Natur, Kultur und Historie
Die Gebirgsregion Los Vélez im Norden der Provinz Almería hat reizvolle Landschaften und sehenswerte Dörfer zu bieten
Die Sierra de María wurde vor fast 30 Jahren zum Naturpark erklärt Die Burg soll eine Replik ihres geplünderten Innenhofes erhalten
Ein absolutes Highlight des Gemeindeverbundes Los Vélez im äußersten Norden der Provinz Almería ist seine Landschaft. Die Ortschaften Chirivel, María, Vélez Blanco und Vélez Rubio sind vom Gebirgsmassiv der Sierra de María umringt. In ihren bis jenseits der 2.000 Meter reichenden Erhebungen findet man insbesondere Steineichen- und Pinienwälder vor.
Diese dienen einer typischen Bergfauna unter anderem mit Dachsen, Eichhörnchen, Rotfüchsen, Wieseln und Wildschweinen als Heimat. Groß ist die Vielfalt indes vor allem an Greifvögeln mit Adlern und Falken diverser Gattungen sowie Eulen, Sperbern und Uhus. Nicht von ungefähr steht die Sierra de María seit 1987 als Naturpark unter Schutz.
Nicht minder attraktiv sind die Ortschaften der Region, die vor allem mit ihrer weit zurückreichenden Historie auftrumpfen können. Das Gebiet Los Vélez wurde 1507, nur eineinhalb Jahrzehnte nach dem Ende der Reconquista, zur Markgrafschaft erhoben. Zu der ältesten Mark im Südosten der iberischen Halbinsel gehörten damals sogar weite Teile der heutigen Provinzen Granada und Murcia. Aus jener Zeit stammt auch die wichtigste Sehenswürdigkeit der einstigen Grenzmark, die Burg von Vélez Blanco. Die auch als Castil
lo de los Fajardo bekannte Festung wurde im 16. Jahrhundert erbaut. In Auftrag gegeben wurde sie von Don Pedro Fajardo y Chacón nach seiner Ernennung zum ersten Markgrafen von Los Vélez durch die katholischen Könige.
Prunkstück der Burg war über vier Jahrhunderte ihr beeindruckender Innenhof aus weißem Marmor. Nur wurden die Säulen samt ihren Rundbögen, Gesimse, Ballustraden und Wandfresken Anfang des 20. Jahrhunderts komplett abgebaut und veräußert. Über die Geschichte der bedauernswerten Plünderung kann man sich im Inneren der Festung auf einer do- kumentarischen Ausstellung informieren. Auf dieser erfährt man aber auch, dass man dank eines Abkommens mit dem Metropolitan Museum in New York, wo der Innenhof nach einem Umweg über Frankreich letztlich landete, an seinem ursprünglichen Standort nun zumindest eine originalgetreue Kopie wird anfertigen können.
Nach einer Besichtigung der auf einer Anhöhe oberhalb von
Vélez Blanco thronenden Burg kann man sich abwärts durch das ehemalige Araberviertel, das Barrio de la Morería, zum Ortszentrum begeben. Dort lohnt es sich, etwa die Kirche Iglesia de Santiago in Augenschein zu nehmen oder das frühere Kloster Convento de San Luis Obispo, das unlängst restauriert und in ein Kulturzentrum verwandelt wurde.
Die Sakralbauten sind auch die Hauptattraktion von Vélez Blancos Nachbarort Vélez Rubio, allen voran die am Rathausplatz gelegene Pfarrkirche Iglesia de la Encarnación, eine imposante Konstruktion, die eher eine Kathedrale vermuten lassen würde. Aufsuchen sollte man ebenfalls noch das Convento de la Inmaculada und die Ermita de la Concepción.
In Vélez Rubio empfiehlt sich auf jeden Fall aber auch ein Spaziergang durch den historischen Ortskern, der als Beispiel für die typische Bauweise des 18. und 19. Jahrhunderts als Ganzes unter Denkmalschutz steht. Das Zentrum ist nahezu gespickt mit geschichtsträchtigen Gebäuden. In einem davon befindet sich inzwischen das Volkskundemuseum „Miguel Guirao“, dem man vor der Abfahrt auf jeden Fall einen Besuch abstatten sollte. Nach der Fülle an architektonischen und kulturhistorischen Eindrücken in den Ortschaften des Gemeindeverbundes ist es an der Zeit, auch die landschaftlichen Reize der Umgebung auf sich wirken zu lassen. Hierfür können zum Beispiel die zahlreichen Wanderwege durch die Sierra de María in Anspruch genommen werden.
Eine entspanntere Alternative zur Erkundung der Natur stellt ein Abstecher in den botanischen Gar- ten „Umbría de la Virgén“dar. Obwohl auch die an einem Berghang gelegene Anlage mit beachtlichen Höhenunterschieden die Möglichkeit zu einer anspruchsvollen Rundwanderung bietet.
Um den botanischen Garten zu erreichen, muss man zunächst die Ortschaft María durchfahren, die optisch zwar kein Blickfang ist, dafür aber gastronomisch einiges zu bieten hat und zwar luftgetrocknete Schweineschicken und die landestypischen Wurstwaren. Ein Zwischenstopp in María zur leiblichen Stärkung ist daher doch keine so schlechte Idee.
Kurz nach dem Ortsausgang muss man dann Obacht geben, um die Abzweigung zur Ermita de la Virgen de la Cabeza nicht zu verpassen. Von der Wallfahrtskapelle aus geht es dann nur noch ein wenig weiter hinauf, um den Eingang des botanischen Gartens zu erreichen. Dieser wurde übrigens im Rahmen der Naturparkpartnerschaft mit dem bayrischen Altmühltal, die demnächst ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, mit Unterstützung der deutschen Horstmann-Stiftung angelegt.
Der botanische Garten besticht einerseits durch seine Pflanzenwelt, die zum einen die typische Gebirgsflora der Umgebung umfasst, die man auf Wegen verschiedener Schwierigkeitsgrade erwandern kann. In dem ohne jegliche Anstrengung zugänglichen Eingangsbereich befindet sich zudem ein Garten mit etlichen Gewürzgräsern und Heilpflanzen. Zuguterletzt kann man von der Anlage aber auch einen weitreichenden Ausblick über die im Norden gelegene Hochebene genießen.
Ein Ausflug nach Los Vélez könnte im Winter ganz spannend sein, wenn das Wetter denn mitspielt und die Gebirgsregion mit einem weißen Mantel umhüllt. Besonders attraktiv ist die Landschaft aber auch im Wechsel vom Winter zum Frühjahr, wenn die Mandelbäume im Umfeld aufblühen.
Für jene, die sich mehr für die Kultur der Region interessieren, ist die Vorweihnachtszeit interessant, wenn sich in Vélez Rubio Folkloregruppen aus der Umgebung, die so genannten Cuadrillas de Ani
mas treffen. Oder zu Ostern, wenn die beeindruckenden Prozessionen erfolgen, wegen derer die Karwoche von Vélez Rubio als Fest von nationalem touristischen Interesse anerkannt ist. In Vélez Blanco wiederum lohnt sich ein Besuch im Juli, da in der zweiten Monatshälfte im Ort ein mehrtägiges Festival mit alter Musik ansteht, in dessen Verlauf stets auch ein originelles Festessen im Ambiente der Renaissance veranstaltet wird.
Die Sakralbauten sind das Prunkstück von Vélez Rubio Botanischer Garten besticht mit seiner Flora und seinem Fernblick