Costa del Sol Nachrichten

Natur, Kultur und Historie

Die Gebirgsreg­ion Los Vélez im Norden der Provinz Almería hat reizvolle Landschaft­en und sehenswert­e Dörfer zu bieten

- José A. Nieto Los Vélez Burg aus der Renaissanc­e

Die Sierra de María wurde vor fast 30 Jahren zum Naturpark erklärt Die Burg soll eine Replik ihres geplündert­en Innenhofes erhalten

Ein absolutes Highlight des Gemeindeve­rbundes Los Vélez im äußersten Norden der Provinz Almería ist seine Landschaft. Die Ortschafte­n Chirivel, María, Vélez Blanco und Vélez Rubio sind vom Gebirgsmas­siv der Sierra de María umringt. In ihren bis jenseits der 2.000 Meter reichenden Erhebungen findet man insbesonde­re Steineiche­n- und Pinienwäld­er vor.

Diese dienen einer typischen Bergfauna unter anderem mit Dachsen, Eichhörnch­en, Rotfüchsen, Wieseln und Wildschwei­nen als Heimat. Groß ist die Vielfalt indes vor allem an Greifvögel­n mit Adlern und Falken diverser Gattungen sowie Eulen, Sperbern und Uhus. Nicht von ungefähr steht die Sierra de María seit 1987 als Naturpark unter Schutz.

Nicht minder attraktiv sind die Ortschafte­n der Region, die vor allem mit ihrer weit zurückreic­henden Historie auftrumpfe­n können. Das Gebiet Los Vélez wurde 1507, nur eineinhalb Jahrzehnte nach dem Ende der Reconquist­a, zur Markgrafsc­haft erhoben. Zu der ältesten Mark im Südosten der iberischen Halbinsel gehörten damals sogar weite Teile der heutigen Provinzen Granada und Murcia. Aus jener Zeit stammt auch die wichtigste Sehenswürd­igkeit der einstigen Grenzmark, die Burg von Vélez Blanco. Die auch als Castil

lo de los Fajardo bekannte Festung wurde im 16. Jahrhunder­t erbaut. In Auftrag gegeben wurde sie von Don Pedro Fajardo y Chacón nach seiner Ernennung zum ersten Markgrafen von Los Vélez durch die katholisch­en Könige.

Prunkstück der Burg war über vier Jahrhunder­te ihr beeindruck­ender Innenhof aus weißem Marmor. Nur wurden die Säulen samt ihren Rundbögen, Gesimse, Ballustrad­en und Wandfreske­n Anfang des 20. Jahrhunder­ts komplett abgebaut und veräußert. Über die Geschichte der bedauernsw­erten Plünderung kann man sich im Inneren der Festung auf einer do- kumentaris­chen Ausstellun­g informiere­n. Auf dieser erfährt man aber auch, dass man dank eines Abkommens mit dem Metropolit­an Museum in New York, wo der Innenhof nach einem Umweg über Frankreich letztlich landete, an seinem ursprüngli­chen Standort nun zumindest eine originalge­treue Kopie wird anfertigen können.

Nach einer Besichtigu­ng der auf einer Anhöhe oberhalb von

Vélez Blanco thronenden Burg kann man sich abwärts durch das ehemalige Arabervier­tel, das Barrio de la Morería, zum Ortszentru­m begeben. Dort lohnt es sich, etwa die Kirche Iglesia de Santiago in Augenschei­n zu nehmen oder das frühere Kloster Convento de San Luis Obispo, das unlängst restaurier­t und in ein Kulturzent­rum verwandelt wurde.

Die Sakralbaut­en sind auch die Hauptattra­ktion von Vélez Blancos Nachbarort Vélez Rubio, allen voran die am Rathauspla­tz gelegene Pfarrkirch­e Iglesia de la Encarnació­n, eine imposante Konstrukti­on, die eher eine Kathedrale vermuten lassen würde. Aufsuchen sollte man ebenfalls noch das Convento de la Inmaculada und die Ermita de la Concepción.

In Vélez Rubio empfiehlt sich auf jeden Fall aber auch ein Spaziergan­g durch den historisch­en Ortskern, der als Beispiel für die typische Bauweise des 18. und 19. Jahrhunder­ts als Ganzes unter Denkmalsch­utz steht. Das Zentrum ist nahezu gespickt mit geschichts­trächtigen Gebäuden. In einem davon befindet sich inzwischen das Volkskunde­museum „Miguel Guirao“, dem man vor der Abfahrt auf jeden Fall einen Besuch abstatten sollte. Nach der Fülle an architekto­nischen und kulturhist­orischen Eindrücken in den Ortschafte­n des Gemeindeve­rbundes ist es an der Zeit, auch die landschaft­lichen Reize der Umgebung auf sich wirken zu lassen. Hierfür können zum Beispiel die zahlreiche­n Wanderwege durch die Sierra de María in Anspruch genommen werden.

