„Tragische Woche“in Katalonien
samstag – 23. juli
Madrid –
Die Regierung und das Königshaus verurteilen den Amoklauf von München vom Vorabend. In einer Mitteilung spricht das Außenministerium in Madrid der Bevölkerung in Deutschland und speziell in München ihr Mitgefühl aus. Madrid –
Aufl Ibiza hebt die Polizei einen internationalen Ring illegaler Waffenhändler aus. Neun Verdächtige seien festgenommen worden, darunter auch der mutmaßliche Bandenchef und ein Polizeibeamter, teilen die Behörden auf der Insel mit. Am 26. Juli 1908 begann in Barcelona die Semana Trágica (dt.: tragische Woche). Die gewaltsame, aus einem Generalstreik resultierende Revolte, breitete sich rasch über weite Teile Kataloniens aus. Vom spanischen Militär wurde sie schließlich mit repressiven Mitteln unterdrückt.
Nach dem Verlust der letzten Überseekolonien 1898 wollte die Monarchie von Alfonso XIII. ihre Kolonialmacht im Norden Afrikas festigen. Zu diesem Zweck entsandte die konservative Regierung von Antonio Maura rund 40.000 Reservisten nach Marokko. Wer die Einberufung umgehen wollte, konnte sich jedoch freikaufen. Die Rekrutierung wurde von der Arbeiterklasse daher als Opfergang für Mittellose angeprangert.
Als dann auch noch bei einem Angriff der Rifkabylen Hunderte Reservisten getötet wurden, kam es in deren Heimat zu ersten blutigen Konfrontationen zwischen Anarchisten und radikalen Republikanern mit dem Militär. Zusehends verwandelte sich die antikolonialistische in eine antiklerikale Bewegung. Kirchen und Klöster wurden in Brand gesteckt.
Die Regierung verhängte daraufhin das Kriegsrecht und ließ die Soldaten auf ihre demonstrierenden Landsleute schießen. Die Repression mit hunderten Todesopfern, tausenden Festnahmen sowie mehreren Todesurteilen löste im europäischen Ausland eine Protestwelle aus. (jan)