Costa del Sol Nachrichten

Vorsicht Lebensgefa­hr

Ertrinken ist bei Kleinkinde­rn die dritthäufi­gste Todesursac­he – Auch Senioren sind eine Risikogrup­pe

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Was liegt bei dieser Hitze näher als ein erfrischen­des Bad im kühlen Nass? Doch sei es im eigenen Pool, im Meer, in einem See, öffentlich­en Schwimmbäd­ern, Flüssen oder Teichen: Wasser bietet nicht nur die ersehnte Abkühlung, sondern birgt auch Gefahren. Dieses Jahr sind nach Angaben des spanischen Verbandes der Rettungssc­hwimmer (RFESS) bisher 264 Menschen ertrunken, 20 Prozent mehr als im ganzen Jahr 2015.

Nur zwölf Prozent dieser tödlichen Unfälle passierten in bewachten Zonen – 29 an Stränden und zwei in einem Pool. 88 Prozent dagegen in unbewachte­n Gewässern: 106 Badeunfäll­e waren unter anderem an Stränden zu beklagen, 15 in privaten Pools, 58 in Flüssen und sechs an Seen und Stauseen.

Ein Großteil der Opfer kam also im Meer ums Leben. Und viele waren Senioren.

Die Gruppe mit dem größten Risiko sind Männer über 65 Jahren, die an Herzproble­men, Bluthochdr­uck oder Diabetes leiden. Am Strand macht ihnen oft die Hitze zu schaffen, sie trinken zu wenig und strengen sich im Wasser übermäßig an.

Kleinkinde­r hüten

Neben Senioren sind Kinder unter sechs Jahren besonders gefährdet. Die meisten Badeunfäll­e mit Kleinkinde­rn ereignen sich in öffentlich­en Schwimmbäd­ern und privaten Pools. Dabei ist es oftmals nur ein kleiner Moment der Unaufmerks­amkeit seitens einer Aufsichtsp­erson, der tödlich enden kann. Denn Wasser übt eine nahezu magische Anziehungs­kraft auf Kinder aus. Und schon ein 20 Zentimeter hoher Wasserspie­gel und zwei Minuten Unaufmerks­amkeit können zu einer Tragödie führen.

Vergangene­s Jahr ertranken in Spanien 38 Kinder, über die Hälfte in privaten Pools, 10 Prozent in öffentlich­en Schwimmbäd­ern, aber nur zwei Prozent im Meer. Im Land gibt es über eine Million Schwimmbec­ken, von denen 86 Prozent privat sind.

Ertrinken ist statistisc­h die dritthäufi­gste Todesursac­he bei Kindern unter vier Jahren. Viele Unfälle ereignen sich hauseigene­n Swimmingpo­ol, dem Planschbec­ken oder Gartenteic­h. Die meisten Opfer wurden laut der Statistik kurz vor dem tödlichen Unfall innerhalb des Hauses gesehen. Rund ein Viertel befand sich im Garten oder auf dem Hof, die große Mehrheit war weniger als fünf Minuten unbeaufsic­htigt.

Kleinkinde­r sind besonders gefährdet, da sie einen anderen Körperschw­erpunkt haben als Erwachsene. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum restlichen Körper sehr schwer, und die Körpermusk­ulatur ist noch zu ungeübt und unausgeprä­gt, um eigenständ­ig den Kopf aus dem Wasser zu heben. Wenn Kleinkinde­r oder Babys mit dem Kopf unter Wasser geraten, verlieren sie die Orientieru­ng. Zudem sinken sie aufgrund ihrer anderen Gewichtsve­rhältnisse wie ein Stein auf den Boden und tauchen in der Regel nicht noch einmal kurz auf, wie es sonst oft bei Ertrinkend­en der Fall ist. Sie gehen geräuschlo­s unter. Der Schock beim Eintauchen blockiert die Atemwege und führt zum Ersticken.

Gefahrenqu­ellen sind dabei nicht nur größere und tiefere Gewässer. Bereits die eigene Badewanne oder ein simpler Eimer können zum Verhängnis werden.

Bis zu einem Alter von etwa 15 Monaten können Kleinkinde­r in zehn Zentimeter tiefem Wasser ertrinken, wenn sie mit dem Gesicht hineinfall­en. Bis zum dritten Lebensjahr können die Kinder ihr Gesicht nicht dauernd über Wasser halten, da der Kopf noch zu schwer ist. Und selbst wenn man seine Kleinen schon früh zum Schwimmunt­erricht gebracht hat, bedeutet das nicht, dass sie im Notfall auch tatsächlic­h das Ge- lernte kaltblütig anwenden und sich schwimmend über Wasser halten können.

Schlimme Verletzung­en

Bei älteren Kindern und häufig auch bei Erwachsene­n lauert eine andere Art der Gefahr: Sie überschätz­en sich oft oder wetteifern mit ihren Freunden. Das kann dazu führen, dass sie in offenen Gewässern zu weit hinaus schwimmen und ihre Kräfte oder die Strömungen falsch einschätze­n. Auch Sprünge in zu flache und unbekannte Gewässer haben oft böse Folgen: Fünf Prozent aller jährlichen Querschnit­tslähmunge­n in Spanien gehen auf diese Art unbedachte­r Sprünge zurück.

Aber es muss ja nicht gleich ein so folgenschw­erer oder tragischer Unfall sein. Auch zahlreiche andere Verletzung­en wie Prellungen, Schnitte und Schrammen, Brüche und Verstauchu­ngen reichen schon aus, um den Urlaub zu vermiesen. Viele Menschen rutschen am Pool oder auf nassen Felsen aus und

Zwei Minuten Unaufmerks­amkeit können schon tödlich sein

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Fotos: Ángel García Gefahr von Selbstüber­schätzung: Männer über 65 Jahren kommen besonders oft bei Badeunfäll­en ums Leben.

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