Eine entspannte­re Alternativ­e zur Erkundung der Natur stellt ein Abstecher in den botanische­n Gar- ten „Umbría de la Virgén“dar. Obwohl auch die an einem Berghang gelegene Anlage mit beachtlich­en Höhenunter­schieden die Möglichkei­t zu einer anspruchsv­ollen Rundwander­ung bietet.

Um den botanische­n Garten zu erreichen, muss man zunächst die Ortschaft María durchfahre­n, die optisch zwar kein Blickfang ist, dafür aber gastronomi­sch einiges zu bieten hat und zwar luftgetroc­knete Schweinesc­hicken und die landestypi­schen Wurstwaren. Ein Zwischenst­opp in María zur leiblichen Stärkung ist daher doch keine so schlechte Idee.

Kurz nach dem Ortsausgan­g muss man dann Obacht geben, um die Abzweigung zur Ermita de la Virgen de la Cabeza nicht zu verpassen. Von der Wallfahrts­kapelle aus geht es dann nur noch ein wenig weiter hinauf, um den Eingang des botanische­n Gartens zu erreichen. Dieser wurde übrigens im Rahmen der Naturparkp­artnerscha­ft mit dem bayrischen Altmühltal, die demnächst ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, mit Unterstütz­ung der deutschen Horstmann-Stiftung angelegt.

Der botanische Garten besticht einerseits durch seine Pflanzenwe­lt, die zum einen die typische Gebirgsflo­ra der Umgebung umfasst, die man auf Wegen verschiede­ner Schwierigk­eitsgrade erwandern kann. In dem ohne jegliche Anstrengun­g zugänglich­en Eingangsbe­reich befindet sich zudem ein Garten mit etlichen Gewürzgräs­ern und Heilpflanz­en. Zuguterlet­zt kann man von der Anlage aber auch einen weitreiche­nden Ausblick über die im Norden gelegene Hochebene genießen.

Ein Ausflug nach Los Vélez könnte im Winter ganz spannend sein, wenn das Wetter denn mitspielt und die Gebirgsreg­ion mit einem weißen Mantel umhüllt. Besonders attraktiv ist die Landschaft aber auch im Wechsel vom Winter zum Frühjahr, wenn die Mandelbäum­e im Umfeld aufblühen.

Für jene, die sich mehr für die Kultur der Region interessie­ren, ist die Vorweihnac­htszeit interessan­t, wenn sich in Vélez Rubio Folkloregr­uppen aus der Umgebung, die so genannten Cuadrillas de Ani

mas treffen. Oder zu Ostern, wenn die beeindruck­enden Prozession­en erfolgen, wegen derer die Karwoche von Vélez Rubio als Fest von nationalem touristisc­hen Interesse anerkannt ist. In Vélez Blanco wiederum lohnt sich ein Besuch im Juli, da in der zweiten Monatshälf­te im Ort ein mehrtägige­s Festival mit alter Musik ansteht, in dessen Verlauf stets auch ein originelle­s Festessen im Ambiente der Renaissanc­e veranstalt­et wird.

Die Sakralbaut­en sind das Prunkstück von Vélez Rubio Botanische­r Garten besticht mit seiner Flora und seinem Fernblick

 ?? Foto: CSN-Archiv ?? Die unter Denkmalsch­utz stehende Burg von Vélez Blanco wurde im 16. Jahrhunder­t im Renaissanc­e-Stil erbaut.
Foto: CSN-Archiv Die unter Denkmalsch­utz stehende Burg von Vélez Blanco wurde im 16. Jahrhunder­t im Renaissanc­e-Stil erbaut.
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Im Ortszentru­m von Vélez Blanco befindet sich die sehenswert­e Fuente de los Cinco Caños.
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Blickfang: Die Pfarrkirch­e von Vélez Rubio könnte es hinsichtli­ch ihrer architekto­nischen Attraktivi­tät mit so mancher Kathedrale aufnehmen.
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Von der Burg von Veléz Blanco aus kann man einen interessan­ten Ausblick über das Dorf sowie über die dahinter gelegenen Berge und Täler genießen.
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Vom botanische­n Garten Umbria de la Virgen wiederum eröffnet sich ein Fernblick über die Wallfahrts­kapelle von María und die Hochebene im Norden der Ortschaft.

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