Costa del Sol Nachrichten

Ein „Guardiola Nummer zwei“

Fußballver­band entscheide­t sich für Julen Lopetegui als Nachfolger für Vicente del Bosque

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Madrid – dpa/tl. Spanien setzt auf „Guardiola Nummer zwei“: Der oft mit dem früheren BayernTrai­ner verglichen­e Julen Lopetegui ist zum neuen Coach des Fußball-Weltmeiste­rs von 2010 und Europameis­ters von 2008 sowie 2012 ernannt worden. Der 49-Jährige, erst im Januar beim FC Porto gescheiter­t, wird somit Nachfolger des nach der Euro 2016 zurückgetr­etenen Vicente del Bosque. Nach den jüngsten Misserfolg­en soll er „La Roja“wieder auf die Titelstraß­e zurückbrin­gen. Der spanische Verband gab die Verpflicht­ung am vergangene­n Donnerstag bekannt. Die Vertragsda­uer wurde zunächst aber nicht mitgeteilt.

Radikale personelle Veränderun­gen plant Lopetegui zunächst nicht. „Es wird keine Revolution geben, sondern eine Evolution, bei der einige junge Spieler ihre Chance bekommen“, kündigte er bei seiner Präsentati­on an. Man denke nicht an Veränderun­g, sondern daran, wie jedes bevorstehe­nde Spiel angegangen werden müsse. „Wir werden von all den guten Dingen profitiere­n, die der spanische Fußball über viele Jahre gemacht hat, aber logischerw­eise werden wir das an jeden Gegner anpassen“, erklärte er.

Der Aufstieg von Lopetegui kommt relativ spät. Noch vor zwei, drei Jahren war der Mann aus dem Baskenland – der als Torwart unter anderem bei Real Madrid (19891991) und dem FC Barcelona (1994-1997) oft nicht einmal auf der Bank sitzen durfte – selbst bei den meisten Fußballfan­s in Spanien ein Nobody. In seinem ersten Trainerjah­r bei Rayo Vallecano (2003/2004) in der Zweiten Liga war er schon vor Saisonende entlassen worden.

Der Schlag saß wohl tief, denn lange Jahre jobbte Lopetegui nur als TV-Kommentato­r oder ClubSpäher. Einige erinnerten sich an ihn nur deshalb, weil er einmal als Kommentato­r vor laufenden Kameras plötzlich ohnmächtig geworden war.

Bei seiner Rückkehr auf die Bänke arbeitete Lopetegui zunächst fern der öffentlich­en Auf- merksamkei­t als spanischer Jugend-Coach. Die drei Europa-Titel, die er gewann, waren aber für den FC Porto Grund genug, Lopetegui im Sommer 2014 zu verpflicht­en.

Beim portugiesi­schen Traditions­club konnte er die Fans in der ersten Spielzeit mit offensivem Stil und dem Vorstoß bis ins Viertelfin­ale der Champions League gegen den FC Bayern erfreuen. Als die Bayern im Hinspiel mit 3:1 bezwungen wurden, wurde er von der spanischen Sportzeitu­ng „AS“zum „Giganten“erhoben. Er wurde erstmals mit dem früheren Barcelona- und Bayern-Coach Pep Guardiola verglichen – und „Guardiola Nummer zwei“getauft.

Doch dann änderte sich die La- ge schlagarti­g. Nach einer miesen ersten Saisonhälf­te 2015/2016 wurde der hagere Mann in Porto vor die Tür gesetzt. Bis zuletzt war er arbeitslos. Nun aber wartet für den stets bescheiden auftretend­en Lopetegui eine riesige Chance. „Das sieht für mich wie eine gute Entscheidu­ng aus“, sagte Vorgänger Del Bosque. „Ich kenne Julen sehr gut und habe gern mit ihm gearbeitet. Er hat viel Enthusiasm­us und Energie.“

Die spanische Sportzeitu­ng „Marca“verwies darauf, Lopetegui habe als Jugend-Nationalco­ach Titel geholt und kenne die neue Generation der spanischen Profis um den Neu-Dortmunder Marc Bartra und den Bayern-Profi Thiago Alcántara sehr gut.

Als die Bayern im Hinspiel mit 3:1 bezwungen wurden, erhob ihn „AS“zum „Giganten“

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Foto: dpa Julen Lopetegui ist der neue Trainer der spanischen Nationalma­nnschaft.

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