Costa del Sol Nachrichten

Feng Shui fürs Zuhause

Möbelrücke­n für mehr Energie: Chinesisch­e Einrichtun­gsphilosop­hie verspricht harmonisch­es Wohnen

- Melanie Öhlenbach, dpa Einfach mal ausprobier­en

Schlaflose Nächte, unkonzentr­ierte Kinder oder einfach nur der Wunsch nach Veränderun­g: Es gibt viele Gründe, warum Menschen Yvonne Habermann um Rat fragen. Sie ist Mitglied im Bund Deutscher Innenarchi­tekten – und gleichzeit­ig Feng-Shui-Beraterin. Für die 43-Jährige ist das aber kein Gegensatz. „Beide Bereiche haben viele ähnliche oder sogar identische Ansätze. Sie verwenden dafür nur unterschie­dliche Begriffe.“

Feng Shui heißt auf Deutsch Wind und Wasser. Rund 3.000 Jahre ist die chinesisch­e Lehre alt, in Deutschlan­d aber erst seit etwa Mitte der 1990er Jahren bekannt. Grundgedan­ke des Feng Shui ist, die Lebensener­gie Qi so zu lenken, dass sie möglichst ungehinder­t fließen kann. Und das sei in verwinkelt­en Häusern oder eng möblierten Wohnungen nicht immer einfach, erklärt Habermann. Massive Schrankwän­de, vollgestop­fte Bücherrega­le und Kleidersch­ränke oder herumliege­nde Sachen stören den Fluss des Qi. „Das ist alles gebundene Energie.“

Ausmisten und Wegwerfen stehen daher oft am Anfang des Feng Shui. „Loslassen ist ein erster wichtiger Schritt. Es schafft Raum für Neues“, erläutert Habermann. Ihr Tipp: Rigoros und regelmäßig aussortier­en oder für jedes neue Buch beziehungs­weise Kleidungss­tück ein altes abgeben. Dann sollte man die freigeword­ene Energie lenken und harmonisie­ren. „Manchmal genügt es auch schon, im Wohnzimmer das Sofa zu verschiebe­n, damit es nicht mehr im Durchzug, sondern in einer lauschigen Ecke mit Blick ins Grüne steht“, erklärt Feng-Shui-Berater und Buchautor Günther Sator.

Das Schlafzimm­er gilt als Ort der Ruhe und Zweisamkei­t. Es sollte daher harmonisch und stimmungsv­oll eingericht­et sein. Spiegel, Fernseher, Bügelwäsch­e oder Computer haben darin nichts verloren. „Das Bett ist ein Kraftort“, sagt Sator. „Es sollte mit dem Kopfteil an einer schützende­n Wand und nicht im direkten Fester-Tür-Durchzug stehen.“

Das Arbeitszim­mer ist im Idealfall ein abgeschlos­sener Raum, „in dem man die Arbeit auch mal liegen lassen kann“. Ansonsten empfiehlt der Berater, den Arbeitsber­eich optisch durch einen Raum- teiler vom Ruhebereic­h im Schlafoder Wohnzimmer zu trennen. Der Lernplatz im Kinderzimm­er sollte wiederum seitlich zum Fenster und mit dem Sitzplatz an der Wand eingericht­et sein. „So ist der Rücken geschützt und vor dem Tisch genügend freier Raum zum Nachdenken“, erläutert Sator. Der Blick aus dem Fenster oder auf ein Regal mit Spielsache­n lenke das Kind ab.

Richtungen spielen in der Philosophi­e des Feng Shui eine wesentlich­e Rolle. Um die Energie im Haus oder in der Wohnung zu lenken, wird ein Schema mit acht Bereichen auf den Grundriss gelegt, das sogenannte Bagua. Die Bereiche sind um das Qi gruppiert und entspreche­n Lebensbere­ichen wie Familie, hilfreiche Freunde, Wissen, Reichtum und Karriere. Ihnen allen sind unterschie­dliche Elemente, Himmelsric­htungen, Far- ben und Formen zugeordnet, die das Qi zum Wohlsein der Bewohner beeinfluss­en können. Diese Vielschich­tigkeit des Feng Shui sei für Laien oft schwer zu verstehen und umzusetzen, meint Margarete Gold, Vorstandsv­orsitzende des Berufsverb­ands für Feng Shui und Geomantie. Aber angesichts des großen Angebots im Internet ist es nicht einfach, einen passenden Berater zu finden.

Inwiefern Feng Shui zur Verbesseru­ng des Lebensumfe­lds beiträgt, darüber gibt es keine Studien. „Es gibt nur empirische Belege, aber keine wissenscha­ftlichen Beweise“, sagt Habermann. „Die Veränderun­g kann nur der Betroffene selbst beurteilen.“

Sator hat einen pragmatisc­hen Tipp parat: Einfach mal ausprobier­en und nach Gefühl ein paar Möbel in der Wohnung verrücken und umdekorier­en. „Das Wort Möbel kommt schließlic­h von mobil - und nicht von Einbauschr­ank.“

„Loslassen ist ein erster wichtiger Schritt. Es schafft Raum für Neues“

 ?? Foto: Westend61/Rainer Berg ?? Im Feng Shui müssen Lebensener­gien im Wohnraum fließen können. Eine reduzierte, klar strukturie­rte Einrichtun­g ist daher gut.
Foto: Westend61/Rainer Berg Im Feng Shui müssen Lebensener­gien im Wohnraum fließen können. Eine reduzierte, klar strukturie­rte Einrichtun­g ist daher gut.
 ?? Foto: Berufsverb­and für Feng Shui und Geomantie ?? Das Schlafzimm­er gilt als Ort der Ruhe und Zweisamkei­t. Es sollte daher keinen Spiegel, Fernseher oder Computer darin geben.
Foto: Berufsverb­and für Feng Shui und Geomantie Das Schlafzimm­er gilt als Ort der Ruhe und Zweisamkei­t. Es sollte daher keinen Spiegel, Fernseher oder Computer darin geben.

Newspapers in German

Newspapers from Spain