Costa del Sol Nachrichten

Die fliegenden Augen sehen alles

Einsatz von Drohnen deckt bislang 1,7 Millionen Schwarzbau­ten in ganz Spanien auf

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Madrid – tl. Kleinere und größere Bausünden bestraft das Rathaus inzwischen ziemlich schnell. Weil sich die Kommunalbe­hörde neuester Technik bedient. Mit dem Einsatz von Drohnen ist schnell feststellb­ar, wo ohne Genehmigun­g die Terrasse überdacht, der Pool angelegt oder das Chalet um das eine oder anderen Zimmer erweitert wurde. Auch Satelliten­bilder werden ausgewerte­t.

Die fliegenden Augen sehen alles. 1,7 Millionen Schwarzbau­ten sind auf diese Weise seit 2013 in ganz Spanien ans Licht gekommen und inzwischen auch steuerlich abgewickel­t worden. So haben die Rathäuser dank des Drohnenein­satzes 1,254 Milliarden Euro zusätzlich an Grundsteue­r (IBI) ein- genommen, wie die Zeitung „El País“berichtet.

Zur Verfügung stellt die Technik das Katasteram­t. Die Aufnahmen gehen ans Rathaus, das wiederum wendet sich an den Immobilien­besitzer. 6.332 Rathäuser – insgesamt gibt es in Spanien über 8.000 Städte und Gemeinden – haben sich seit Beginn der Aktion an Catastro gewandt mit der Bitte um Einsatz einer Drohne. 78 Prozent aller Kommunen des Landes also. Über 4.000 dieser Orte haben mitt- lerweile die Aktion abschließe­n können und ihr Grundbuch auf den neuesten Stand gebracht.

Von den 18,7 Millionen Immobilien, die es im Innenberei­ch der Städte und Gemeinden des Landes gibt, wurden seit 2013 nunmehr 45 Prozent „von oben“überprüft. Dabei gibt es durchaus Unterschie­de unter den Provinzen. In Málaga beispielsw­eise wurden 94 Prozent aller Immobilien gecheckt. Der mit Abstand höchste Wert aller Provinzen. In Murcia waren es immerhin noch 80 Prozent. Almería kommt auf 50 Prozent, Alicante auf 58 Prozent. Hier besteht also durchaus noch Nachholbed­arf.

Regionale Unterschie­de gibt es auch bei der Art der baurechtli­chen Verstöße. In den Provinzen Grana- da und Barcelona beispielsw­eise sind es überwiegen Pools, die ohne Genehmigun­g gebaut wurden. In Almería, Huesca, Albacete und Ourense sind es wieder Neubauten.

Immobilien­besitzer, deren Bausünden entdeckt wurden, kommen bislang billig davon. So brachte die Regierung Rajoy 2013 einen Ergänzungs­antrag im Haushalt unter, der eine Art Amnestie für Bausünden im Ortsbereic­h (nicht im Außenberei­ch) beinhaltet­e. Mit der Zahlung von 60 Euro konnte man seinen Schwarzbau legalisier­en. Was damals von der Opposition schwer kritisiert wurde: Die Überdachun­g der Terrasse, hieß es, werde genauso behandelt wie das Luxus-Chalet eines Millionärs. Übrigens: Noch bis Ende dieses Jahres läuft die Aktion.

Immobilien­besitzer, deren Bausünden entdeckt wurden, kommen bislang allerdings billig davon

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