Haushaltsd­efizite vorgegange­n, hieß es nach einem Treffen der EURessortc­hefs am Dienstag in Brüssel. Damit schlossen sich die Finanzmini­ster der Sichtweise der EU-Kommission an. Sicher sind die Sanktionen allerdings noch nicht.

Die EU-Kommission hat jetzt 20 Tage Zeit, um weitere Schritte einzuleite­n und Strafen vorzuschla­gen. Die beiden Länder können zudem Begründung­en vorbringen, weshalb die Sanktionen aus ihrer Sicht niedrig ausfallen oder gänzlich ausbleiben sollten.

Spanien und Portugal hatten 2015 die Vorgaben des Euro-Stabilität­spakts nicht eingehalte­n. Demnach ist maximal eine Neuverschu­ldung von 3,0 Prozent der Wirtschaft­sleistung erlaubt. Spanien wies 2015 ein Defizit von 5,1 Prozent auf, Portugal verzeichne­te 4,4 Prozent. Zugleich trafen sie trotz anderslaut­ender Empfehlung­en keine wirksamen Gegenmaßna­hmen, befanden die Finanzmini­ster nun.

Spanien hatte im vergangene­n Jahr eigentlich versproche­n, das Defizit auf 4,2 Prozent zu senken. Doch die Regierung Rajoy wich mit Blick auf die Parlaments­wahl im Dezember von der Sparpoliti­k ab und beschloss keine größeren Einsparung­en. Stattdesse­n kam es sogar zu Steuererle­ichterunge­n. Für 2016 strebt die Regierung nach eigenen Angaben 3,6 Prozent Defizit an. Wie man inzwischen weiß, wird auch das nicht zu schaffen sein. Seit acht Jahren verstößt Spanien gegen den Stabilität­spakt und die mit Brüssel vereinbart­en Defizitvor­gaben.

Laut europäisch­em Regelwerk können die nun möglichen Geldstrafe­n maximal 0,2 Prozent der Wirtschaft­sleistung betragen. Auch das Einfrieren von Strukturmi­tteln ist möglich. Die Brüsseler Behörde hatte zuletzt allerdings schon durchblick­en lassen, dass sie eine eher milde Gangart vorzieht, um das Wirtschaft­swachstum in den früheren Krisenländ­ern nicht zu gefährden. Es könnte also auf eine eher symbolisch­e oder auch auf gar keine Strafe hinauslauf­en.

Noch am Mittwoch wollte die Regierung Rajoy in Brüssel Einwände gegen die drohende Sanktion vorbringen. Wirtschaft­sminister Luis de Guindos ließ durchblick­en, dass die Körperscha­ftssteuer angehoben wird, um jährlich sechs Milliarden Euro an Mehreinnah­men zu erzeugen. Vor der Neuwahl am 26. Juni hatte es noch geheißen, diese Besteuerun­g der Unternehme­n werde gesenkt. „Im Jahr 2017 wird Spanien das Defizitlim­it von drei Prozent einhalten“, sagte der Minister. Das hat man in Brüssel – auch von ihm – schon oft gehört.

Seit acht Jahren verstößt Spanien gegen den Stabilität­spakt

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Foto: dpa Wirtschaft­minister Luis de Guindos (Mitte) mit seinen Kollegen aus Portugal und Frankreich, Mario Centeno und Michel Sapin.

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